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Fey 09: Die roten Klippen

Fey 09: Die roten Klippen

Titel: Fey 09: Die roten Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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daß du sie so lange beibehalten hast.«
    »Danke schön«, sagte Tel und klang dabei, als hätte sie ihm wirklich ein Kompliment gemacht.
    »Du hast Rugads Anweisungen vernommen?«
    Tel nickte.
    »Du wirst uns doch keinen Ärger machen, oder?«
    Tel schüttelte den Kopf. Seine Augen wirkten ein wenig glasig.
    »Du sehnst dich danach, wieder ein Fey zu sein. Du wirst gut mit uns zusammenarbeiten.«
    »Ja«, sagte er. »Das werde ich tun.«
    »Du wirst dich an alles erinnern, was du hinsichtlich des Tabernakels, des Rocaanismus und der Magie der Inselbewohner weißt.«
    »Selbstverständlich.«
    Sie ließ Rugads Arm los, machte einige Schritte auf Tel zu und ging vor ihm in die Hocke. »Du armer Kerl«, sagte sie mit heiserer Stimme. »Ich habe noch nie einen Doppelgänger gesehen, der es nicht leiden kann, wenn ihn jemand berührt. Körperlicher Kontakt macht dich krank, stimmt’s? Die Vorstellung, das Gesicht einer anderen Person mit den Händen zu berühren, erfüllt dich mit so viel Ekel und Selbsthaß, daß du lieber sterben würdest, habe ich recht? Ach, es muß sehr schwer für dich sein.«
    Eine Träne rann über Tels Gesicht. Seine Haut war fleckig. Selia streckte die Hand nach ihm aus, und er wich mit einem Aufschrei zurück, um ihrer Berührung zu entgehen.
    »Tel«, flüsterte sie, und er beruhigte sich sofort wieder. »Tel, erinnerst du dich an das, was ich soeben gesagt habe?«
    Seine Unterlippe zitterte. »Bitte, bitte, faß mich nicht an«, sagte er. »Wenn mich jemand anfaßt, kann ich nicht denken.« Mehr Tränen stiegen in seinen Augenwinkeln auf, aber sein Blick wirkte nicht mehr so glasig.
    »Ich habe mich soeben mit dir unterhalten«, sagte Selia. »Weißt du das nicht mehr?«
    Seine Unterlippe zitterte noch stärker. »Ich kann nicht denken, wenn mir jemand so nahe kommt!«
    »Erinnerst du dich daran oder nicht?«
    »Nein!« Er sah zu Rugad auf, als würde Rugad ihn dafür bestrafen, weil er vergessen hatte, was Selia ihm gesagt hatte. »Bitte, ich kann mich nicht …«
    »Ist schon gut«, sagte Rugad, angewidert und erfreut zugleich. Er hatte Selia noch nie in Aktion gesehen, hatte nicht einmal gewußt, was für eine hervorragende Zauberin sie war. Zwar hatte er einige Male die Ergebnisse ihrer Arbeit gesehen, aber noch nie miterlebt, wie elegant und wirkungsvoll sie ihre Opfer verführte und veränderte.
    Er war froh, daß dieser Zauber bei ihm nicht wirkte, denn ihre Opfer wußten nicht einmal, daß sie verzaubert waren.
    »Ich glaube nicht, daß er dir Probleme bereiten wird«, sagte sie, als sie sich erhob.
    »Es sei denn, ich möchte mich eines Tages seiner Talente als Doppelgänger bedienen«, erwiderte Rugad.
    Sie zuckte die Achseln. »Das ist wohl sehr zweifelhaft, oder?«
    Rugad warf seinen Wachen einen Blick zu. »Bringt ihn ins Verlies«, sagte er.
    »Herr, darf ich nicht wieder zurück zu den Stallungen?« fragte Tel.
    »Vermißt du das Gefühl von Pferdehaut unter den Fingern?« erkundigte sich Rugad.
    Tel erschauerte und blickte sich verwirrt um. »Nein, ich …«
    »Bringt ihn weg«, sagte Rugad.
    Die Wachen wollten ihn packen, doch er zuckte vor ihnen zurück. »Ich kann selbst gehen!« sagte er, stemmte sich aus dem Stuhl hoch und marschierte los, dicht gefolgt von den Wachen, die sich beeilen mußten, um mit ihm Schritt halten zu können.
    Selia sah ihnen mit zufriedenem Grinsen nach.
    »Das hat dir Spaß gemacht, was?« fragte Rugad.
    Ihr Lächeln verblaßte. »Doppelgänger sind ganz leicht zu beeinflussen, weil ihre Persönlichkeit so formbar ist.« Dann drehte sie sich zu Rugad um. »Meinst du nicht, es wäre besser, wenn ich die Informationen einfach aus ihm heraushole und ihn dann den Fußsoldaten übergebe?«
    »Es kommt dir vielleicht logischer vor«, sagte Rugad. »Aber ich muß ihn selbst befragen. Ich weiß mehr über die Magie der Fey als jeder andere.«
    Sie nickte. »Trotzdem. Einen Versager am Leben zu lassen, könnte die Moral der Truppe schwächen.«
    »Das bezweifle ich«, widersprach Rugad. »Außerdem lebt er nicht mehr lange.«
    »Bringst du ihn um, sobald du die Informationen hast?«
    »Ich würde ihn auf der Stelle umbringen, wenn ich genug Doppelgänger hätte.«
    »Ist das so wichtig?« fragte Selia.
    Er sah sie an. Ihr schönes Gesicht war ohne Arg. Sie begriff nicht, worum es ihm ging, und doch hatte sie ihm viel geholfen, hatte ihn und seine Leute mit ihrer Zauberkunst beschützt.
    »Allerdings«, sagte er. »Es ist außerordentlich wichtig. Ich

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