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Fey 09: Die roten Klippen

Fey 09: Die roten Klippen

Titel: Fey 09: Die roten Klippen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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glaube, daß das, was er weiß, der Schlüssel zur Eroberung der Blauen Insel ist.«
    »Und wenn er nichts weiß?«
    Rugad musterte sie einen Augenblick. Es war immerhin möglich. Tels Wissen war unter Umständen oberflächlich und veraltet. Darin bestand immer ein gewisses Risiko bei den Doppelgängern.
    »Wenn er nichts weiß«, sagte Rugad, »müssen wir einen Inselbewohner namens Matthias finden.«
    »Matthias«, wiederholte sie.
    Rugad nickte. »Soweit ich weiß, kennt er sämtliche Geheimnisse der Blauen Insel.«

 
28
     
     
    Pausho schlug die Augen auf. Sie hatte Kopfschmerzen, und ihre Arme und Beine fühlten sich seltsam taub an. Sie war hungrig, durstig und schrecklich müde.
    Immerhin war ihr nicht mehr übel.
    Im Zimmer war es dunkel. Niemand hatte die Vorhänge aufgezogen. Pausho bemerkte drei Silhouetten, die um den Tisch herumsaßen. Um den Tisch, auf dem sie lag.
    In der Versammlungshalle.
    Sie stöhnte, und alle drei sahen sie an. Zak, Tri und Matthias.
    Matthias.
    Pausho fröstelte, als ihr die Abmachung wieder einfiel, die sie mit ihm geschlossen hatte. Sie hatte sich mit einem Abkömmling der Dämonen verbündet und damit alles verleugnet, was sie je getan und woran sie je geglaubt hatte.
    Weil sie ihre Heimatstadt retten mußte.
    »Pausho?« fragte Zak unsicher.
    »Es geht schon wieder«, erwiderte Pausho, obwohl sie selbst nicht recht davon überzeugt war. »Was ist passiert?«
    »Sie sind weg«, sagte Zak.
    »Jedenfalls für’s erste.« Matthias’ Stimme klang erschöpft.
    Tri war aufgestanden und hielt Pausho einen Becher Wasser hin. Pausho streckte die Hand danach aus und nahm einen Schluck. Das Wasser war lauwarm und abgestanden. Wahrscheinlich hatten sie es aus der Quelle draußen vor der Tür geschöpft, bevor sie hereingekommen waren.
    »Wie lange war ich bewußtlos?« fragte sie.
    »Es ist schon Nachmittag«, erwiderte Zak.
    »Es hat ein paar Stunden gedauert, bis sie alle ihre Truppen von Constantia abgezogen hatten«, erklärte Tri.
    »Alle, die nicht geflohen sind, sind tot«, setzte Matthias hinzu.
    Pausho lief es kalt den Rücken herunter. Matthias klang fast, als freue er sich über die Toten. Die Toten, die Pausho zu verantworten hatte, hatten sie nie froh gemacht.
    »Wie viele?« flüsterte sie.
    »Das wissen wir nicht genau«, antwortete Zak. »Vielleicht hundert, vielleicht noch mehr.«
    »Wir haben ihre Gefallenen wie Ziegelsteine vor der Stadt aufgestapelt«, erläuterte Tri. »Es war Matthias’ Idee.«
    Pausho betastete ihre Stirn, aber sie hatte kein Fieber. »Warum?« flüsterte sie.
    »Weil sie keinen Respekt vor unseren Toten haben. Wir wollen ihnen zeigen, daß wir genausowenig Respekt vor ihren haben.«
    »Es gibt doch sicher noch eine andere Möglichkeit«, wandte Pausho ein.
    »Gewiß«, pflichtete Matthias ihr bei. »Wir könnten es ebenso wie sie machen. Sie verstümmeln die Leichen ihrer Feinde und häuten sie wie geschlachtete Schafe. Ein grauenhafter Brauch, der ihnen sogar noch Spaß zu machen scheint.«
    Pausho schauderte es, und sie fragte sich, wie sie bloß in diesen Alptraum geraten war.
    »Außer dir sind noch ein paar andere Leute ohnmächtig geworden«, meinte Tri. »Wir glauben, daß es etwas mit dieser Welle zu tun hat.«
    »Möglich«, murmelte Pausho.
    »Ich bin der einzige von uns Weisen, dem es nicht so ergangen ist«, mischte sich Zak ein. »Aber wir alle wissen …«
    »Ja, ja«, unterbrach ihn Pausho, um ihn zum Schweigen zu bringen. Von den anderen Weisen schien keiner im Zimmer zu sein. »Wie hoch sind unsere eigenen Verluste?«
    »Von unseren Leuten hat es nur ganz zu Anfang welche erwischt«, erwiderte Matthias. »Dein Beschwörungsgesang hat gewirkt. Hier in Constantia sind besondere Kräfte am Werk, Pausho.«
    »Ich weiß«, flüsterte die alte Frau.
    »Die Fey würden es Magie nennen.«
    »Und du?«
    »Ich glaube, es ist eine ähnliche Kraft wie die meine«, antwortete Matthias, wich jedoch Paushos Blick aus, und seine Stimme klang sogar ein bißchen hoffnungsvoll. Erwartete er immer noch, daß Pausho ihn nach so vielen Jahren endlich akzeptierte? Offenbar hatte er überhaupt nichts begriffen. Sein Leben im Tabernakel hatte ihn anscheinend nur gelehrt, sich fremden Überzeugungen zu verschließen, statt sich ihnen zu öffnen. Man hatte ihn dort in seinen dämonischen Ansichten nur bestärkt.
    Pausho setzte sich auf, trank den letzten Schluck Wasser und stellte den Becher neben sich auf den Tisch. »Was sollen wir jetzt tun?«

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