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Fey 06: Die Erben der Macht

Fey 06: Die Erben der Macht

Titel: Fey 06: Die Erben der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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erleichtert, daß es nicht ihr Vater war, und schämte sich im selben Augenblick ihrer Gefühle. Ein Leben war so wertvoll wie das andere.
    Wenn es nicht jemandem gehörte, den sie liebte.
    Sie ließ sich von einem Windstoß nach oben tragen und flog in Richtung Nordturm. Dort landete sie auf dem Sims und schlüpfte unter das Dach, so, wie sie es schon häufig getan hatte. Sie beherrschte sich und steckte den kleinen Rotkehlchenkopf nicht mehr unter dem Dach hervor, um festzustellen, ob ihr andere Vögel gefolgt waren.
    Dann hüpfte sie ins Zimmer. Es schien unverändert. Seit sie weggeflogen war, war kein anderer Vogel hiergewesen. Sie trippelte ein Stück vom Fenster weg und Verwandelte sich. Ihr Vogelkörper wurde länger, ihre Knochen füllten sich, die Federn verschwanden unter ihrer Haut. Aus ihren zerbrechlichen Flügeln wurden Arme, aus den dürren Beinchen menschliche Beine. Der Schnabel wurde flacher, an seiner Statt erschien die Nase, darunter ein Mund.
    Der Rauchgeschmack war so durchdringend, daß er ihre Zunge wie ein Schmutzfilm bedeckte. Sie schluckte, und ihr wurde übel. Sie stützte sich mit einer Hand gegen die schmutzige Wand und übergab sich, bis ihr Magen völlig leer war.
    Ihr Mund schmeckte widerlich, aber zumindest war der Rauchgeschmack verschwunden. Sie riß ein Stück Stoff von ihrem Kleid und wischte sich das Gesicht. Noch nie hatte sie so auf eine Verwandlung reagiert. Vermutlich war es nicht die Verwandlung, sondern der tausendfache Tod in Jahn, der diese Reaktion ausgelöst hatte.
    Ihr Körper hatte nur gewartet, bis sie in Sicherheit war, bevor er sich diese Reaktion gestattete.
    Sie holte tief Luft und blinzelte. Ihre Augen brannten, und nichts half dagegen.
    Es war Wirklichkeit.
    Es war Krieg.
    Und es würde noch schlimmer werden.
    Ihre Eltern hatten sich im Krieg kennengelernt. Ihr Vater hatte immer gehofft, ihr das ersparen zu können. Aber das war unmöglich. Nicht mit ihrem Erbe. Nicht, solange die Blaue Insel zwischen Leutia und Galinas lag.
    Nicht, wenn die Möglichkeit bestand, daß das Versagen der Fey in der ganzen Welt bekannt wurde.
    Solanda hatte sie vor diesem Tag gewarnt, aber erst jetzt verstand Arianna die Bedeutung ihrer Worte. Leichen und der Geruch nach brennendem Fleisch. Rauch über der ganzen Stadt. Eine Gefangene im eigenen Haus. Es hieß, so tiefe Furcht zu empfinden, daß man sie nicht mehr bekämpfen konnte.
    Sie zog ihr Gewand an und torkelte zum Fenster. Es war geöffnet und würde es auch bleiben, solange Arianna nichts unternahm.
    Bis jetzt waren ihr keine Vögel gefolgt, aber sie konnten diesen Platz ebenso entdecken wie sie selbst vor einiger Zeit.
    Sie verschloß das Fenster so schnell wie möglich mit Brettern und stopfte Heu in die Ritzen. Diese Barrikade ließ sich zwar einfach entfernen, aber vielleicht versuchten es die Vögel erst gar nicht. Vielleicht suchten sie nach auffälligeren Stellen.
    Arianna hoffte es.
    Dann zog sie den Gürtel ihres Gewandes fest und verließ den kleinen Raum.
    Das fensterlose Treppenhaus des Turmes war völlig dunkel. Das Schlurfen von Ariannas Füßen hallte auf dem Steinboden wider. Das Gefühl, allein zu sein, das sie schon früher verspürt hatte, war wieder da. Fast hätte sie geweint. Aber niemand würde sie hören. Sie hatte extra darum gebeten, daß die Wachposten abgezogen wurden. Nur ihr Vater, die Kinderfrau, Solanda und Sebastian wußten von ihren Wandlungen. Sonst niemand. Die Inselbewohner hätten es niemals akzeptiert.
    Sie ging hinunter zum Gemach des Bauernaufstandes, wo ihr Vater auf sie warten wollte. Dort blieb sie stehen.
    Das Treppenhaus war leer. Wäre ihr Vater im Zimmer gewesen, hätten Wachen vor der Tür stehen müssen.
    Aber es waren keine zu sehen.
    War diese Leiche im Hof das letzte Zeichen eines Kampfes, der hier stattgefunden hatte? Waren sie verraten worden? Hatte man jemanden entführt?
    War der Schwarze König gekommen und hatte ihre Familie geholt?
    Sie unterdrückte ihre Furcht. In einem solchen Fall, so hatte man sie gelehrt, war es ihre Aufgabe, den fraglichen Ort zu verlassen und Hilfe zu holen. Aber diese Anweisung ging von einer normalen Welt aus, in der sich normale Dinge ereigneten. Arianna, innerlich darauf vorbereitet wegzulaufen, sobald sie etwas Ungewöhnliches erblickte, drückte vorsichtig die Klinke herunter und öffnete die Tür einen Spaltbreit.
    Aber sie sah nur ihren Vater, der mit bleichem Gesicht allein in der Mitte des Zimmers stand. Sie schlüpfte in den

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