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Fey 06: Die Erben der Macht

Fey 06: Die Erben der Macht

Titel: Fey 06: Die Erben der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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die Fey kämpfen. Seiner Ansicht nach würden die Fey wahrscheinlich nicht einmal auf dem Hof auftauchen, und Fledderer stimmte zu. Fledderer sagte, die Fey handelten im Krieg immer nach der gleichen Taktik. Sie zerstörten nur das Machtzentrum des Gegners, ließen den ländlichen Reichtum aber unangetastet.
    Adrian fand das einleuchtend, auch wenn es ihm nicht gefiel. Er hatte überhaupt in der ganzen Sache kein gutes Gefühl, aber er sagte nichts. Sein Leben würde sich erneut ändern. Die behagliche Welt, in der er geboren worden war, war schon lange untergegangen. Auch die Welt aus der Zeit seiner Gefangenschaft existierte nicht mehr, und die einfache Welt, die er sich danach selbst aufgebaut hatte, war soeben im Begriff, sich aufzulösen. Noch wußte er nicht, wodurch sie ersetzt werden würde, und vielleicht würde er nicht einmal mehr lange genug leben, um es noch herauszufinden.
    Zumindest war Luke zu Hause und hielt sich aus den Kämpfen heraus. Adrian hätte es nicht ertragen, wenn sein Sohn ein zweites Mal durch die Handlungen seines Vaters in Schwierigkeiten geraten wäre.
    Der Mais raschelte im Wind. Adrian liebte das Knistern und Ächzen des reifenden Getreides, das leise Summen geschäftiger Insekten, den Geruch der Pflanzen. Das war sein Leben, nicht jene alles durchdringende Furcht, die in seinem Magen zu entspringen schien und seinen ganzen Körper erfüllte.
    Fledderer würdigte das Getreide keines Blickes. Unablässig beobachtete er alles, den Straßenrand, die Straße, den Himmel. Wieder und wieder leckte er sich über die Lippen, als wollte er die Luft schmecken. Sein stämmiger Körper war in besserer Form als je zuvor. Die Arbeit auf dem Bauernhof hatte seine Arme weit mehr gekräftigt als die Arbeit im Schattenland, als er sich um die Toten der Fey zu kümmern hatte. Außerdem hatte er abgenommen, und seine Haut war von der Sonne gebräunt. Aber es gab auch neue Sorgenfalten in seinem Gesicht, und seine Augen schienen nach einem weit entfernten Punkt zu suchen. Seine Nervosität war wie ein anhaltend hoher Pfeifton. Adrian versuchte, nicht auf den Ton zu achten, aber irgendwie wurde es dadurch noch schlimmer.
    Plötzlich blieb Fledderer stehen. Er biß sich so kräftig auf die Unterlippe, daß sie zu bluten begann. Als Adrian weiterging, packte ihn Fledderer am Arm.
    »Hol Coulter her. Sofort.«
    Adrian befreite seinen Arm aus Fledderers Umklammerung und rannte die kurze Entfernung zu Coulter. »Coulter«, keuchte er. »Halt an. Fledderer hat etwas gesehen.«
    »Wir haben keine Zeit zum Anhalten«, sagte Coulter.
    Adrian nahm Coulters Arm. Sein Griff war genauso fest wie Fledderers. »Er ist beunruhigt.«
    »Er kann doch gar nichts Wichtiges sehen.«
    »Er hat sein ganzes Leben bei den Fey verbracht. Vielleicht sieht er sogar mehr als du.«
    Coulter blieb plötzlich stehen. Zwei rote Flecken erschienen auf seinen bleichen Wangen. Seine Augen waren auffallend dunkelblau. »Ich hoffe, es ist wirklich so wichtig, wie du sagst«, murrte er, als hätte nicht Fledderer entschieden stehenzubleiben, sondern Adrian.
    Schweigend führte Adrian ihn zu Fledderer, der mitten auf der Straße stand und seinen breiten Kopf wie lauschend schieflegte.
    »Was gibt’s denn?« fragte Coulter ungehalten.
    Statt einer Antwort zeigte Fledderer schweigend zum Himmel.
    Coulter und Adrian folgten seinem Finger mit den Augen.
    Der Himmel war so tiefblau, als sei er von einem der Domestiken eingefärbt worden. Die Wolkenfetzen von vorhin waren verschwunden. Direkt über ihnen schien die Sonne, und die Luft waberte vor Hitze.
    Adrian konnte nichts Besonderes erkennen. Der Himmel sah überall gleich aus.
    »Was ist da?« fragte Coulter. »Ein Schattenland?«
    »Glaub’ ich nicht«, erwiderte Fledderer.
    »Was denn? Was siehst du?« fragte Adrian ungeduldig.
    »Folge meinem Finger«, entgegnete Fledderer. »Dann siehst du ein winziges Licht blitzen.«
    Ein Licht, mitten im Sonnenschein? Das konnte sich Adrian nicht vorstellen. Aber er duckte sich ein wenig und folgte der Richtung, die Fledderers ausgestreckter Finger wies. Plötzlich sah er es. Ein Aufblitzen, wie eine Schwertklinge in der Sonne, nur viel kleiner. Erheblich kleiner. Es verschwand und blitzte dann wieder auf, wie ein winziges Warnzeichen.
    Adrian kniff die Augen zusammen, aber das kleine Leuchtzeichen wurde nicht deutlicher. Kein Wunder, daß Coulter es für den Eingang eines Schattenlandes gehalten hatte. Adrian konnte sich immer noch an die blitzenden

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