Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fey 07: Die Augen des Roca

Fey 07: Die Augen des Roca

Titel: Fey 07: Die Augen des Roca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
Vom Netzwerk:
Rüben eben schmeckten. Als nächstes ergriff Con eine Kartoffel und zermalmte sie zwischen den Zähnen. Er war so ausgehungert, daß er sich zwingen mußte, langsam zu essen.
    Sebastian stand an der Tür und sah zu. Erst störte es Con, aber nach einer Weile war es ihm egal. Er stopfte sich voll, bis er nicht mehr konnte. Dann betrachtete er die Weihwasserflaschen.
    Er war so durstig, und richtiges Wasser schien es hier nicht zu geben.
    Ob es dem Heiligsten wohl etwas ausmachte, wenn Con seinen Durst mit Weihwasser löschte?
    Con machte es etwas aus. Er hätte lieber anderes Wasser getrunken.
    »Sebastian«, bat er. »Kannst du nachsehen, ob es in einem dieser Räume Wasser gibt?«
    »Ich … geh’ … da … nicht … rein«, weigerte sich Sebastian.
    Irgendwie konnte Con Sebastians Mißtrauen verstehen. Er hatte Con erzählt, daß man ihn sein ganzes Leben lang vor dem Weihwasser gewarnt hatte. In der Tat hatte er Con an jenem ersten Tag, als sie durch die Tunnel gerannt waren (soweit Sebastian rennen konnte) gefragt, ob er Weihwasser bei sich trüge.
    Con hatte seine Weihwasserflasche beim Kampf mit den Fey verloren.
    »Du mußt ja nicht hineingehen«, beschwichtigte Con. »Nur einen Blick riskieren.«
    Er wischte sich Rübensaft vom Kinn und musterte die Kisten. Er wollte sich nicht allzulange hier aufhalten. Sebastian behauptete, daß es einen Tag dauerte, das Versteck seines Freundes zu erreichen. Das bedeutete, daß Con Lebensmittelvorräte mitnehmen mußte.
    Viel konnte er nicht tragen. Das Schwert wog schon genug. Die meiste Zeit hing es zwar in Cons improvisiertem Gürtel, aber manchmal hielt er es auch in der Hand.
    Sein Talar hatte ein paar Taschen, die er mit Obst und Gemüse vollstopfen konnte. Außerdem würde er versuchen, auch Sebastian zu überreden, einige Lebensmittel zu tragen. Verschreckt, wie er war, würde sich Sebastian allerdings wahrscheinlich weigern.
    Con hörte Sebastian den Gang entlangschlurfen. Er legte eine Hand auf seinen Magen. Er fühlte sich voll und aufgebläht, nicht so befriedigt wie zuvor. In seiner Gier hatte Con zuviel in sich hineingestopft. Aber immerhin fühlte er sich gestärkt.
    Er würde diesen Tag überstehen.
    »Da … sind … noch … mehr … Leichen«, hallte Sebastians Stimme durch den Gang.
    »Kein Wasser?«
    »Ich … hab’ … nicht … in … allen … Räumen … nachgesehen«, antwortete Sebastian. Aber er klang zweifelnd.
    Außerdem wurde Wasser nicht in Kisten, sondern in Lederbeuteln aufbewahrt. Bei dem Gestank und Ruß überall war es sicher verschmutzt.
    Daran hatte Con gar nicht gedacht.
    Das einzige in Glasbehälter abgefüllte Wasser war das Weihwasser.
    Con schloß ein Auge und richtete eine kurze Bitte um Vergebung an den Heiligsten. Nur hier unten war Wasser so rar, betete Con. War er erst einmal wieder über der Erde, konnte er aus dem Fluß trinken.
    Nur dieses eine Mal.
    Dieses eine Mal.
    Er kniete sich auf den Boden und ergriff eines der Fläschchen. Das Glas war mit dem üblichen schwarzen Überzug bedeckt. Con zog den Stöpsel heraus.
    Seine Hand zitterte. Er hörte Sebastian auf dem Gang. Wenn Sebastian ihn ertappte, würde er noch mehr Angst bekommen.
    Con durfte nichts verschütten. Er wollte nicht, daß Sebastian mit der Flüssigkeit in Berührung kam. Er hatte gehört, daß ein mit Weihwasser getränktes Tuch ausgereicht hatte, um Jewel, Sebastians Mutter, zu töten. Sebastian durfte nicht dasselbe Schicksal erleiden.
    Aber Con hatte so furchtbaren Durst.
    Vorsichtig faßte er den Hals der Flasche. Dann trank er.
    Zuerst schmeckte das Wasser nach Kartoffeln und dem allgegenwärtigen Gestank. Dann erst spürte Con den Geschmack des Weihwassers selbst.
    Es war bitter.
    So bitter, daß es ihm die Tränen in die Augen getrieben hätte, wenn er noch Tränen übrig gehabt hätte.
    Con trank das Fläschchen bis auf den letzten Tropfen aus, stöpselte es wieder zu und legte es in eine Ecke. Dann biß er in eine Kartoffel, um den Geschmack loszuwerden.
    Scheußlich. Kein Wunder, daß niemand freiwillig Weihwasser trank. Con hoffte, daß es ihm nicht dasselbe antun würde wie den Fey.
    Als Getränk jedenfalls schien es ungeeignet.
    Seinen Durst hatte es trotzdem gestillt.
    Als Sebastian in der Tür stand, hatte sich Con schon wieder erhoben. »Hilfst du mir, etwas von diesen Lebensmitteln mitzunehmen?«
    »Ich … habe … Taschen.« Sebastian kehrte die Taschen seiner Robe nach außen.
    »Gut«, lobte Con. »Ich brauche auch draußen etwas

Weitere Kostenlose Bücher