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Fia die Betoerende

Titel: Fia die Betoerende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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als fortzulaufen. Der Rest von uns aber, muss ich zu unserer Schande gestehen, hatte sich in alle Winde zerstreut wie aus ihrem Bau vertriebene Kaninchen, nachdem Carr Ian McClairen verraten und seine McClairen-Braut umgebracht hatte.“
    Fia schlug das Herz bis zum Hals. Sie zwang sich, sich zu entspannen. Zu hören, wie jemand den Mord an ihrer Mutter mit so sachlichen Worten beschrieb . . . Sie wartete darauf, dass der alte Abscheu in ihr aufwallte, der sie jedes Mal unweigerlich ergriff, wenn sie an den Mord an ihrer Mutter erinnert wurde.
    Gab es eigentlich einen besonderen Ausdruck dafür? Wie „Vatermord“ oder „Muttermord“? Gattenmord? Es schien ihr, als müsse es eine besondere Bezeichnung für den Mord an der eigenen Ehefrau und für die Kinder eines solchen Mörders geben. Eine Art äußeres Zeichen als Spiegelbild des inneren Brandzeichens, das sie auf ihrer Seele trug . . . und auf ihrem Herzen.
    Der Schmerz und der Abscheu kamen, aber dieses Mal weniger heftig. Die quälende Frage gärte immer noch unter der Oberfläche, verlangte nach einer Antwort, die sie nicht geben konnte - was hatte Carr ihr mit seinem Blut vererbt? Zu was machte die Tatsache sie, dass das Blut eines Mörders in ihren Adem floss?
    Bis jetzt hatte sie stets auf den inneren Schutzwall vertraut, der sie daran hinderte, diese Fragen zu genau zu untersuchen. Nun begann sie sich vorsichtig im Geiste an sie heranzutasten.
    Nachdem sie begriffen hatte, wer Thomas war, hatte sie die Bitterkeit verstanden, die in seiner Stimme mitgeschwungen hatte, als er vor all den Jahren mit Rhiannon Russell sprach. Carrs Verbrechen hatte sich nicht nur gegen eine wehrlose Frau gerichtet, es war auch gegen ein Mitglied von Thomas' Familie - wenn auch nur eine entfernte Verwandte - gerichtet gewesen.

    Und wenn Janet Thomas’ Verwandte gewesen war, dann bedeutete das, dass auch Thomas' Leute in gewissem - weiter gefassten - Sinne ihre Leute waren. Ihre Leute.
    Die Vorstellung überraschte Fia. Sie hatte sich immer für völlig allein stehend gehalten - durch ihren Vater ihren Brüdern entfremdet und später auch von ihrem Vater getrennt durch die grausame Wahrheit. Aber plötzlich hatte sie . . . andere Menschen, die zu ihr gehörten. Sie starrte die unscheinbare, schwerfällige Mrs. MacNab an, die über ihren Teig gebeugt dastand.
    „Sind Sie eine McClairen?“
    „Aye. Ich war in Edinburgh und habe in einer Küche in Edinburgh gearbeitet, nachdem mein Mann bei Culloden gefallen war. Der Laird kam - ach, das muss jetzt ungefähr fünf Jahre oder so her sein - und sagte, er wär' gekommen, mich nach Hause zu holen, auf . . .“ sie blickte auf, räusperte sich und fuhr fort: „die Insel. Wir waren überall hin versprengt, aber irgendwie hat der Laird es geschafft, uns alle, die wir übrig waren, zu finden. Er hat für alle bezahlt, die in Knechtschaft verkauft worden waren, und für die, die weit fort waren, hat er Schiffspassagen besorgt.“
    „Und gibt es viele?“
    „Oh ja! Vierundzwanzig. Lange waren wir dreiundzwanzig, aber Gavins Frau hat letztes Frühjahr einen Sohn geboren.“ Bei diesen Worten trat ein unerwartet gerührter Ausdruck auf Mrs. MacNabs Gesicht.
    Thomas McClairen hatte dreiundzwanzig Clansleute gefunden und sie auf diesem Land versammelt? Warum?
    Fia nahm sich ein kleines Stückchen Teig und begann es geistesabwesend zwischen Daumen und Zeigefinger hin und her zu rollen, während sie das immer unergründlichere Rätsel, das Thomas McClairen darstellte, zu entschlüsseln suchte. Ganz offensichtlich hatte Thomas ein stattliches Vermögen in den amerikanischen Kolonien gemacht. Er besaß Reichtum, das Ansehen, das die Teilhaberschaft an einer erfolgreichen Reederei mit sich brachte, vermutlich ein Haus und ganz bestimmt Freunde, denen gegenüber er unerschütterlich loyal war - wie beispielsweise James Barton.
    Und doch hielt er sich hier in Schottland auf, wo er ständig in der Gefahr schwebte, dass seine wahre Identität entdeckt und sein Leben verwirkt sein würde. Eine Gefahr, die sehr schnell lebensbedrohlich werden könnte, denn Thomas hatte behauptet, Carr wisse um sein Geheimnis. Warum blieb Thomas dann hier?
    Fia hatte das unbestimmte Gefühl, dass es für sie von äußerster Wichtigkeit wäre, eine Antwort auf diese Frage zu finden, und die konnte ihr nur Thomas geben.
    Mrs. MacNab nahm ein leinenes Tuch und legte es über die Schüssel mit dem Teigklumpen, den sie bearbeitet hatte. „So“, verkündete sie

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