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Fey 06: Die Erben der Macht

Fey 06: Die Erben der Macht

Titel: Fey 06: Die Erben der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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ich zu kalt werde.«
    »Nein«, erwiderte sie. »Aber Ihr müßt sterben, wenn jemand Euer Herz durchbohrt.«
    Mehrere Wachsoldaten legten die Hand auf den Schwertknauf. Rugad blickte sie warnend an, um sie daran zu erinnern, daß sie das Mädchen nicht anrühren sollten. »Du auch, Kind«, sagte er schließlich. Er lächelte sie an und versuchte, die ganze Wärme, die er für sie empfand, in seine Augen zu legen. Sie war großartig. Er mußte sie nur auf seine Seite ziehen. »Du begreifst doch, daß ich nicht wegen der Blauen Insel gekommen bin, oder? Die Blaue Insel gehört den Fey, seit sie darauf Anspruch erhoben haben. Ich bin deinetwegen gekommen.«
    »Meinetwegen?« Sie hob den Kopf. »Nun, jetzt habt Ihr mich.«
    Rugad schüttelte den Kopf. »Ich habe dich erst, wenn du verstehst, wer du bist.«
    Arianna senkte den Blick. Plötzlich sah ihr Gesicht flach aus, kalt und abweisend.
    »Die Blaue Insel ist nur ein kleines Stück Land mitten im Infrin-Meer. Es gibt neun Meere und fünf Kontinente. Wenn du mit mir zusammenarbeitest, Mädchen, wirst du nicht nur über die Blaue Insel herrschen, sondern über alle diese Länder. Du wirst mächtiger sein als in deinen kühnsten Träumen.«
    »Ich träume nicht von Macht«, gab sie zurück, aber an ihrer schwankenden Stimme merkte Rugad, daß sie schon darüber nachgedacht hatte. »Und nicht ich werde über die Blaue Insel herrschen, sondern mein Bruder.«
    »Dein Bruder? Bei meinem Volk aufgewachsen und ohne Respekt für eure Traditionen?«
    »Er … kennt … die … Traditionen«, brachte der Golem hervor. Seine Stimme klang rauh und abgehackt. Einige Wachsoldaten zuckten zusammen. Sie wichen Rugads Blick aus. Es würde Tage dauern, die Moral der Truppe wieder auf ihr übliches Niveau zu heben.
    »So, so«, spottete Rugad. »Du bist also das Schoßhündchen meines Urenkels.«
    »Er ist niemandes Schoßhündchen«, fauchte das Mädchen.
    »O doch«, entgegnete Rugad. »Sonst wäre er nicht so lebendig.«
    »Laßt meinen Sohn in Ruhe«, mischte sich Nicholas ein.
    »Er ist nicht Euer Sohn«, sagte Rugad. »Er ist ein Stück Stein.«
    »Er ist ein Mensch und führt sein eigenes Leben«, widersprach Nicholas.
    »Er ist nicht aus Fleisch und Blut«, konterte Rugad. Er fragte sich, woher dieser Mann wissen konnte, daß das, was er seinen Sohn nannte, nur ein magisches Gebilde war. Er hatte den König nicht für so klug gehalten. Er war auf dies alles nicht vorbereitet gewesen.
    »Er ist vielleicht nicht aus Fleisch und Blut«, gab Nicholas zu, »aber er hat eine lebendige Seele – und die ist wahrscheinlich unschuldiger als Eure.«
    Rugad betrachtete wieder den Golem. Auf dieser Insel schien er dauernd jemanden zu unterschätzen. Ein Golem mit einer unschuldigen Seele? Vielleicht war er doch mehr als nur ein magisches Gebilde. Aber was war er dann?
    »Er muß seine Lebenskraft von jemandem bezogen haben«, erklärte Rugad in der Hoffnung, damit das Thema abzuschließen. »Und er scheint eine Menge über meinen Urenkel zu wissen.«
    Der Golem rührte sich nicht. Das Mädchen blickte von ihrem Vater zu dem Golem und wieder zurück zu Rugad. »Laßt ihn in Ruhe«, wiederholte sie.
    »Warum?« fragte Rugad, froh, auch bei ihr eine Schwäche entdeckt zu haben. »Wo er doch eine direkte Verbindung zu meinem Urenkel hat.«
    Er trat einen Schritt auf die Gefangenen zu. Die Wachen rückten nach. Er würde prüfen, wie weit die Loyalität des Mädchens reichte. »Alles, was ich tun muß, um meinen Urenkel zu finden«, begann Rugad und griff nach dem Golem, »ist, entlang seiner starken Verbindung zu reisen.«
    »Neeeiin …«, stöhnte der Golem und warf den Kopf zurück.
    »Das könnte den Golem natürlich zerstören, aber da er sowieso nicht lebendig ist …«
    »Ihr werdet ihm nicht weh tun!« Das Mädchen bewegte sich so rasch, daß Rugad nicht einmal Zeit hatte, einen Warnruf auszustoßen. Sie riß einem der Wachsoldaten das Schwert aus der Hand, schwang es über die Köpfe der anderen Wachen und drückte es an Rugads Kehle. Die scharfe Spitze ritzte seine Haut.
    Die Wachen stürzten sich auf sie.
    »Halt!« brüllte Rugad. Sein Adamsapfel hüpfte gegen die Schwertspitze. Es schmerzte. »Ihr sollt sie nicht anrühren.«
    Die Männer hielten inne.
    Rugads Blick begegnete dem des Mädchens. Ihre Augen funkelten furchtlos.
    »Du weißt nicht, womit du spielst, Kind«, keuchte er.
    »Ich weiß es.« Sie lächelte. »Aber es ist mir egal.«

 
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    Sie waren noch nicht weit

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