Fey 06: Die Erben der Macht
Vorbild umerziehen. Und Gabe und seine Schwester werden den Schwarzen König sogar noch übertreffen, weil sie viel mächtiger sind als er. Sie wissen sich ihrer Macht nur noch nicht richtig zu bedienen. Ich kann dieses Problem ein für allemal aus der Welt schaffen, indem ich Gabe töte. Und wenn ich das Mädchen auch noch erwische, gibt es für den Schwarzen König keinen Grund, länger hierzubleiben.«
»Dadurch ändert sich doch nichts, wird nichts besser!« erwiderte Adrian und versuchte, sich nichts von der Panik anmerken zu lassen, die in ihm aufstieg. Es war sein Fehler, daß sie Fledderer mitgenommen hatten. Er wußte schließlich, wie impulsiv und manchmal auch verrückt sich die kleine Rotkappe aufführte, aber trotzdem glaubte er fest daran, daß Fledderer, der bereits einen Mord begangen hatte, niemals einen zweiten begehen würde. Nicht ohne Grund. »Der Schwarze König wird trotzdem bleiben und die Blaue Insel übernehmen.«
»Aber wozu sollte er das tun?« sagte Fledderer. Er hielt Gabe eng umfaßt, der sich kaum rührte, aber keinen furchtsamen Eindruck machte. Sein ganzer Körper war erschlafft, als würde er im nächsten Augenblick einschlafen. Nur seine rechte Hand bewegte sich langsam. »Wenn es keinen Regenten mehr in der Schwarzen Familie gibt, dann wird auch niemand Leutia erobern. Und wenn keiner regieren kann, dann haben die Fey die Möglichkeit, den Aufstand zu proben. Sie könnten den Schwarzen König töten …«
»Du bist verrückt«, sagte Leen. Sie drückte ihre Messerspitze gegen Fledderers Rücken.
»Vielleicht«, gab Fledderer zu. »Aber vielleicht habe ich auch recht. Wenn es dem Schwarzen König nicht gelingt, seine Urenkel zu finden, hat er verloren. Selbst wenn er die Blaue Insel erobert.«
»Laß ihn los, Fledderer«, sagte Coulter. »Wir schaffen Gabe von hier weg. Wir halten ihn vom Schwarzen König fern.«
»Kannst du das?« fragte Fledderer. »Falls du es nämlich nicht schaffst, können wir ihn ebensogut gleich hier töten. Jetzt. Sonst müssen wir alle seinetwegen sterben.«
»Nein, nicht wir alle«, entgegnete Gabe. Seine Stimme klang gepreßt. »Nur du.«
Seine rechte Hand glitt plötzlich zwischen seinem Rücken und Fledderers Brust nach unten. Und nach Fledderers Gesichtsausdruck zu urteilen, hatte Gabe sein Ziel getroffen. Fledderer wurde weiß und japste. Mit der Linken stieß Gabe das Messer von seiner Kehle und drehte sich um, die andere Hand immer noch zwischen Fledderers Beinen. Er warf den kleinen Fey auf den Boden und setzte ihm das Knie auf die Brust, bevor er den Griff von Fledderers Lenden löste.
Leen packte Fledderers Messer.
»Berühr mich nie, nie wieder, du kleines Stück Dreck«, stieß Gabe zwischen den Zähnen hervor.
Fledderer knurrte und versuchte, nach Gabe zu schlagen, aber Adrian hielt einen seiner Arme fest, während Coulter den anderen ergriff.
»Er ist kein Stück Dreck«, antwortete Adrian. »Er ist genauso ein Fey wie du. Und wenn du ihm zuhörst, kann er dir vielleicht sogar das Leben retten.«
Voller Verachtung spuckte Gabe neben Fledderer auf den Boden und erhob sich dann. »Er hat gerade versucht, mich zu töten.«
»Er hat versucht, dir begreiflich zu machen, warum du dich unbedingt von deinem Urgroßvater fernhalten solltest. Er dachte, du würdest ihm nicht zuhören, wenn er es auf andere Art versucht.«
»Mein Urgroßvater hat meine Familie auf dem Gewissen.«
»Und er hat deinen Geist bereits einmal berührt«, äußerte Coulter. »Wir wissen nicht, mit welchen Tricks er noch arbeitet. Vielleicht kann er sogar deine Gedanken beeinflussen.«
»Was er kann, kann ich auch«, entgegnete Gabe.
»Du bist achtzehn«, antwortete Adrian. »Er hat dir einige Generationen an praktischer Erfahrung voraus. Ich würde es an deiner Stelle nicht auf ein Kräftemessen ankommen lassen.«
»Hier geht es nur um dich, Junge«, sagte Fledderer, der immer noch flach auf dem Rücken lag. »Kapierst du das nicht? Wenn du in die Stadt gehst, läufst du ihm direkt in die Arme.«
»Hör doch endlich auf Fledderer«, drängte auch Coulter. »Du mußt deinen Urgroßvater unbedingt von hier, von außerhalb bekämpfen.«
Gabe warf Coulter einen langen Blick zu. »Und was ist mit Sebastian?«
»Deine Schwester ist bei ihm. Du hast sie gewarnt. Hab ein bißchen Vertrauen zu ihr«, entgegnete Coulter.
»Sie liebt ihn, soviel ist sicher«, sagte Adrian. »Seinetwegen hat sie dich ja fast umgebracht.«
»Und was kann ich hier ausrichten?«
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