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Fey 07: Die Augen des Roca

Fey 07: Die Augen des Roca

Titel: Fey 07: Die Augen des Roca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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das Grauen nicht noch mehr schmecken, als es unvermeidlich war.
    Der Gestank schien durch die Poren in seinen Körper einzudringen. Er lag dick auf seiner Zunge und kroch ihm durch die Kehle in den Magen. Seine Augen brannten.
    Auch Sebastian entging der Gestank nicht, aber er schien ihn nicht so zu stören wie Con. Ihn schienen vielmehr die Leichen zu beunruhigen, denn er betrachtete jeden einzelnen Toten prüfend, wie um festzustellen, ob er ihn kannte.
    Con kannte die Toten nur zu gut. In den vergangenen zwei Jahren war er jeden Tag mit ihnen zusammengewesen. Bei der Invasion der Fey waren sie in die Katakomben geflohen, um sich in Sicherheit zu bringen.
    Trotzdem hatte etwas sie getötet, aber es sah nicht nach den Fey aus.
    Die Leichen lagen so verstreut, als wären sie bei der Flucht in die Tunnel, die Con und Sebastian eben verlassen hatten, umgekommen. Noch immer hing beißender Rauchgeruch in der Luft, und Con fragte sich, ob vielleicht das Feuer, das Jahn verwüstet hatte, auch die hier unten versammelten Rocaanisten getötet hatte.
    Der Tunnel war an dieser Stelle so eng, daß man annehmen konnte, die Hitze habe die Menschen zusammengetrieben und der Qualm den Sauerstoff verdrängt. Trotzdem hatten viele Rocaanisten es bis ans andere Flußufer geschafft.
    Nur merkwürdig, daß die Gruppe, bei der Con Zuflucht gefunden hatte, nie von dem Schlachtfeld gesprochen hatte, das hinter ihnen lag.
    Vielleicht wußten sie nichts davon.
    Vielleicht glaubten sie, die Fey hätten ihre Brüder getötet.
    Die steinernen Wände und der Fußboden waren jedenfalls hier schwarz – soweit Con das erkennen konnte. Wenigstens gab es hier mehr Licht. Kleine Lichtflecken fielen auf den Steinfußboden, als hätte die Decke Risse.
    Con versuchte beim Gehen nichts zu berühren. Er hob die Füße sorgfältig, um den verstreut liegenden Leichen auszuweichen, zuckte aber zusammen, als seine Sohlen auf den schleimigen Boden aufsetzten. Wenn er erst einmal draußen war, würde er sich unverzüglich den Talar vom Leibe reißen, ein Bad im Cardidas nehmen und den scheußlichen Gestank abwaschen, der schon fast ein Teil von ihm geworden war.
    Sebastian hatte eine kleine Biegung im Gang erreicht. Davor versperrten ihm drei Leichen den Weg. Er blieb stehen und drehte sich unendlich langsam nach Con um.
    »Sollen … wir … umkehren?« fragte er. Es klang fast hoffnungsvoll.
    »Nein«, erwiderte Con. »Wir haben das Ende der Katakomben fast erreicht. Die Karte zeigt keinen anderen Weg. Es sieht so aus, als ob die Tunnel am Tabernakel enden, aber ich hoffe, daß es eine Abzweigung gibt, so daß wir auf diesem Weg noch weiter nach Süden vordringen können. Ich habe keine Lust, den Fey über der Erde aus dem Weg zu gehen.«
    »Ich … auch … nicht«, stimmte Sebastian zu. Er betrachtete wieder die Leichen. »Aber … hier … entlang … will … ich … nicht … gehen.«
    »Je mehr wir uns beeilen, um so schneller sind wir draußen«, versprach Con. Und um so schneller konnte er wieder richtig atmen.
    Schließlich ging er zu Sebastian hinüber. Die langgestreckten, aufgedunsenen Leichen waren mit Ruß und Staub bedeckt. Sie waren richtiggehend in den engen Durchgang hineingezwängt. Um durch die Öffnung zu gelangen, mußten Con und Sebastian sie entweder wegräumen oder auf sie treten.
    Con gefielen beide Möglichkeiten nicht. Als Aud trug er keine Schuhe. Barfuß auf Leichen zu treten, erschien ihm ebenso abwegig, wie sie anzufassen.
    Aber Sebastian war nicht gelenkig genug, um zu springen.
    Con wußte ohnehin nicht, ob er Sebastian dazu bewegen könnte.
    »Was … ist … hinter … diesem … Gang?« stotterte Sebastian.
    »Der letzte Hauptraum, soweit ich mich erinnere«, antwortete Con. Als er das letzte Mal hiergewesen war, hatten die Katakomben ganz anders ausgesehen. Damals hatten die Fey vor dem Tabernakel gelauert, und die Katakomben waren leer gewesen, voller Staub und Spinnweben, wie die Tunnel unter dem Palast. Allerdings fand man in den Katakomben noch Reste von Möbelstücken, die aus jener Zeit stammten, als die Auds noch ohne jedes Licht in völliger Dunkelheit lebten.
    »Können … wir … dann … nach … draußen?«
    »Oder wir sehen nach, ob es noch einen anderen Gang gibt«, schlug Con vor.
    »Können … wir … nicht … hier … nachsehen?« bat Sebastian.
    Con runzelte die Stirn. Er wollte genauso wenig wie Sebastian auf diese Leichen treten. Er erinnerte sich nicht mehr gut genug an die Katakomben. An jenem

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