Fey 09: Die roten Klippen
Nicholas fröstelte. Sogar draußen vor der Höhle.
»Ist mit euch alles in Ordnung?« erkundigte sich Adrian.
»Ja, aber wir haben uns gewundert. Was war das?«
»Eine neue Waffe, sagt meine Mutter«, antwortete Gabe. Fledderer blieb auf dem obersten Treppenabsatz stehen und blickte mißtrauisch herab.
Nicholas sah zu ihm hoch. »Ein weiteres Requisit der Inselreligion, das auf die Fey verheerende Wirkung haben könnte. Habt ihr wirklich keine Probleme mit den Augen?«
»Wir haben nicht direkt in das Licht geblickt.« Diesmal war es Leen, die sprach. Sie trat neben Fledderer, den sie um Haupteslänge überragte. Aus diesem Blickwinkel sah sie furchtbar dünn aus. »Ein Strahl hat den freigekratzten Edelstein an einem der Steinschwerter getroffen, und er ist aufgeflammt wie ein Blitz.«
»Aufgeflammt?« fragte Adrian.
»Aufgeflammt!« wiederholte Nicholas. Die Edelsteine. Er wandte sich nach Jewel um. Sie lächelte. Nicholas holte tief Luft. »Arianna und Gabe, ihr geht nach draußen und haltet mit Leen und Fledderer vor der Höhle Wache, bis wir euch rufen. Coulter …«
»So geht es nicht«, fiel ihm Coulter ins Wort. »Wir dürfen nichts ausprobieren, solange sie in der Nähe sind. Wenn schon der Lichtschein aus der Höhle gedrungen ist … Stellt euch vor, was noch alles passieren kann. Es könnte ihr Tod sein.«
»Risiko«, kommentierte Jewel knapp.
»Wir müssen das Risiko eingehen«, stimmte Gabe zu.
»Aber nicht du und Arianna«, widersprach Coulter.
»Jetzt habe ich aber genug!« unterbrach sie Arianna. »Ihr redet schon alle wie mein Vater. Es ist mein Leben, und ich entscheide selbst, ob ich es aufs Spiel setze.«
»Es ist nicht dein Leben«, sagte Jewel scharf. »Übersetz ihr das, Gabe. Es ist nicht ihr Leben.«
»Wessen Leben ist es dann?« fragte Gabe zurück.
»Es gehört ihrem Land und ihrem Volk«, erklärte Jewel. »Genau wie deines.«
»Und was ist mit deinem?« konterte Gabe. »Hast du auch nur einen Gedanken darauf verschwendet, wem es gehört, als du zur Krönung meines Vaters gegangen bist?«
Jewel taumelte zurück, als hätte er sie ins Gesicht geschlagen. Nicholas trat zu ihr und zog sie an sich. »Ja, das hat sie«, sagte er. »Matthias war derjenige, der damals nicht an andere gedacht hat. Jewel hat sich einfach nur diplomatisch verhalten. Eine andere Rolle blieb ihr damals gar nicht übrig.«
»Aber sie ist ein Risiko eingegangen«, beharrte Arianna, »und sie hat nicht nur ihr eigenes Leben aufs Spiel gesetzt, sondern meines noch dazu.«
Nicholas seufzte. Er fühlte, wie Jewels Körper sich anspannte.
»Ja, sie hat recht«, seufzte Jewel schließlich. »Sie hat absolut recht. Wir alle gehen in dieser Situation ein Risiko ein. Aber wir werden tun, was wir können, um es so klein wie möglich zu halten. Vielleicht sollte Gabe noch ein zweites Schattenland errichten, um diejenigen zu schützen, die sich außerhalb der Höhle aufhalten müssen.«
Nicholas nickte zustimmend. »Gute Idee.«
»Werden die Fey es denn nicht bemerken?«
»Nur den Torkreis«, erwiderte Gabe, »und den zweiten Torkreis werden sie auf jeden Fall entdecken. Sie wissen, wo wir sind. Es ist alles nur eine Frage der Zeit.«
»Das heißt, wir sollen vor die Höhle gehen und uns in einer dieser leeren Kisten verstecken?« vergewisserte sich Arianna.
»Genau«, bestätigte Coulter. »Aber wenigstens braucht ihr nicht jahrelang darin auszuharren.«
Einen Moment lang herrschte Stille. Dann ließ Nicholas Jewel los. »Jewel hat recht«, sagte er. »So machen wir es. Arianna, Gabe, bitte geht mit Fledderer und Leen nach draußen.«
»Ich komme mit«, warf Coulter ein. »Auch Fledderer und Leen werden sich in dieses Schattenland zurückziehen müssen, und wenigstens einer von uns sollte die Armee im Tal beobachten.«
»Hauptsache, du ruhst dich dabei aus«, meinte Jewel. Sie wandte sich wieder an Gabe. »Sag ihm das. Er muß seine Kräfte sammeln.«
Gabe übersetzte.
Coulter nickte. »Mach ich. Ich kann mich ebensogut draußen erholen wie hier drinnen.«
Jewel legte Nicholas die Hand auf den Arm. »Macht schnell. Wir haben nicht mehr viel Zeit.«
»Ich weiß«, seufzte Nicholas.
»Schaffst du es, Papa?« fragte Arianna, und obwohl sie sich bemühte, tapfer zu sein, hörte Nicholas den ängstlichen Unterton in ihrer Stimme.
»Ich gehe von euch allen wahrscheinlich das kleinste Risiko ein«, gab er zurück. »Schließlich bin ich ein direkter Nachfahre des Roca.«
»Ich auch«, wandte Ari
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