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Fey 06: Die Erben der Macht

Fey 06: Die Erben der Macht

Titel: Fey 06: Die Erben der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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bemerken müssen. Und jetzt laßt uns abhauen.«
    Er ging voran, ein kleingewachsener Krieger, der unter der Last seiner vielen Waffen wankte. Adrian schob Coulter vor sich her. Er hatte ihm verschwiegen, daß es noch mehr Leichen geben würde, bevor sie alles überstanden hatten. Das war nur der erste Tote gewesen, der auf Coulters Konto ging.
    Die Straße machte jetzt eine leichte Biegung und fiel dann zu einem tiefer gelegenen Feld hin ab. Unten in der Senke saß Gabe, den Kopf in die Hände gestützt. Er saß genauso da wie Coulter noch vor wenigen Minuten. Leen, die offenbar nicht recht wußte, was sie tun sollte, kniete neben ihm und betastete ihn mit fahrigen, unsicheren Bewegungen.
    Coulter war noch zu angegriffen, und auf Fledderer würde Gabe nicht hören. Also war die Reihe an Adrian.
    Er ließ Coulters Arm los und trat vor Leen. Sie war gezwungen, zu ihm aufzublicken.
    »Was ist passiert?« fragte er. Er befürchtete, die Fey wären vielleicht schon hiergewesen und hätten irgendeinen neuen Zauber eingesetzt.
    »Er hatte eine Vision«, antwortete Fledderer an Leens Stelle. »Wisch dir mal die Spucke ab, Junge. Das steht dir überhaupt nicht.«
    Gabe hob die linke Hand und wischte sich über den Mundwinkel.
    »Mehrere Visionen«, erklärte Leen. »Sie haben ihm Angst eingejagt.«
    »Mehrere?« Fledderer klang überrascht und erschrocken zugleich.
    »Egal«, sagte Adrian, dem die Feinheiten der Fey-Magie im Augenblick völlig gleichgültig waren. »Ihr seid von einem Irrlichtfänger aufgespürt und bewacht worden. Die Fey wissen, wo ihr seid. Ihr müßt schnellstens von hier verschwinden.«
    Leen und Gabe blickten nach oben. Adrian tat es ihnen gleich. Der schwarze Rauch hatte sich beinahe aufgelöst, am Himmel war nur noch eine kleine schwarze Wolke zu sehen.
    »Hast du ihn getötet?« frage Gabe an Coulter gewandt.
    Coulters Augen waren blutunterlaufen, und seine Lippen bebten. »Mir blieb nichts anderes übrig.«
    »Das kommt in letzter Zeit anscheinend häufiger bei dir vor. Bist du sicher, daß es einer der Irrlichtfänger des Schwarzen Königs war? Oder war es vielleicht mein Vater?«
    Adrian setzte zu einer Antwort an, aber Coulter gab sich einen Ruck. »Es war eine Frau namens Cinder«, sagte er mit fester Stimme. »Wind ist tot. Das weißt du. Und Niche ebenfalls. Daran kannst du mir nicht die Schuld geben.«
    »Wie kannst du dir so sicher sein? Warst du mit ihnen auch Verbunden?«
    »Eine Berührung mit deinem Urgroßvater hat mir gereicht, Gabe«, sagte Coulter. »Vielleicht hast du noch nicht verstanden, wie gefährlich er ist, aber ich habe keine Zweifel daran.«
    »Wenn du es wirklich verstanden hättest«, entgegnete Fledderer, »dann würdest du jetzt die Beine in die Hand nehmen.«
    »Genau.« Adrian ergriff die Gelegenheit, sich in das Gespräch einzumischen. »Wir müssen dich verstecken, Gabe. Sie wissen, wo du bist.«
    »Bitte«, drängte auch Leen, die offenbar genau wußte, daß sie den Soldaten des Königs nicht gewachsen war.
    Gabe sah sie alle der Reihe nach fest an. »Ich gehe zum Palast«, sagte er.
    »Das ist doch reiner Selbstmord«, protestierte Coulter. »Sebastian ist sicher schon längst verschwunden.«
    »Falls das zutrifft, ist es dein Fehler«, erwiderte Gabe.
    Adrian trat jetzt zwischen die beiden jungen Männer. Er kauerte sich neben Gabe, entschlossen, ihn wie einen Jungen zu behandeln, der alles verloren hatte, und nicht wie einen Mann, der eines Tages mehr Macht haben würde als Adrian in seinem ganzen Leben.
    »Gabe«, sagte er. »Darüber können wir reden, wenn wir in Sicherheit sind. Aber die Fey werden jeden Augenblick hier sein. Sie haben die Irrlichtfängerin zu deiner Bewachung zurückgelassen, damit sie dich wiederfinden. Sie wissen genau, wo du bist …«
    »Er ist es nicht wert, daß wir noch länger darüber reden«, ertönte mit einem Mal Fledderers Stimme. Er drängte sich vor, packte Gabe beim Schopf und riß seinen Kopf zurück. Dann setzte er ihm ein Messer an die Kehle.
    Leen zückte ihr eigenes Messer.
    Adrian beugte sich vor.
    »Halt«, sagte Fledderer. »Noch eine Bewegung, und ich schlitze dem Jungen die Kehle auf. Gilt übrigens auch für dich, Herr Zaubermeister.«
    »Das wirst du nicht wagen«, entgegnete Coulter.
    »Und ob«, widersprach Fledderer so ruhig, daß Coulter plötzliche Furcht erfüllte. »Der Schwarze König ist wegen seiner Urenkel hier. Was wird er machen, wenn er sie in die Hände bekommt? Er wird sie nach seinem eigenen

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