Fia die Betoerende
war, klang nun wieder besänftigend.
„Ich denke, ich verstehe sehr wohl“, stieß Thomas hervor. Er verstand, dass Fias Busen schneeweiß und voll war, ihr Mund einladend geschwungen und ihr Blick unter den dichten, gebogenen Wimpern so unverschämt und zugleich so weise war wie Liliths. „Nach dem, was du mit Amelia hattest, wie kannst du da auf einmal derart verblendet sein, bei einer . . .“
„Nicht.“ James' Augen, die gewöhnlich so sanft blickten, blitzten auf. „Du bist gefährlich nahe daran, gefordert zu werden.“
„Ich duelliere mich nicht mit dir, James.“
„Ich habe auch schon früher meine Fäuste benutzt.“
Thomas lachte bitter auf. Er schuldete diesem Mann so viel, unter anderem auch sein eigenes elendes Leben. Es war James Barton gewesen, der ihn dem Sadisten abgekauft hatte, dem er ursprünglich gehört hatte. Innerhalb einer Woche hatte James ihm das Dienstjahr erlassen, das er noch ableisten musste, und ihn angestellt, für ihn auf seinem Schiff zu arbeiten.
James hatte Thomas nie Fragen über seine Vergangenheit gestellt, und Thomas hatte nie darüber gesprochen, obwohl er James von seiner Absicht erzählt hatte, eines Tages die Seefahrt aufzugeben, um das Heim seiner Vorfahren wieder aufzubauen. Er erwog, James von seiner Verbindung zu den Merricks zu berichten, verwarf die Idee aber sogleich wieder. James würde nur darauf verweisen, dass Fia noch ein Kind war, als Carr die McClairen verraten und ihr Heim gestohlen hatte.
„Welchen Zauber hat sie über dich geworfen?“ fragte Thomas erregt.
„Du bist so gegen sie eingenommen. Sie hat mir gesagt, dass du das sein würdest. Aber du kennst sie gar nicht, Thomas.“ James' Gesichtsausdruck war ernst, eindringlich.
Thomas ignorierte die beschwörenden Worte. „Sie hat es dir gesagt?“ wiederholte er ungläubig, während er im Geiste die möglichen Folgen, die sich daraus ergaben, durchging.
Fia wusste, dass er in London war. Sie wusste, dass er und James Barton Geschäftspartner waren, und sie hatte James gewarnt, dass er gegen ihre Verbindung Einwände erheben würde. Das raffinierte Biest war ihm zuvorgekommen. Zorn erfasste ihn, ließ ihn innerlich vibrieren, so heftig war er.
„Was hat sie dir erzählt?“ wollte er wissen.
„Dass du einmal der einzige Freund ihres Bruders warst, dass du bei ihrer Familie Gast warst, unter ihrem Dach geschlafen und mit ihnen am Tisch gesessen hast, und dann ihren Bruder verraten hast, was ihn fast das Einzige im Leben gekostet hätte, was er sich wirklich wünschte, die Frau, die er liebte.“
Der scharfe Speer der Schuld traf ihn unerwartet und darum umso schärfer, denn es stimmte. Was Fia gesagt hatte, stimmte. Und doch steckte so viel mehr dahinter als das allein.
„Ich habe darauf beharrt, dass sie sich irren muss. So, wie du dich in ihr irrst, Thomas.“
„Ich irre mich nicht“, widersprach Thomas starrköpfig. „Sie hat dich zu ihrem Schoßhündchen gemacht.“ „Verflucht, Thomas!“ brach es aus seinem Freund hervor. „Hier geht es um mehr, als du ahnst. Viel mehr. “
„Dann sag es mir.“
„Das kann ich nicht. Ich habe Fia mein Wort gegeben. Gott! Es ist alles so ein Durcheinander.“
Thomas nickte spöttisch. Fia hatte schon immer Durcheinander in den Köpfen der Männer gestiftet. Er konnte nur hoffen, dass der arme Narr nicht noch seine Verblendung bereuen würde. Der Gedanke brannte wie Säure in ihm. Er ergriff seinen Umhang von der gepolsterten Bank, auf die er ihn geworfen hatte.
„Du gehst aus?“ erkundigte sich James.
„Ja.“ Thomas' Antwort war kurz angebunden. „Und ich werde heute Nacht nicht zu Hause sein.“ Er glaubte nicht, dass er es verkraften könnte, zurückzukommen und sie hier zu finden, bei James.
Morgen würde er Fia einen Besuch abstatten - nur um sicherzustellen, dass sie wusste, James hatte einen Freund, der auf ihn achtete. Bis dahin würde er ins Hafenviertel oder zum Fluss hinab gehen, wo er einen Weg finden konnte, seinen Ärger in den Tavernen abzureagieren, in denen sich die harten Männer und noch härtere Frauen vergnügten.
Auch wenn er bezweifelte, dass unter ihnen eine Frau sein könnte, die härter wäre als Fia Merrick.
Der Klang von Stahl auf Stahl hallte durch die kühle Luft kurz vor Anbruch der Morgendämmerung. Thomas spähte an dem jungen Fackelträger vorbei, der ihm den Weg über die kopfsteingepflasterten Straßen leuchtete.
„Se werden nich verwickelt werden wollen in die Sachen von denen, wo da
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