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Fey 08: Im Zeichen der Schwerter

Fey 08: Im Zeichen der Schwerter

Titel: Fey 08: Im Zeichen der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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anzugreifen.
    Und dann sah ihn die Schamanin.
    Den Inselbewohner, den Rocaan, den Mann, der damals zusammen mit der Schamanin Nicholas und Jewel vermählt hatte und der schuld an Jewels gräßlichem Tod war.
    Er stand aufrecht, aber sein Gesicht war blau angelaufen. Seine Augen waren geschlossen, und die Zunge hing ihm aus dem Mund.
    Dabei legte niemand Hand an ihn, obwohl die Schamanin Fingerabdrücke auf seinem Hals entdeckte.
    Er stand im Bann eines Mysteriums.
    Eines Mysteriums, das seine ganze Kraft darauf konzentrierte, ihn zu töten.
    Der Rocaan selbst hatte offenbar geglaubt, das Mysterium wolle ihn erdrosseln, aber das spielte keine Rolle. Nur auf die Magie kam es an.
    Die Magie des Mysteriums, die ihm half, sein Ziel zu verfolgen.
    Den gerechten Mord an einem verhaßten Menschen. Ein Recht, das nur wenigen vergönnt war.
    In einem solchen Augenblick war alle Macht so sehr auf einem Punkt versammelt, daß es schwer war, den Bann zu brechen.
    Das wußte die Schamanin nur zu gut.
    Sie fürchtete sich davor.
    Sie hatte sich schon lange vor diesem Moment gefürchtet.
    Die Aura des Rocaan begann zu verblassen.
    Er starb.
    Er verdiente wahrhaftig den Tod. All die Menschenleben, die er auf dem Gewissen hatte, all die Zerstörung, die er verschuldete.
    Sein Haß auf die Fey.
    Er verdiente den Tod.
    Trotzdem zögerte die Schamanin keine Sekunde. Sie legte die letzten Meter im Laufschritt zurück, packte den Rocaan bei den Schultern und schleuderte ihn zur Seite. Im gleichen Augenblick hielt sie ihren eigenen Hals an die Stelle, wo eben noch seiner gewesen war.
    Dann erkannte sie ihre Gegnerin.
    Jewel blickte sie an.
    Jewel versuchte loszulassen.
    »Nein!« stieß Jewel hervor. »Nicht du! Das ist falsch!«
    Sie wollte zurückweichen, aber es war zu spät.
    Die Schamanin sah ihre eigene Lebenskraft Jewels Finger färben, sich einen Weg durch Jewels Körper bahnen, zu einem Teil des Mysteriums werden und dann durch den Höhleneingang in den Ort der Macht fließen, wo sie sich zu den anderen körperlosen Seelen gesellte.
    Wie lange das dauerte.
    »Nein!« rief Jewel wieder, aber diesmal sprach sie nicht mit der Schamanin, Sie wandte sich an den Himmel, an die Mächte. »Das ist nicht fair! Nehmt jemand anderen! Laßt mich einen anderen Preis zahlen!«
    Die Schamanin sah die Mächte über sich schweben.
    Sie murmelten etwas über Entscheidungen, über Wissen und über Gabe, darüber, wie alles hätte sein sollen.
    »Es tut mir leid«, sagte Jewel noch, bevor sie verschwand.

 
33
     
     
    Denl hörte sein Messer auf den Boden klirren. Die alte Frau hatte sie alle drei gleichzeitig zur Seite gestoßen, als hätte sie sie überhaupt nicht gesehen.
    Erst als sie den Heiligen Herrn in den Klauen der fremden Magie erblickt hatte, war die Alte stehengeblieben. Sie hatte einen Augenblick lang gezögert.
    Plötzlich war sie auf den Heiligen Herrn zugestürzt, hatte ihn gepackt, beiseite geschleudert und seinen Platz eingenommen. Auch ihr Gesicht verzerrte sich, aber es spiegelte nicht solche furchtbare Angst wider wie eben noch das des Heiligen Herrn.
    Obwohl sie sterben mußte.
    Das wußte Denl.
    Sie alle wußten es.
    Sie hatte mit dem Heiligen Herrn den Platz getauscht.
    Eine alte Feyfrau.
    Was hatte sie sich bloß dabei gedacht?
    Aber darauf kam es nicht an. Sie opferte dem Heiligen Herrn ihr Leben.
    Denl hatte gar nicht gewußt, daß auch Fey selbstlos sein konnten. Die Alte mußte einen Grund haben. Einen guten Grund.
    Vielleicht war dem Heiligen Herrn ein noch schrecklicheres Schicksal vorbestimmt.
    Denl sah zu Jakib und Tri hinüber. Auch sie starrten die Frau an. Jakib lag immer noch auf der Erde. Tri rappelte sich mit verwirrtem Gesicht auf.
    Jetzt war es an Denl zu handeln.
    Er hielt kurz inne, um sein Messer aufzuheben, nur für den Fall, daß er es brauchen würde, dann rannte er über das Felsplateau. Sein Atem ging in kurzen Stößen. Beim Fallen hatte er sich die Rippen geprellt.
    Er achtete nicht darauf.
    Er hatte es eilig.
    Neben dem Heiligen Herrn kam er zum Stehen. Der Hals des Mannes war mit Fingerabdrücken übersät. Sein Gesicht war rot, aber er atmete keuchend. Seine Augen waren offen, aber glasig und desorientiert.
    Offenbar war ihm gar nicht bewußt, in welcher Gefahr er schwebte.
    Denl packte den Heiligen Herrn unter den Achseln und zerrte ihn außer Reichweite der Alten. Die wehrte sich noch immer nicht, obwohl immer mehr rote Fingerabdrücke auf ihrem Hals erschienen. Sie richtete den Blick in die

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