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Fey 07: Die Augen des Roca

Fey 07: Die Augen des Roca

Titel: Fey 07: Die Augen des Roca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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dir denn gar keine Sorgen?« platzte Arianna heraus. »Ich meine, schließlich hast du wegen diesem Gabe alles aufgegeben!«
    Nicholas lächelte. Es war ein müdes Lächeln und ließ seine Augen unberührt. »Was meinst du mit ›alles‹, Liebling? Wir sind heute früh in einer Höhle aufgewacht.«
    »Dort waren wir wenigstens in Sicherheit«, gab Arianna zurück, und zu ihrem Erstaunen brannten Tränen in ihren Augen. Sie zwinkerte fest, um sie zurückzuhalten.
    Ihr Vater setzte sich neben sie auf den Felsen und nahm sie in die Arme. Sie hatte gar nicht gemerkt, wie sehr ihr das gefehlt hatte. Ihr Atem ging stoßweise. Sie schwor sich, nicht zu weinen. Das hatte sie nicht nötig. Sie konnte es auch so durchstehen. Das wußte sie.
    Aber es gab nichts durchzustehen. Jedesmal, wenn sie sich früher diesen Befehl gegeben hatte, hatte es sich um Lappalien gehandelt. Sie hatte sie durchgestanden, und dann war alles wieder wie vorher.
    Aber jetzt war nichts mehr wie vorher. Der Schwarze König hatte Arianna ihr Zuhause geraubt, er hatte die Stadt, in der sie aufgewachsen war, niedergebrannt, und seine Leute hatten den einzigen Bruder umgebracht, den sie je gekannt hatte.
    Ihr Vater legte ihr die Hand auf den Scheitel. Sein Körper war warm und roch dumpf nach alter Wolle. Sie lehnte den Kopf gegen seine Schulter. Die Schulter fühlte sich stark und unverwüstlich an. So hatte ihr Vater sich für Arianna angefühlt, seit sie auf der Welt war.
    Es gab nichts, was er nicht fertigbrachte.
    Arianna holte tief Luft. »Papa«, begann sie. »Dieser Gabe … Ich glaube nicht, daß es richtig ist, nach ihm zu suchen.«
    »Ich weiß, Kleines, das hast du schon gesagt.«
    »Aber du hast mir nicht zugehört. Bitte. Hör mir zu.«
    Nicholas seufzte. »Also gut«, sagte er.
    »Ich habe ihn gesehen. Er ist schlau.«
    »Wie schlau, Ari?«
    »So schlau wie ich«, erwiderte sie. »Vielleicht noch schlauer. Und er ist bei ihnen aufgewachsen.«
    »Bei den Fey«, berichtigte ihr Vater mit Nachdruck.
    »Ja.«
    »Warum hast du solche Angst vor ihnen?« fragte Nicholas. »Es ist das Volk deiner Mutter.«
    »Sie haben meine Stadt in Schutt und Asche gelegt.«
    »Nicht die Fey, die deinen Bruder aufgezogen haben. Diese Fey haben in Frieden auf der Blauen Insel gelebt.«
    »Sie haben sich versteckt«, fuhr Arianna fort. »Die Schamanin hat sie ›Versager‹ genannt.«
    »Trotzdem haben sie deinen Bruder aufgezogen. Die Schamanin sagt, er gleiche Sebastian.«
    »Warum glaubst du ihr alles?«
    »Warum nicht?«
    »Weil sie dir nie erzählt hat, daß die Fey diesen Gabe bei sich haben.«
    Wieder seufzte ihr Vater. »Sie hat es versucht«, murmelte er.
    »Aber nicht oft genug.«
    »Es ist nicht unsere Aufgabe, die Handlungen der Schamanin zu verstehen.«
    »Das wäre aber besser«, entgegnete Arianna. »Sie ist schließlich diejenige, die uns zu diesem Gabe führt. Sie behauptet, daß wir nichts zu befürchten haben. Und ich glaube, daß sie lügt.«
    Ihr Vater schwieg einen Augenblick. Vielleicht teilte er ihre Bedenken. »Auch ich glaube nicht, daß sie uns alles erzählt«, sagte er dann. »Ich weiß nicht, ob man das als ›lügen‹ bezeichnen kann.«
    »Warum vertraust du ihr mehr als mir, Papa?«
    »Das tue ich doch gar nicht«, widersprach Nicholas.
    »Warum sind wir dann hier?«
    Ihr Vater schob sie von sich weg, damit er ihr ins Gesicht sehen konnte. Sein eigenes Gesicht war schmaler und faltiger geworden. Er war in der vergangenen Woche gealtert, und er sah müde aus. Müder, als Arianna ihn je zuvor gesehen hatte.
    »Ich habe deine Mutter geliebt«, murmelte er. »Habe ich dir das jemals erzählt?«
    Arianna schüttelte den Kopf. In einiger Entfernung sah sie die Schamanin. Wartend, aber außer Hörweite.
    »Du bist das Resultat dieser Liebe. Du und Gabe. Ich erinnere mich an ihn.«
    »Wieso? Sebastian war doch da.«
    »Nicht die ersten drei Tage. Drei Tage lang war er ein anderes Kind.«
    Das wollte Arianna nicht hören. Sie wollte nicht wahrhaben, daß sich ihr Vater nach diesem anderen Kind sehnte. »Er war noch keine Persönlichkeit. Er war ein Baby.«
    Nicholas lächelte. »Er war eine Persönlichkeit. Genau wie du. Von Anfang an.«
    »Die Fey haben ihn verändert. Da bin ich ganz sicher«, wandte Arianna ein.
    »Das spielt keine Rolle«, gab ihr Vater zurück. »Er ist genauso in Gefahr wie du. Vielleicht sogar noch mehr, denn alle seine Freunde sind tot. Wir sind alles, was ihm geblieben ist, Ari.«
    »Du bist alles, was ihm geblieben

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