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Fia die Betoerende

Titel: Fia die Betoerende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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jungen Mann den Arm um die Schultern und steuerte ihn durch die Menge, während er unbekümmert auf ihn einredete. Als sie beinahe an der Tür zu dem breiten Rundgang angekommen waren, schaute er sich zu seinen Gefährten um und hob bedeutsam die Augenbrauen.
    Robbie musste lachen. „Ein ganz schöner Hitzkopf, der Junge, den du da unter deine Fittiche genommen hast, Donne. Er sollte besser bald lernen, sein Temperament zu zügeln, besonders, wenn er dazu neigt, für Lady Fia und ihresgleichen zu schwärmen.“
    „Warum?“
    „Die Frau ist eine berüchtigte Herzensbrecherin. Die eine Hälfte der Gesellschaft würde sie nicht über ihre Türschwelle treten lassen, während die andere sie mit Einladungen förmlich überschüttet. Himmel, Donne, kannst du dich vielleicht ab und zu einmal von deinen Docks losreißen und darauf achten, was in der Gesellschaft vor sich geht?“
    „Verzeihung“, sagte Thomas. „Und dabei hatte ich gedacht, ich hätte mich auch um deine Fracht gekümmert, wenn ich mich recht entsinne.“
    Robbie grinste. „Nun, in dem Fall werde ich eine Ausnahme machen und dich auf den Stand der Dinge bringen. Tatsache ist, dass die teure Lady Fia Gegenstand von nicht weniger als vier Duellen gewesen ist. Vier!“
    „Nun, wo du das sagst, verstehe ich, worauf du hinauswillst. Ich werde dem jungen Pip sofort raten, sich ein geeigneteres Objekt für seine Schwärmereien zu suchen“, erklärte Thomas spöttisch.
    Robbie seufzte. „Du hast Recht. Wann hat ein junger Mann schon einmal, wenn es um seine . . . Herzensangelegenheiten geht, auf wohlmeinende Ratschläge gehört?“ Er schüttelte den Kopf. „Erinnerst du dich noch an deine erste Liebe, Donne? Meine werde ich nie vergessen. Lyssie Carter.“ Thomas erwiderte darauf nichts. Das konnte er nicht. Mit dreizehn Jahren war er in den Kerker geworfen worden, weil er gegen Lord Cumberlands Truppen zu den Waffen gegriffen hatte, als sie nach Norden kamen, um die Schotten die Bedeutung des Wortes „Vergeltung“ zu lehren. Sein älterer Bruder John war für dasselbe Verbrechen gehängt, geköpft und gevierteilt worden.
    Wegen seiner Jugend war Thomas dieses Schicksal erspart geblieben; erst hatte man ihn ins Gefängnis gesteckt, dann nach Westindien deportiert und dort in den Frondienst an einen reichen Kaufmann verkauft. Es hatte für ihn keine Feste gegeben, keine Maskenbälle oder Dinnereinladungen, bei denen er junge Mädchen oder Frauen hätte kennen lernen können. Die einzigen weiblichen Wesen, die er besser kannte, hatten ein paar Stunden körperlicher Nähe und Vergessen ihres elenden Daseins ebenso verzweifelt gesucht wie er selbst. Aber auch da hatte er niemals Verzweiflung mit Liebe verwechselt.
    Die schlichte Wahrheit lautete, dass er nie eine „erste Liebe“ gehabt hatte. Er hatte nach seiner Verurteilung überhaupt nie so etwas wie „Liebe“ erfahren.
    „Dein Zögern, Namen zu nennen, beschämt mich“, bemerkte Robbie, ließ das Thema fallen und sah sich um. „Ha! Deinem jungen Freund ist es gelungen, sich an die Seite seiner Göttin vorzukämpfen“, rief er. „Auch wenn es eher so aussieht, als wolle er sich ihr zu Füßen werfen.“
    Thomas hob das Opernglas wieder an die Augen. Fia hielt Pips Hand. Entweder hat sie mit dem Burschen Mitleid, dachte Thomas zynisch, oder sie hat erkannt, dass sein aus Enttäuschung drohender Sturz über die Brüstung der guten Laune ihrer Begleiter einen Dämpfer versetzen könnte.
    Ihr einzigartiges Lächeln vertiefte sich, und ihre Augen leuchteten Willkommen heißend auf. Johnston hatte Recht. Weder ihr Verhalten noch ihr Mienenspiel war auffällig verführerisch. Wahrhaft, man hätte schwören können, dass sie Pip begrüßte wie einen Freund.
    Thomas kniff die Augen zusammen. Was erwartete sie aus ihrer Verbindung zu Pip herauszuschlagen?
    Während er sie weiter musterte, sah er durch seine Operngläser eine gebräunte Hand, die Fia leicht an der Schulter berührte. Thomas hob die Gläser ein Stück.
    Die Hand gehörte seinem Freund und Geschäftspartner James Barton.
    Auf der gegenüberliegenden Seite des Opernhauses war ein anderes Opernglas gehoben worden, durch das Ronald Merrick, Lord Carr, die Menge eine lange Zeit betrachtet hatte. Gedämpfte Konversation erklang hinter ihm. Eigentlich war es Ironie, von Konversation zu sprechen; die Beherrschung dieser hohen Kunst hatte die Londoner Gesellschaft in den langen Jahren seiner unfreiwilligen Abwesenheit ganz offensichtlich

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