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Fey 09: Die roten Klippen

Fey 09: Die roten Klippen

Titel: Fey 09: Die roten Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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wollte er die Pferde nicht anvertrauen, egal wie gut bewacht sie auch sein mochten.
    Nicht, bevor er das wahre Ausmaß der Inselmagie kannte.
    »Bring ihn herein«, sagte Rugad. Wahrscheinlich wußte der Bursche auch nicht mehr als die anderen Inselleute. Die Art und Weise, wie sich die Magie hier entwickelt hatte, versetzte Rugad in Staunen. Sie war die ganze Zeit über fest in den Händen weniger Auserwählter geblieben, und diese wenigen hatten sämtliches Wissen darüber verloren. Womöglich wußte nicht einmal Nicholas, daß er wilde Inselmagie in sich trug. Zumindest hatte er es nicht gewußt, bevor seine Kinder geboren wurden.
    Aber selbst wenn Nicholas über eigene Begabung verfügte – was Rugad vermutete, denn sonst könnte der König nicht so trefflich mit dem Schwert umgehen –, so war er doch nicht in der Lage, sie einzusetzen. Nicht, bevor jemand diese Begabung aus ihm herauslockte und ihn darin ausbildete.
    Seine Kinder hingegen waren eine völlig andere Geschichte.
    Selia kam zurück und winkte jemanden herein. Zuerst waren drei Wachen zu sehen, gefolgt von einem Inselbewohner mit gefesselten Händen. Drei weitere Wachen folgten. Selia und Rugad waren darin übereingekommen, daß niemand ohne entsprechende Vorsichtsmaßnahmen zum Schwarzen König vorgelassen wurde. Die lasche Art und Weise, mit der sie die Gefangenen auf Nye behandelt hatten, war hier nicht angebracht.
    Selia nickte Rugad zu und verließ den Raum. Er hatte sie nicht darum gebeten zu bleiben und sie tatsächlich angewiesen, jedem Inselbewohner andere Wachen zuzuweisen. Die Inselbewohner waren nicht üblicherweise Gefangene. Es war ihnen erlaubt, ihren eigenen Geschäften nachzugehen. Nur wenn sie in den Palast kamen, waren sie Gefangene.
    Die Unterlippe des Stallburschen zitterte. Er hielt den Blick gesenkt, seine reche Hand war zur Faust geballt. Er entspannte sie langsam, als befürchtete er, sie könne ihn verraten.
    Rugad gab den Posten mit einer seitlichen Kopfbewegung zu verstehen, sich von dem Inselbewohner zu entfernen. Er war ein typischer Inselmensch: klein, untersetzt und blond. Aber er hatte etwas an sich, das Rugad argwöhnisch machte.
    »Dein Name!« sagte er, obwohl ihm Selia erzählt hatte, wie er hieß.
    »Ejil, Herr«, antwortete der Bursche.
    Herr. Nicht »Sire«, wie ihn die meisten Inselleute angesprochen hatten, weil sie ihn für einen König oder zumindest ihrem eigenen König gleichgestellt ansahen. Aber »Herr«?
    So wurde er von den Fey angeredet.
    Rugad machte einen Schritt auf ihn zu. Der Bursche, dieser Ejil, sah nicht zu ihm auf. »Ich möchte, daß du mir etwas über den Tabernakel erzählst. Kannst du das?«
    »Jawohl, Herr«, sagte er Bursche. »Ich war’s, der den Mann entdeckt hat, der wo ihre Ladyschaft umgebracht hat.«
    Rugad runzelte die Stirn. Was auch immer er von diesem Ejil zu erfahren erwartet hatte, das war es jedenfalls nicht gewesen.
    »Ihre Ladyschaft?«
    »Jawohl, Herr, diese Fey-Frau. Die Gemahlin von König Nicholas.«
    Jewel. Und der Tabernakel. Rugad hatte gewußt – er hatte es gesehen –, daß Jewel durch die Hand des Religionsoberhauptes gestorben war. Er wußte jedoch nicht, daß diese Tatsache eigens entdeckt werden mußte.
    »Ich hab genau gesehen, wie er das Tuch zum Weihwasser gepackt hat, Herr, und zwar mit Absicht.«
    »Glaubst du, ich habe dich deshalb zu mir bringen lassen?«
    Der Bursche zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Ich dachte nur, als Ihr was von Tabernakel sagtet …«
    »Da wolltest du dich bei den Fey einschmeicheln. Wie unpatriotisch von dir.« Rugad lächelte.
    Der Bursche zuckte zusammen. Auch diese Bewegung war nur angedeutet, fast unmerklich. Aber Rugad war sie aufgefallen.
    »Warum siehst du mich nicht an, Ejil?«
    Der Bursche schluckte. Dann hob er den Kopf ein wenig an, hielt die Augen jedoch geschlossen. Ein leichter Schauer lief Rugad den Rücken hinunter. Wie interessant. Höchst interessant. Er wollte dieses Spielchen so lange wie nötig mitspielen.
    »Was du hinsichtlich meiner Enkelin gesagt hast, ist sehr wichtig«, sagte Rugad, »aber nicht deshalb habe ich dich zu mir gerufen. Ich möchte, daß du mir etwas über deine Religion erzählst.«
    »Herr?«
    »Ich möchte wissen, was du darüber weißt.« Rugad wies auf einen der Stühle. »Setz dich. Mach’s dir bequem. Erzähl mir etwas von den Zeremonien und vom Weihwasser, von den Schwertern und von den Ikonen.«
    Der Bursche schlich auf den Stuhl zu, wobei er sich sowenig wie möglich

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