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Fia die Betoerende

Titel: Fia die Betoerende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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und seelischen Misshandlung seiner einzigen Tochter.
    Niemand hatte ihr je einfache Wildblumen geschenkt, und Thomas wollte wissen, warum verdammt noch einmal nicht.
    Selbst der begriffsstutzigste Mann auf der Welt hätte die verwunderte Freude, die Fias gewöhnlich so reglose Züge zum Leuchten gebracht hatte, nicht übersehen oder missdeuten können. Einen Moment lang war sie mehr als hinreißend gewesen, sie hatte unkompliziert, rein und aufrichtig ausgesehen, einfach atemberaubend schön.
    Sie entfernte sich von dem Fenster, und er verlagerte das Gewicht des Fasses auf seinen Schultern. Seine Lippen verzogen sich verstimmt. Er hatte unter dem Fenster der jungen Frau gestanden und sie wie ein grüner Junge angehimmelt. Schlimmer noch, er war eifersüchtig auf Gordie gewesen, weil er der Erste war, der ihr Himmelsschlüsselchen geschenkt hatte. Nicht weil die Tat an sich sie so offensichtlich gefreut hatte, sondern weil es etwas in ihr geweckt hatte, das er nie zuvor an ihr bemerkt hatte: Freundlichkeit.
    Es gab keine andere Möglichkeit. Fia war freundlich zu Gordie gewesen, hatte stillschweigend zugegeben, dass sie
    - und er, erinnerte er sich verwundert - sich über die lange Abwesenheit des Burschen gewundert hatten. Und sie hatte sich nicht den geringsten Widerwillen anmerken lassen bei der Vorstellung, in dem Albtraum von einem Zimmer zu wohnen, den Gordie verbrochen hatte. Genau genommen vermutete er, dass Fia irgendwie geahnt hatte, inwieweit Gordie dafür verantwortlich war, noch bevor der Bursche es zugegeben hatte. Sie hatte Mitgefühl bei ihrer Behandlung des Jungen bewiesen. Verwundert versuchte er sie zu begreifen.
    Freundlich? Einfühlsam? Ohne, dass sie einen Vorteil dadurch erlangte?
    Solche Überlegungen waren gefährlich. Fia, natürlich und nett und heiter und impulsiv und charmant und freundlich, das war sogar mehr als gefährlich. Sogar noch gefährlicher als die Fia, die voller Absicht wohl geübte. Doppeldeutigkeiten in sein Ohr schnurrte, während sie sich verführerisch gegen seinen Körper drängte. Und jene Fia war bei weitem schon gefährlich genug gewesen.
    Er blieb an der Küchentür stehen und stieß sie mit einem Fuß auf, während seine Gedanken sich überschlugen. Er hatte den starken Verdacht, sich mit vollen Segeln soeben in unbekannte Wasser begeben zu haben. Und er war sich sicher, dass es kein Zurück mehr gab.

17. KAPITEL
    Nachdem sie sich selbst flüchtig im Spiegel auf dem Frisiertisch gesehen hatte, wollte Fia so rasch wie möglich aus ihren von der Reise mitgenommenen Kleidern schlüpfen. Darum begann sie die Knöpfe zu öffnen, sobald Thomas das Zimmer verlassen hatte. So kam es, dass er sie nur mit ihrem schmutzigen Unterhemd und den schlaff herabhängenden Unterröcken bekleidet antraf, als er zurückkehrte, was dieses eine Mal allerdings von ihr völlig unbeabsichtigt war. Aber selbst wenn sie einen Augenblick lang ihre erklärte Absicht, Thomas zu verführen, vergessen hatte, so hatte er das nicht.
    Er warf einen Blick auf sie in ihrer wenig schmeichelhaften Aufmachung und murmelte etwas Undeutliches davon, dass sich irgendjemand namens MacNab um sie kümmern würde. Bevor sie darauf antworten konnte, war er schon wieder gegangen.
    Wenig später beendete sie ihr Bad - trotz des zweckentfremdeten Regenfasses ein unleugbarer Luxus - und zog sich gerade saubere Kleidung an, als ein Klopfen an der Tür ertönte. Sie öffnete sie einen Spalt breit und entdeckte ein Tablett mit Essen auf dem Boden davor. Sie trug es zu dem Frisiertisch und machte sich hungrig über die einfache Mahlzeit her, während sie jeden Moment damit rechnete, dass Thomas zurückkäme. Er kam nicht.
    Am nächsten Tag wartete sie in ihrem Zimmer, dass er sie abholen kommen würde. Er kam nicht. Sie verbrachte beide Tage in ungestörter Einsamkeit und nahm jeweils alle drei Mahlzeiten, ihr Frühstück, Mittagessen und Abendbrot, auf ihrem Schlafzimmer ein.
    Am dritten Tag schlenderte sie schließlich von Langeweile getrieben nach unten in das schmutzige, verlassene Haus, so prächtig herausgeputzt, wie es ihr angesichts der beschränk-ten Garderobe, die sie aus London mitgebracht hatte, nur möglich war. Das war, um ehrlich zu sein, vielleicht keine so „prächtige“ Idee, da es sich für sie als unmöglich herausstellte, das Korsett ohne fremde Hilfe so eng zu schnüren, wie es nötig war, um die Aufsehen erregende Figur zu erhalten, mit der sie den Männern in London den Kopf verdreht hatte.

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