Fia die Betoerende
geistigen Auge wie ein Elmsfeuer geflackert hatte, als undurchführbar ab, und so wie ein Elmsfeuer eigentlich gar kein Feuer war, so war die sich auftuende Möglichkeit in Wahrheit gar keine wirkliche Möglichkeit. Es war mehr wie eine Chimäre. Eine Sinnestäuschung. Beinahe wäre sie genau den Versuchungen erlegen, die ihren Vater antrieben. Sie schlug die Augen auf.
Thomas war weiter in den Raum gekommen. „Nicht, Fia.“ Seine Stimme war drängend und leise, sein Gesichtsausdruck wachsam.
„Nicht?“ wiederholte sie verunsichert.
„Du brauchst sie nicht, Fia. Zerstöre sie.“
„Das kann ich nicht!“ rief sie aus. Nichts würde sich ändern, wenn sie sie vernichtete. Carr könnte dann immer noch weiter . . .
. „Fia, ich bitte dich. Du brauchst diese Papiere nicht ein-zusetzen, um Bramble House zu bekommen. Du kannst nicht so verzweifelt sein, dass du erwägst, deines Vaters Platz bei der Erpressung dieser armseligen Narren einzunehmen. Es ist abscheulich, auch nur darüber nachzudenken! Und es ist auch nicht nötig!“
Sie starrte ihn an, sah sein Entsetzen und spürte das Echo davon tief in sich. Er hatte Recht, entsetzt und abgestoßen zu sein, sie war so nah daran gewesen, zu tun, was ihr Vater getan hatte. Gleichgültig, was ihre Motive gewesen waren.
„Nicht. . flüsterte sie.
„Fia, ich werde dir Bramble House geben“, sagte er.
„Du wirst mir Bramble House geben“, wiederholte sie wie betäubt. Er kam und nahm ihre Hand. Sie hatte nicht die Kraft, sich zu wehren, sie ihm zu entziehen. Sie fühlte sich, als wäre das letzte bisschen Lebenskraft aus ihr gewichen und eine leere Hülle alles, was nun noch von ihr übrig war.
„Ja“, sagte er und blickte ihr ernst in die Augen. „Als dein Vater zu mir kam, drohte er, mich zu verraten, wenn ich nicht täte, was er wollte. Er erzählte mir auch von Bramble House und wie er es MacFarlane abgeschwindelt hatte. Er sagte, dass du dir erhofftest, es durch James Barton zurückzubekommen. Er lachte, Fia, und dann erwähnte er Kay.“
„Kay. Ja“, sagte sie ausdruckslos.
„Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass Carr das Geburtsrecht eines weiteren Jungen raubte, darum erwiderte ich, ich würde seinem Vorschlag nur unter der einen Bedingung zustimmen, dass er mir Bramble House überschriebe. Er wollte das Haus gar nicht. Es bedeutete ihm nur deshalb etwas, weil du es haben wolltest, und Carr dachte - da war er sich ganz sicher - , dass es nie über mich an dich gehen würde.“
„Das hast du mir gar nicht gesagt“, sagte sie. Selbstverständlich hatte er das nicht. Er vertraute ihr nicht. Und das mit gutem Grund.
„Ich wollte, dass der Junge es bekommt. Aber wenn du diese Papiere dort verbrennst, dann schwöre ich, gehört es dir.“
Sie entzog ihm ihre Hand. Er versuchte nicht sie zu halten, sondern ließ sie einfach los. So einfach. Sie wandte sich ab und bemühte sich, eine ausdruckslose Miene aufzusetzen.
Gequält schloss sie die Augen und biss sich fest auf die Unterlippe, um das Schluchzen zurückzuhalten. Wo war ihre verdammte Maske, wenn sie sie brauchte?
„Wir können die Papiere nicht einfach verbrennen“, gelang es ihr schließlich hervorzupressen. Sie hatte zu hoffen gewagt, dass es wie im Märchen enden würde, dass sie und ihr hoch gewachsener Kapitän fortsegeln würden und bis in alle Ewigkeit glücklich miteinander sein würden.
„Oh Fia!“ Zwei einfache, schlichte Worte, in denen unendliche Enttäuschung mitschwang. Ein Todesurteil.
„Ich wollte Bramble House nie für mich“, sagte sie. „Es war immer unser Ziel, dass James das Haus an Kay überschreiben sollte.“
„Das wolltet ihr?“
„Ja“, entgegnete sie matt und wandte sich wieder zu ihm um.
Er betrachtete sie eindringlich; erst verriet seine Miene Überraschung, dann Erleichterung und schließlich Freude. „Oh Fia!“ Er wollte zu ihr gehen.
Sie machte einen Schritt nach hinten. „Du kannst das natürlich überprüfen, indem du James Barton selber fragst.“
„James?“ Verwirrt blieb er stehen. „Ich muss nicht. . .“
„Mir wäre es aber lieber, wenn du ihn fragtest. Ich will, dass du weißt, ich habe dies alles nicht begonnen, damit ich etwas davon habe oder für meine eigene Bequemlichkeit. Du sollst wissen, dass ich James nur deshalb veranlasst habe, etwas so Gefährliches zu unternehmen, weil ich keinen anderen Weg sah, Bramble House für Kay zurückzubekommen.“
„Natürlich nicht.“
Sie konnte nicht verhindern, dass
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