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Fey 06: Die Erben der Macht

Fey 06: Die Erben der Macht

Titel: Fey 06: Die Erben der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Lichter in der Dunkelheit jener Nacht erinnern, als er seine Freiheit verloren und sich sein ganzes Leben verändert hatte.
    Die Lichter am Eingang zu einem Schattenland blitzten ganz ähnlich, aber sie bildeten einen Kreis. Dies hier war nur ein einzelnes Licht, so hell, daß es sogar bei Tageslicht zu sehen war.
    »Was ist das?« fragte er.
    Fledderer beschattete die Augen mit der Hand. »Ein Irrlichtfänger, glaube ich.«
    »Warum sollte ein Irrlichtfänger hier herumfliegen? Das wäre doch unsinnig …«
    »Psssst«, beschwichtigte Adrian. Manchmal behandelte Coulter Fledderer genauso geringschätzig wie die Fey. Man hatte ihm von klein auf eingehämmert, daß ein Lebewesen nur durch magische Kräfte zu etwas Besonderem wurde, und diese Überzeugung hatte sich unausrottbar in ihm festgesetzt. Coulter ließ es Fledderer gegenüber nie an Respekt fehlen, aber mitunter fühlte sogar Adrian, daß er ihn eigentlich verachtete.
    »Er sieht etwas, oder?« fragte Adrian Fledderer.
    Fledderer nickte. »Das vermute ich.«
    Endlich verstand Coulter. »Gabe?« fragte er mit einem Unterton von Panik.
    Adrian packte Coulters Arm noch fester. »Entweder hält der Irrlichtfänger Wache und wartet auf Verstärkung, oder er ist ein Wachposten, der nach Inselbewohnern Ausschau hält.«
    »So oder so, wir haben jedenfalls ein Problem«, stellte Fledderer fest.
    »Nein«, widersprach Coulter. »Gabe hat ein Problem.« Er schluckte, zog seinen Arm aus Adrians Umklammerung und setzte sich hin. Adrian runzelte die Stirn. Wie konnte man sich in dieser kritischen Situation nur so sonderbar verhalten?
    »Laßt mir einen Augenblick Zeit«, bat Coulter.
    Dann legte er den Kopf zurück und kniff die Augen zusammen, genau wie in der Nacht vor Gabes Ankunft. Plötzlich begriff Adrian. Er suchte nach den Linien, die er ihnen damals gezeigt hatte. Er stellte fest, in welchen Bahnen die Magie verlief.
    »Im Moment ist hier nur einer«, sagte er. »Und Gabe. Aber vor kurzem war noch ein zweiter Irrlichtfänger hier.«
    »Der holt jetzt bestimmt Verstärkung«, mutmaßte Fledderer.
    »Würde ich auch sagen«, stimmte Coulter zu. Er warf Adrian einen Blick zu. »Sie wollen Gabe.«
    »Ich weiß«, entgegnete Adrian.
    »Aber er darf nicht in ihre Hände fallen. Das schadet uns allen.«
    »Ist mir klar«, gab Adrian zurück.
    Coulter schürzte die dünnen Lippen. »Dann vergebt mir«, sagte er und wandte sich wieder dem winzigen Licht zu.
    Ehe Adrian fragen konnte, was Coulter damit sagen wollte, zischte ein Lichtstrahl aus Coulters Körper. Er war leuchtend gelb und von blendender Helligkeit. Adrian hatte schon früher gesehen, wie Coulter Lichtstrahlen verschoß. Er selbst war bei der Flucht aus dem Schattenland von diesem Licht umhüllt gewesen. Aber er hatte noch nie gesehen, daß Coulter mit dem Strahl zielte.
    Der Lichtstrahl sah starr und greifbar aus, wie ein Stab, der direkt aus Coulters Körper in den Himmel ragte. Er bohrte sich immer weiter, wurde immer länger, bis er schließlich auf das blitzende Licht traf. Adrian glaubte, ein schwaches Geräusch zu vernehmen, einen leisen Schrei, bevor eine kleine schwarze Rauchwolke im Sonnenlicht trieb.
    Coulters Licht verschwand.
    Coulter vergrub das Gesicht in den Händen.
    »Keine Zeit für Reue«, sagte Fledderer. Er legte seine Hände unter Coulters Arme und versuchte, ihn auf die Beine zu stellen. Wäre Fledderers Panik nicht so unübersehbar gewesen, hätte es ein komischer Anblick sein können, wie sich der kleine, vierschrötige Fey mühte, einen doppelt so großen Inselbewohner hochzustemmen.
    Fledderers Panik war ansteckend. Diesmal würden die Fey sie nicht nur fangen, sondern ohne viel Federlesens töten. Und Adrian war sich nicht sicher, ob Coulter einer ganzen Truppe von Fey gewachsen war.
    »Er hat recht«, bekräftigte Adrian. »Steh auf. Wir müssen zuerst zu Gabe.«
    Das wirkte. Coulter erhob sich und schwankte einen Augenblick, bevor er einen Schritt nach vorne tat. Fledderer ließ ihn los, und Adrian trat an seine Stelle und stützte Coulter am Ellenbogen. Coulter sah verstört aus. Noch nie hatte er seine Macht auf diese Weise benutzt. Bisher hatte er immer nur geholfen, niemals getötet.
    »Es war eine Frau«, murmelte er. »Sie hat seit Jahren für Rugad gearbeitet. Sie war eine Irrlichtfängerin. Sie hatte Angst, daß sie der Aufgabe, den Schwarzen Prinzen zu bewachen, nicht gewachsen ist.«
    »War sie auch nicht«, ließ sich Fledderer hören. »Sie hätte dich schon längst

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