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Fey 09: Die roten Klippen

Fey 09: Die roten Klippen

Titel: Fey 09: Die roten Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Beichte war ehrlich, der Rest zu seinen Gunsten geschönt. Es spielte keine Rolle. Tel war ein Verräter, ein Feigling und ein Versager, der aus Angst, etwas anderes zu unternehmen, lieber unerkannt unter den Inselbewohnern gelebt hatte.
    Rugad hätte beinahe vor ihm ausgespuckt.
    Anscheinend sah Tel die Veränderung in Rugads Gesicht. Seine Hände verkrampften sich. »Ich … äh … kann dir helfen … wenn du weitere Informationen brauchst … was den Tabernakel angeht«, sagte Tel.
    »Wirklich?« Rugads Stimme war eiskalt. Er wollte nicht, daß ihn der Versager noch länger belog.
    »Ja, Herr. Bevor ich Stallbursche wurde, war ich einer von den Tabernakel-Ältesten. Ich kam im Rang gleich nach dem Rocaan. Ich habe ihre Zeremonien durchgeführt und an ihren geheimen Versammlungen teilgenommen.«
    »Du hast dich dem Weihwasser genähert und bist nicht gestorben?«
    »Nein, Herr, bin ich nicht«, sagte Tel. »Rugar entsandte mich in den Tabernakel, und ich blieb dort, bis sie anfingen, sämtliche Bewohner mit Weihwasser zu überprüfen.«
    Der letzte Satz war wieder gelogen. Tel log nicht besonders gut. Er verdrehte dabei die Augen ein wenig, verkrampfte sich in den Schultern und schob das Kinn nach vorne. Rugad hätte beinahe gelächelt.
    »Wie hast du die Zeremonien durchgeführt, ohne dabei zu sterben?«
    »Ich war vorsichtig«, antwortete Tel. »Ich habe das Weihwasser gegen Flußwasser ausgetauscht.«
    Also entsprach auch das der Wahrheit. Interessant. »Was kannst du mir noch berichten?«
    Tel lächelte. »Ich kann die Zeremonien rezitieren. Ich kann dir die ganze Geschichte des Tabernakels erzählen.«
    »Was ist mit der Magie?«
    »Herr?« Offensichtlich hatte Tel die Rituale und sonstigen Vorgänge im Tabernakel noch nie mit Magie in Verbindung gebracht.
    »Die Dinge, mit deren Hilfe der Tabernakel das Weihwasser überhaupt erst herstellen konnte. Die Gründe dafür, weshalb die Schwarzkittel die Schwerter um den Hals trugen. Ich rede von dieser Magie.«
    »Die Geheimnisse?«
    Die Haare in Rugads Nacken stellten sich auf. Endlich, endlich hatte er eine Spur. »Nennen sie es so?«
    »Ja«, sagte Tel. »Aber nur der Rocaan kennt sie. Sie werden von einem Rocaan zum anderen weitergegeben, in ununterbrochener Folge. Ich wollte den Fünfzigsten Rocaan töten, um in den Besitz der Geheimnisse zu gelangen, aber ich kam nie nahe genug an ihn heran. Sucher hat es geschafft, doch gerade als er zum Fünfzigsten Rocaan geworden war, kamen die Inselbewohner und übergossen ihn mit Weihwasser. Er ist tot.«
    Noch ein Versager. Aber Rugad hatte momentan weder Zeit noch Lust, über sie Buch zu führen. Er mußte sich darauf konzentrieren, was ihm der Doppelgänger zu sagen hatte.
    »Der Rocaan kennt die Geheimnisse? Aber wir haben den Rocaan getötet.« Vielleicht förderte das das Wissen zutage, falls Tel überhaupt etwas wußte.
    »Ihr habt den Zweiundfünfzigsten Rocaan getötet«, sagte Tel. »Der Einundfünfzigste ist noch am Leben.«
    »Ich dachte, der Posten vererbt sich jeweils mit dem Tod des Vorgängers?«
    »So ist es«, bestätigte Tel. »Aber Matthias, der Einundfünfzigste Rocaan, der Mann, der Jewel ermordet hat, lebt noch. Nachdem er einen weiteren Fey getötet hat, wenige Tage nach dem Mord an Jewel, ist er aus dem Tabernakel geflohen.«
    »Und wo ist er jetzt?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte Tel. »Kurz bevor die Fey … bevor ihr hierherkamt, habe ich gehört, er sei wieder in Jahn, aber mehr weiß ich nicht. Ich habe ihn nicht gesehen, weiß auch nicht, ob ich ihn wiedererkennen würde. Das ist alles schon fünfzehn Jahre her.«
    »Und er ist immer noch im Besitz der Geheimnisse?«
    »Als einziger.«
    »Welcher Art sind diese Geheimnisse?«
    Tel zuckte die Achseln. »Es gibt zwei Dutzend davon. Ich habe nur von einigen wenigen reden gehört, von denen, die in Zusammenhang mit den Zeremonien ständig gebraucht werden. Eines hat mit der Herstellung von Weihwasser zu tun, ein anderes mit dem Fest des Lebens. Ein drittes dreht sich um die Lichter des Mittags.«
    »Und die anderen?«
    »Von den anderen habe ich so gut wie keine Ahnung«, antwortete Tel. »Ich war nur ein Ältester, nicht der Rocaan. Die Geheimnisse wurden eifersüchtig gehütet. Obwohl sie nicht in Gebrauch waren, hielt man sie für immens wichtig.«
    Wichtig. Geheimnisse. In Gewahrsam des Mannes, der als der Gottgefällige, als Gottes Vertreter auf Erden galt. Eine Stellung, die einst der Zweitgeborene des Roca innehatte. Ein

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