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Fia die Betoerende

Titel: Fia die Betoerende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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malte ein verschlungenes Muster aus schimmerndem Licht und Schatten auf Fias nach oben gewandtes Gesicht.
    „Und haben Sie das dann getan?“ erkundigte er sich.
    Fia warf ihm einen mutwilligen Blick zu. Nun, zugegeben, vor einem Monat oder so wäre er nicht in der Lage gewesen, ihn als solchen zu erkennen, aber sie hatten inzwischen so viel Zeit in der Gesellschaft des anderen verbracht, dass er begonnen hatte, die feinen Unterschiede in ihrem Gesichtsausdruck zu erkennen und zu deuten.
    Es war beinahe so, als ob man über den Rand eines Bootes in tiefes Wasser schaute. Man musste weiter als auf die Lichtspiegelungen sehen, um die Schätze zu finden, die sich unter der Oberfläche verbargen. Es war eine ungeheuer faszinierende Aufgabe. Es machte ihm viel Freude, Fia zu beobachten.
    „Und? Haben Sie?“ hakte er nach und erntete ein kleines, ein wenig trauriges Lächeln.
    Sie lehnte sich mit dem Rücken an den Stamm und verschränkte die Arme. „Nein. Mr. Elton fing an, mir privat Stunden zu geben, und verhinderte so, dass ich Kays und Coras Stunden weiter mit meinen entsetzlich unwissenden Fragen unterbrach. Wir waren damit alle viel glücklicher. Kay“, sagte sie in vertraulichem Ton, „ist sehr ehrgeizig, müssen Sie wissen.“ Als er sie zweifelnd ansah, nickte sie bekräftigend. „Und er gibt ziemlich damit an, wenn er gewinnt.“
    Wie niedlich! Irgendwie gelang es ihm, sich zu beherrschen und ihr nicht zu verraten, dass Kay ziemlich genau das Gleiche über sie gesagt hatte. Damals hatte er dem Jungen nicht geglaubt, aber jetzt war das anders. Er glaubte sowieso einiges mehr, als er je für möglich gehalten hätte.
    „Hatten . . . hatten Sie denn keine Lehrer, als Sie noch ein Kind waren?“ In einer Art schweigender Übereinkunft vermieden beide die Nennung des Namens „Carr“, ebenso wie James Barton nicht erwähnt wurde. „Oder haben Sie etwa bei Ihren Lehrern nicht aufgepasst?“ neckte er sie.
    Fia liebte es, geneckt zu werden. Ihre Augen begannen dann fröhlich zu funkeln, und in ihnen stand ein Schäkern . . . wie eben jetzt.
    „Wir hatten keinen“, erwiderte sie leichthin. „Obwohl ich denke, dass Ash wenigstens sporadisch eine Art Erziehung bei dem örtlichen Vikar erhielt. Und Raine war in Eton, bis er der Schule verwiesen wurde.“
    „Aber Sie hatten keine Lehrer.“
    Eine leichte Röte legte sich über ihren Hals und ihr Gesicht. Wenn er sie nicht so genau beobachtet hätte, wäre es ihm bestimmt nicht aufgefallen.
    „Ich konnte lesen und schreiben, aber ich wusste nicht, was. Sie dürfen nicht vergessen, dass ich für eine völlig andere Rolle erzogen wurde.“ Sie wählte ihre Worte sehr sorgfältig.
    „Als ich in Bramble House ankam, war ich in mancher Hinsicht weiser als eine drei Mal so alte Frau, aber in anderer so ungebildet wie eine Steckrübe. Ich erinnere mich daran, wie ich eine von Kays Stunden an einem meiner ersten Tage dort belauscht habe. Ich konnte es gar nicht fassen, was ich alles nicht wusste.“ Sie senkte ihre Stimme, bis er sie kaum noch verstehen konnte. „Und ich habe mich daran gemacht, das alles zu lernen.“
    Sie schaute ihn an, und ein amüsiertes Blitzen trat in ihre Augen. „Und bevor Sie irgendeinen Kommentar dazu abgeben, möchte ich noch einmal anmerken, dass ich, wie ich sehr wohl selbst weiß, nicht in jeder Beziehung erfolgreich war.“
    Das stimmte. Immer wieder geschah es während ihrer Gespräche, dass er eine Bemerkung fallen ließ, nach der sie ihn unterbrach. Sie brachte ihn dazu, seine Worte zu wiederholen, um ihn dann mit der Hartnäckigkeit des gewieftesten Anwaltes zu verhören, bis sie ihm alles, was er über diese Sache wusste, entlockt hatte. Die Lücken in ihrer Erziehung waren groß und unvorhersehbar, und ihr Durst nach Wissen, um diese Lücken zu füllen, war nahezu unstillbar.
    „Ich bin Gentleman genug, niemals und unter keinen Umständen die Mängel einer Dame zu benennen.“
    Sie ließ die Arme sinken. „Ja“, erwiderte sie und machte einen Schritt auf ihn zu, „Sie sind ein Gentleman.“
    Er lächelte und bevor er begriff, was er tat, hatte er eine ihrer schwarzen Flechten genommen und ihr wieder hinter das Ohr gesteckt. Die Locke fühlte sich warm und seidig an, da wo die Sonne darauf geschienen hatte.
    „Sind Sie enttäuscht?“ erkundigte er sich.
    Statt einer Antwort drehte sie ihren Kopf, geradeso als versuche sie die Berührung seiner Finger an ihrer Wange in die Länge zu ziehen. Das musste er sich eingebildet

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