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Fia die Betoerende

Titel: Fia die Betoerende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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murmeln. Mochte ihr Tonfall auch halb traurig, halb ironisch sein, so war ihre Miene gefasst wie immer, während sie die wenigen Stufen emporstieg. Aber Gunna sah, wie erregt sich über ihrem Busen die schwarze Spitze hob und senkte, mit der das Oberteil ihres Kleides besetzt war. Der Beweis ihrer geheimen Furcht und ihrer Entschlossenheit, sich nicht zu verraten, drückten Gunna schier das schroffe Herz ab. Sie sandte ein rasches Gebet gen Himmel, dass die Leightons freundlich sein würden.
    Kurze Zeit später trat Fia wieder aus dem Haus. Gunna warf einen Blick auf die Taschenuhr, die an ihrem Kleid befestigt war. Weniger als zehn Minuten. Die Narren hatten sie hinausgeworfen! Der Kutschenschlag schwang auf, Fia stieg, gefolgt von Gunna, ein und setzte sich. Sie wich dem forschenden Blick der alten Frau aus.
    „Sie waren unhöflich, nicht wahr? Lady Fia, Sie haben nie etwas auf die Meinung solcher Menschen gegeben, oder etwa doch?“ fragte Gunna.
    „Sie waren überrascht.“
    „Und der Junge?“
    Fia hob den Blick und schaute die alte Schottin mit ihren leuchtend blauen Augen an. Gunna hatte einmal einen Eisberg gesehen. Tief innen war er so gleißend blau gewesen, dass das Eis beinahe heiß ausgesehen hatte. Fias Augen waren jetzt von einem solchen Blau.
    „Er kann seine Hand und seinen Arm bewegen. Aber er ist sehr schwach.“ Mehr sagte sie nicht.
    „Er hat sich gefreut, Sie zu sehen.“
    „Oh ja. Sehr sogar.“
    „Dann, würde ich sagen, ist das das Einzige, was zählt“, bemerkte Gunna und zog den Samtvorhang von den Fenstern zurück, als der Kutscher die Pferde antrieb und sich die Kutsche mit einem Ruck in Bewegung setzte.
    Sie hasste das Leben, das Fia führte. Hasste es, dass Fia sich jeden Tag mehr an ihre Rolle der Jezebel zu gewöhnen schien. Nur Gunna wusste, wie hoch der Preis war, den die junge Frau dafür zahlte, und machte sich Sorgen darüber, wie viel von Fias Seele noch übrig sein würde, bevor sie . . .
    Gunna runzelte die Stirn und verbot sich solche finsteren Überlegungen.
    „Sie werden den Jungen noch ein paar Mal sehen“, sagte sie, mehr zu sich. „Ihm ein Buch bringen, eine Locke Ihres Haares und ihm tröstend die Hand tätscheln. Bald schon wird er Ihnen wieder zu Füßen liegen ..."
    „Nein.“
    Gunna schaute auf, von Fias Heftigkeit überrascht. Die junge Frau zitterte am ganzen Körper. Fia, ihre unerschütterliche kleine Statue, ihre Sphinx! Die alte Frau setzte sich rasch neben sie und schlang die Arme um ihre steife Gestalt.
    „Nein, das werde ich nicht“, erklärte Fia rau. „Ich hätte mich nie mit dem Jungen anfreunden dürfen. Ich hätte ihn nicht vorlassen dürfen, wenn er kam, seine Aufwartung zu machen. Aber ..
    „Aber was, Fia?“ fragte Gunna leise.
    Fia wandte sich zu ihrer alten Kinderfrau um. Unverhüllte Verletzlichkeit hatte die Maske ersetzt, die sie gewöhnlich der Welt zeigte. Solcher Schmerz. Solche Qual. Gunna wiegte sie sachte.
    „Es ist nur, dass er mich so an Kay erinnert hat“, flüsterte Fia. „Er war im Umgang mit mir immer so natürlich, und ich . . . ich vermisse das so, und darum habe ich . . . möge Gott mir beistehen . . . ihn ermutigt, mich zu besuchen.“ Sie stieß ein kleines Lachen aus, das halb ein Schluchzen war. „Wahrlich, ich fürchte, meine Selbstsucht könnte sein Tod sein!“
    „Oh meine Liebe!“
    „Sie wollten mich nicht in ihrem Haus haben“, erzählte Fia mit tonloser Stimme. „Aber sie wussten nicht, wie sie mich auffordern sollten zu gehen. Ich hätte nicht kommen sollen. Ich habe sie nur in Verlegenheit gestürzt und ihm falschen Trost gespendet.“
    „Nun, nun“, erwiderte Gunna und strich Fia über die mittemachtsschwarzen Locken. „Er ist ein Junge, und Jungen tun immer, was sie können, um ihren eigenen Tod herbeizuführen. Wären Sie es nicht, wäre es ein anderes . . .“ Ihre Stimme verlor sich, während sie nach dem passenden Wort suchte.
    „Irgendein anderes leichtes Frauenzimmer“, schloss Fia für sie.
    „Irgendeine andere Frau“, verbesserte Gunna ihren einstigen Schützling.
    „Er hat gesagt, ich hätte Pip in Ruhe lassen sollen.“ Fias Stirn hatte sich wieder geglättet. Ihr Gesicht wurde ausdruckslos. Die letzten Anzeichen für ihre Verletzlichkeit verschwanden. Gunna bedauerte das. Es war Monate her, seit sie bei dem Mädchen irgendeine Spur von ehrlich empfundenen Gefühlen bemerkt hatte. Die Anlässe waren immer seltener geworden. „Er hat praktisch gesagt, dass ich der

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