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Fey 08: Im Zeichen der Schwerter

Fey 08: Im Zeichen der Schwerter

Titel: Fey 08: Im Zeichen der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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geschlossen hatten, nicht verleugnen. Die Gefühle wanderten vom einen zum anderen, wie ein aufs Äußerste geschärftes Bewußtsein, ein Wissen, das jedem einzelnen von ihnen sonst verborgen geblieben wäre.
    Irgend etwas stimmte hier nicht.
    Lag es an Gabes Mutter? War es falsch von ihr, sich zu rächen?
    »Was ist?« fragte jetzt auch Gabe.
    Coulter blickte ihn wieder an, und Gabe merkte, daß er den Gesichtsausdruck des anderen mißverstanden hatte. Coulters Blick war nicht ausdruckslos, er versuchte nicht, etwas zu verbergen.
    Coulter hatte Angst.
    »Coulter?« flüsterte Gabe.
    »Hier ist noch einer«, flüsterte Coulter zurück. »Der dritte.«
    »Der dritte was?« fragte Fledderer.
    »Der dritte Zaubermeister«, antwortete Adrian ruhig. »Stimmt’s, Coulter?«
    Coulter nickte.
    »Was ist mit ihm?« fragte Gabe, obwohl er die Antwort bereits ahnte.
    »Er ist hier«, sagte Coulter. »Und er weiß auch, daß wir hier sind.«

 
32
     
     
    Sie mußte sich beeilen.
    Immer wieder drehte sich die Schamanin um. Hinter ihr kämpfte sich Nicholas mit schweißtriefendem Gesicht voran, Arianna wie eine Tote über die Schulter geworfen.
    Alles, was ihnen geblieben war, stand auf dem Spiel. Im nächsten Augenblick konnten sie Arianna und den letzten Rest der Macht, die sie noch besaßen, im Kampf gegen den Schwarzen König verlieren.
    Wenn sie nicht rechtzeitig dort war.
    Hinter der nächsten Anhöhe lag der Ort der Macht, hinter einem großen Felsblock und dann ein Stück bergab. Sie näherten sich ihm von der Seite, nicht von unten.
    Zum ersten und einzigen Mal in ihrem Leben wünschte sich die Schamanin, mehr als nur eine Art von Zauberkraft zu besitzen.
    Sie wünschte sich, fliegen zu können.
    »Hallo«, rief Nicholas, und sie hörte, daß er völlig außer Atem war. »Nicht so schnell!«
    Aber sie durfte ihr Tempo nicht verlangsamen. Sie mußte ihr Ziel so schnell wie möglich erreichen.
    So schnell wie möglich.
    Jetzt.
    Sie hastete den schmalen Pfad entlang, obwohl sich ihre Füße zwischen herabgestürzten, halb in der Erde steckenden Steinen verfingen. Die Schamanin ließ die Bündel und Ariannas Stiefel fallen und streckte beide Arme aus, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Sie keuchte.
    Hoffentlich würde Nicholas ihr verzeihen.
    Hoffentlich würde er verstehen, was sie vorhatte.
    Die Zukunft war jetzt das Allerwichtigste. Die Schamanin mußte unbedingt verhindern, daß Schwarzes Blut gegen Schwarzes Blut kämpfte.
    Um das zu erreichen, gab es nur eine Möglichkeit, jedenfalls, wenn sie auf ihre Visionen vertraute.
    »Warte!« rief Nicholas wieder hinter ihr, diesmal leiser.
    Die Schamanin antwortete nicht. Sie hatte jetzt den höchsten Punkt des Bergkammes erreicht. Unter sich sah sie das Leuchten, das den Ort der Macht kennzeichnete. Vor seinem Eingang standen drei völlig verstört aussehende Inselbewohner.
    Sie war zu spät gekommen.
    Obwohl sie sich so beeilt hatte.
    Plötzlich rutschte die Schamanin aus und konnte nicht mehr bremsen. Trotz des Hagelschauers von Steinen, der ihre Ankunft begleitete, schien niemand sie zu bemerken. Die Steine prasselten auf die Platten des Vorplatzes … oder auf das, was einmal Platten gewesen waren. Moos wuchs zwischen ihnen, und sie waren gesplittert und zerbrochen.
    Dieser Ort der Macht war schon sehr alt, so alt wie jener in den Eccrasischen Bergen.
    Er fühlte sich auch genauso an: voller Macht und Magie; voll Gutem und Bösem; zeitlos, seelenlos und doch das Herz aller Dinge.
    Es regnete Steine auf die Schamanin.
    Sie blickte auf.
    Auch Nicholas hatte jetzt den Bergkamm erreicht und die Inselbewohner entdeckt. Einen Arm um Ariannas Beine geschlungen, machte er sich an den Abstieg.
    »Warte!« rief er wieder, als er die Schamanin entdeckte.
    Die Schamanin schüttelte den Kopf und legte den Rest des Weges rutschend zurück. Sie kümmerte sich nicht darum, daß ihr das Geröll Knöchel und Hinterteil aufschürfte.
    Solche Kleinigkeiten spielten jetzt keine Rolle mehr.
    Nichts dergleichen spielte noch eine Rolle.
    Die Schamanin hastete über den Vorplatz. Die Inselbewohner fuhren herum. Einer von ihnen hatte ein Messer.
    Die Schamanin war unbewaffnet.
    Sie hatte nichts, um sich zu verteidigen.
    Außer ihrer eigenen Macht.
    Sie stieß die Inselbewohner beiseite und rannte zwischen ihnen hindurch. Der Mann mit dem Messer stolperte gegen einen Felsen. Die beiden anderen taumelten zurück, offensichtlich verblüfft, daß eine unbewaffnete Frau es wagte, sie

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