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Fey 06: Die Erben der Macht

Fey 06: Die Erben der Macht

Titel: Fey 06: Die Erben der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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getäuscht, dachte Adrian. Fledderer hat sich getäuscht. Gabe konnte Coulter sogar sein Leben anvertrauen.
    »Die Irrlichtfänger, die dich großgezogen haben, sind tot. Die Inselbewohner hassen dich, weil du ein Fey bist, und die Fey wiederum hassen dich für deine verweichlichte Inselerziehung. Und was deinen Urgroßvater angeht, so will er nicht dich persönlich, sondern nur dein Potential.«
    »Und mein Vater? Meine Schwester? Sebastian?«
    »Dein Vater? Hat sich bis jetzt auch kein Bein für dich ausgerissen, oder?«
    »Er wußte nicht, daß es mich gibt.«
    »Das behauptete er jedenfalls«, erwiderte Fledderer. »Deine Schwester liebt diesen Golem mehr als dich. Und was ist mit deinem Golem? Hat er nicht schon jetzt deinen Platz eingenommen? Deine Welt ist so, wie du sie erschaffst, Junge, und das kannst du nur, wenn du niemandem über den Weg traust.«
    »Nicht einmal dir?«
    »Mir schon gar nicht. Ich glaube immer noch, daß wir besser dran wären, wenn du tot wärst.«
    Gabe zitterte am ganzen Körper. Unruhig blickte Adrian auf die Straße. Noch war nichts zu sehen, aber er konnte sowieso nichts erkennen. Das Gespräch schien Coulters gesamte Aufmerksamkeit in Anspruch zu nehmen, während Leen Fledderer wachsam beobachtete und ihr Messer die ganze Zeit griffbereit in der Hand hielt.
    Gabe verschränkte die Arme. »Was würde mein Urgroßvater mit dir tun?«
    »Er würde mich töten«, antwortete Fledderer. »Wenn ich sein Leben bedroht hätte.«
    Gabe nickte.
    »Läßt du mich am Leben, dann beweist du damit nur, was du für ein Feigling bist.«
    Adrian schluckte. Fledderer war seit langer Zeit mit ihm befreundet. Launenhaft, gefährlich, aber ein Freund. Wenn Gabe das Messer zog oder Leen einen Befehl gab, würde Adrian eingreifen, aber keine Sekunde vorher.
    »Vielleicht beweise ich damit auch meine Gerissenheit«, sagte Gabe. »Du bist der einzige, der mit mir offen geredet hat, ohne eigennützige Motive.«
    »Ich habe ein Motiv«, wehrte Fledderer ab. »Ich will, daß der Schwarze König aus meinem Leben verschwindet. Ich will nie wieder wie eine Rotkappe leben müssen. Und wenn ich dich töten muß, um dieses Ziel zu erreichen, dann werde ich es tun.«
    »Aber unter meinem Urgroßvater kannst du nur wie eine Rotkappe leben.«
    »Scheint so«, sagte Fledderer.
    »Also kannst du mir bestimmt einige ausgezeichnete Ratschläge geben.«
    »Solange du auf deinen Rücken aufpaßt.«
    »Na gut«, sagte Gabe abschließend. »Laßt uns von dieser Straße verschwinden.«
    Adrian stieß einen Seufzer der Erleichterung aus und gab Fledderers Arm frei.
    »Nein«, widersprach Fledderer. »Eins muß ich noch klarstellen. Wenn es jemals danach aussieht, daß Gabe in die Hände seines Urgroßvaters fällt, bringe ich ihn um.«
    »Ich denke daran«, erwiderte Gabe. Adrian hatte das Gefühl, als sei Gabe plötzlich größer geworden. Er blickte die anderen an. »Ihr habt anscheinend einen Plan ausgeheckt, um mich zu schützen. Schießt los.«
    Fledderer erhob sich. Leen steckte ihr Messer weg, ließ die Hand aber auf dem Knauf liegen. Adrian war ebenfalls aufgestanden, und Coulter atmete tief und zitternd ein.
    »Sie wissen, wo wir hingehen«, sagte Leen. »Sie wissen über den Hof Bescheid, das hast du selbst gesagt, Gabe. Und jetzt wissen sie, daß wir auf der Straße unterwegs sind. Wir können nirgendwohin. Du mußt ein Schattenland bauen.«
    Gabe legte ihr die Hand auf die Schulter. Er schien darauf zu warten, daß die anderen sprachen.
    Adrian fiel überhaupt nichts ein. Leen hatte recht. Sie konnten weder zum Hof zurück, noch konnten sie hierbleiben. Coulter machte immer noch einen abwesenden Eindruck.
    Fledderer seufzte. »Muß ich jetzt auch noch das Denken übernehmen?« fragte er barsch. »Ihr könnt doch hier kein Schattenland bauen. Danach suchen sie als erstes. Überlegt doch mal ein bißchen, Leute. Sie haben Irrlichtfänger auf euch angesetzt. Die können schließlich auch nicht alles. Sie beobachten ausschließlich aus der Luft. Die Verstärkung rückt zu Fuß an und folgt dabei den Angaben der Irrlichtfänger.«
    Adrian lächelte. Er verstand, worauf Fledderer hinauswollte. »Und das nutzen wir zu unserem Vorteil.«
    »Vorteil«, wiederholte Leen. »Ihr seid alle viel optimistischer als ich.«
    »Nein, das stimmt nicht«, widersprach Fledderer. »Wir haben nur mehr Erfahrungen gesammelt. Los, hier lang.«
    Er ergriff ihre Hand (wieder mußte Adrian lächeln – hatte Fledderer nicht schon die ganze

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