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Fia die Betoerende

Titel: Fia die Betoerende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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verlernt.
    Carrs Blick glitt weiter müßig über die Menge. Es war ein Zeichen seiner Überlegenheit, dass er seine früheren Missgeschicke zu seinem Vorteil genutzt hatte. Wäre er nicht nach Schottland gegangen, hätte er nicht Janet McClairen geheiratet, deren Vermögen zu der Grundlage seines heutigen Reichtums geworden war. Er schaute über seine Schulter und fragte sich, ob ihr Geist wohl heute hier wäre - man konnte nie sagen, wann sie erschien; einmal hatte er sie früh am Morgen in Covent Garden erspäht, wie sie gerade zwischen übrig gebliebenen Kohlköpfen herumstocherte.
    „Suchen Sie nach jemandem, Lord Carr?“ erkundigte sich Sir Gerald Swan, sein Gastgeber. Swan war Mitglied des Parlamentes, in das er wegen seines Rufes unbestechlicher Integrität gewählt worden war. Carr jedoch hatte in seinem Besitz ein Dokument, das diesen Unbestechlichkeitsunsinn Lügen strafte.
    Nachdenklich musterte Carr den Politiker. Er war kein Narr. Er wusste es besser, als zu irgendjemandem von Janet zu sprechen. Es könnte am Ende noch das Gerücht aufkommen, er sei Spiritualist geworden. Als würde er sich mit solchem Schwachsinn befassen! Zu akzeptieren, dass es Geister gab, und davon auszugehen, sie seien von Bedeutung, waren zwei völlig verschiedene Dinge.
    „Nein“, entgegnete Carr gedehnt. „Ich hatte lediglich gehofft, etwas zu entdecken, das mir die Langeweile vertreibt.“
    Die gute Gesellschaft, hatte Carr entschieden, war längst nicht mehr das, was sie einmal gewesen war. In der Tat war Carr in den letzten Jahren zu der Erkenntnis gelangt, dass die Gesellschaft anzuführen Ähnlichkeit damit besaß, eine Horde Affen durch die Hölle zu führen - ein ziemlich fruchtloses Unterfangen und eine unwürdige Betätigung für jemanden seiner Fähigkeiten.
    In letzter Zeit hatte er ein neues Ziel ins Auge gefasst. Da er nicht länger die gute Gesellschaft zu regieren wünschte, wollte er nun England regieren. Um das zu erreichen, würde er Macht anhäufen, wie es wahrhaft große Männer seit Anbeginn der Zeiten getan hatten, nämlich durch das Nutzen der Macht anderer Männer. Geringerer Männer. Männer wie Swan.
    Swan räusperte sich. „Lady Fia sieht heute Abend überaus gut aus.“
    Carr hob seine Augenbrauen. „Ach ja?“ Fia hatte ihm nicht gesagt, dass sie heute Abend in die Oper gehen wollte. „Wo ist sie?“
    „In Comptons Loge. Dort drüben in der dritten Reihe.“
    Carr hielt sich das Opernglas vor die Augen. Er brauchte ein paar Sekunden, um die richtige Loge zu finden, doch als er das getan hatte, erkannte er Fias exotische Züge und ihr langes, ungepudertes . . .
    Er runzelte die Stirn. Guter Gott, er hoffte nur, die Damen und Herren der feinen Gesellschaft würden jetzt nicht ihretwegen anfangen, sich den Puder aus den Perücken bürsten zu lassen. Vorsichtig betastete er seine eigene, kunstvoll aufgetürmte und gepuderte Perücke. Darunter hatte das Gold seines einst vollen Haares zu verblassen begonnen. Er glaubte nicht, dass ihm schwarze Haare stehen würden. Mit der Narbe in seinem Gesicht. . . nein, er würde entschieden zu düster aussehen.
    Wieder richtete er sein Opernglas auf seine Tochter. Fia unterhielt sich angeregt mit irgendeinem dummen Jungen. Während Carr sie betrachtete, betrat ein kräftig gebauter, breitschultriger Mann die Loge und bahnte sich seinen Weg zu ihr. Er kam ihm vage bekannt vor. Ach ja. Das war James Barton, Kapitän irgendeines Handelsschiffes und Teilhaber einer Schifffahrtsgesellschaft, wenn er sich recht entsann.
    Vor langer Zeit hatte Carr kurz davor gestanden, Bartons Namen der langen Liste der Leute hinzuzufügen, die ihm etwas schuldeten. Irgendetwas war jedoch schief gegangen, was jetzt allerdings unerheblich war. Schließlich war Barton nur ein unbedeutender Seemann gewesen. Doch nun, als er den Rubin studierte, der in den Falten des Jabots des anderen glühte, und die reichen Goldstickereien an seinen Ärmeln, bedauerte Carr, dass er die Bekanntschaft nicht weiter gepflegt hatte. Ein riesiger Diamant funkelte an Bartons rauer, schwieliger Hand, Carr blinzelte und schaute noch einmal
    - dieselbe raue Hand, die sich nun auf Fias bloße Schulter senkte.
    Carrs Lippen wurden schmal. Sie konnte doch unmöglich so dumm sein. Sie wusste doch, er würde es nie zulassen, dass sie mit irgendeinem . . . Niemand herumhurte! Nicht jetzt. Nicht, wo er so dicht davor stand zu entscheiden, wer ihr nächster Ehemann werden würde!
    Er ließ das Opernglas sinken,

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