Fey 05: Der Schattenrpinz
Bemerkung durchgehen. Sie wußte, daß Wind sie nie hatte leiden können, weil sie eine Gestaltwandlerin war.
Niche beugte sich zu ihr herüber. »Gabe hatte eine Vision, die ihn erschreckte. Zum ersten Mal vor zwei Wochen, und sie ist ihm nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Er hat der Schamanin davon erzählt, aber auch sie konnte seine Fragen nicht beantworten. Deshalb hat er sich entschlossen, auf eigene Faust zu handeln.«
Solanda setzte sich neben Niche. »Was war das für eine Vision?«
»Genaugenommen hatte er zwei. In der einen sprach er mit einem älteren Fey, einem Mann, den er nicht kannte, und andere Fey kamen hinzu. Dann wurde alles schwarz. Das hätte ihn nicht weiter beunruhigt, wäre nicht die zweite Vision gewesen. In dieser spricht der Golem mit dem älteren Fey, andere Fey kommen ins Zimmer, und einer von ihnen ersticht den Golem mit einem Messer. Gabe glaubt, daß sich das alles im Palast abspielt.«
»Und die Schamanin konnte ihm nicht helfen?« Solanda fror plötzlich.
»Sie sagt, daß Gabe eine Weggabelung gesehen hat und daß die Richtung des Weges durch Taten geändert werden kann.«
»Aber sie wußte nicht, was die Vision überhaupt ausgelöst hat?« fragte Solanda weiter.
Niche schüttelte den Kopf. »Offenbar ist vor zwei Wochen eine Veränderung eingetreten. Etwas Wichtiges.«
»Offenbar«, bestätigte Solanda. Als sie aufblickte, sah sie, daß Wind sie mit einem Tablett in den Händen von der Tür aus beobachtete. Als er ihren Blick auffing, kam er herein, als habe er heimlich gelauscht. »Wer waren die Fey in seiner Vision?«
Niche schüttelte den Kopf. »Das hat er nicht gesagt.«
»Warum ist er nicht zu ihnen gegangen?« fragte Solanda.
»Er hat sie nicht erkannt«, erwiderte Wind. Er stellte das Tablett auf einen kleinen Tisch an der Wand. Dann reichte er Solanda eine Tasse Tee. Er schien nicht mehr wütend auf sie zu sein. »Er sagt, das komme bei Visionen manchmal vor.«
»Aber es hört sich an, als hätte er reichlich Gelegenheit gehabt, sie zu betrachten«, wandte Solanda ein.
»Der Mord hat ihn mehr interessiert als die Fey«, erklärte Niche. »Deshalb wollte er den Golem auch so schnell wie möglich aus dem Palast schaffen.«
»Also glaubt er, daß das alles schon bald passieren wird?«
»Er hat gesagt, der Golem sah aus wie er selbst, als blicke er in einen Spiegel«, erwiderte Niche. »Er hatte das Gefühl, es könnte jeden Augenblick eintreffen.«
»Seid ihr sicher, daß er wirklich versuchen wollte, Sebastian zu retten? Oder wollte er, daß der Golem am Leben bleibt, um seinen Platz einzunehmen?«
»Gabe ist nicht so«, murmelte Wind.
»Das sagst du«, meinte Solanda zweifelnd. »Aber ich habe keine Beweise.«
»Außer meinem Wort«, gab Wind zurück.
»Das Wort eines Irrlichtfängers«, spottete die Gestaltwandlerin.
Niche reckte das Kinn. »In seinem eigenen Haus! Und das über seinen eigenen Sohn! Hüte deine Zunge, Solanda.«
»Nein«, erwiderte Solanda. »Das werde ich nicht tun. Ich will alles über diese Vision wissen, und ich will wissen, warum Gabe deswegen ein solches Risiko eingegangen ist. Visionäre suchen nicht oft den Schauplatz ihres Todes auf, um diesen Tod zu verhindern.«
»Er hatte keine Angst vor seinem Tod«, widersprach Niche. »Er sagte, er sei vorbereitet.«
»Niemand ist vorbereitet«, entgegnete Solanda. Sie erinnerte sich an die endlosen Diskussionen mit Nicholas darüber, wie Jewel versucht hatte, sich vor einer Verletzung zu schützen, wie statt dessen alles, was sie tat, die Vision nur noch verdüsterte, bis diese Verletzung schließlich zu ihrem Tod führte.
Niche ergriff mit ihren schlanken Fingern eine Tasse. »Aber du dachtest, Gabe wäre bei uns.«
Solanda nickte.
»Also hat er den Palast wieder verlassen? Mit dem Golem?«
»Das hat Arianna verhindert. Sie hat ihn und seine Begleiter gejagt, und wir mußten sie mit Gewalt zurückhalten. Dann ist Gabe verschwunden und nicht mehr zurückgekommen.«
»Bei uns ist er auch nicht eingetroffen.« Niches Stimme wurde lauter. Wind setzte sich neben sie und nahm ihre Hand.
Solanda wartete.
»Glaubst du, daß es ihm gutgeht?« fragte Niche leise.
»Es ging ihm gut, als ich ihn verließ.«
»Vielleicht versucht er, die Vision auf andere Weise zu ändern«, meinte Wind.
»Vielleicht«, stimmte Solanda zu. »Aber etwas verstehe ich nicht. Gabe kennt doch alle Fey auf der Insel, oder?«
»Vielleicht gibt es ein paar Siedler …«, begann Wind.
Niche schüttelte den
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