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Fia die Betoerende

Titel: Fia die Betoerende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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haben. Jetzt begann er schon, aus ihrer Miene sein eigenes Verlangen herauszulesen.
    Verlangen. Was für ein schwächlicher Ausdruck für dieses Gefühl. Er lehnte sich ein wenig vor, dass er ihr näher war, und hoffte, sie würde den Kopf heben und ihn ansehen. Sie tat es nicht.
    „Wissen Sie, was das Wort ,platonisch“ bedeutet?“ fragte
    er.
    Sie trat zur Seite und dachte nach. „Ich denke, es ist ein Wort, mit dem man eine Art der . . . Zuneigung beschreibt. Es heißt so nach dem berühmten griechischen Philosophen Plato.“
    „Ganz genau. Und was für eine Art Zuneigung ist gemeint?“
    Sie erwiderte seinen Blick geradeheraus, und er konnte sehen, wie sich in den blauen Tiefen ihrer Augen Schatten bildeten, die die Unschuld darin zu verdüstern drohten. „Die Zuneigung einer tiefen Freundschaft.“
    Er würde nie davon ausgehen, dass sie ihn je einfach als Freund betrachten würde ... er war sich noch nicht einmal sicher, ob er das überhaupt wollte. Dadurch könnte etwas anderes ausgeschlossen sein. Aber die Düsterkeit, die ihre strahlenden Augen mit einem Mal umfing, machte ihm klar, wie lächerlich es wäre, ihr vorzuschlagen, dass irgendeine
    Form von Beziehung zwischen ihnen bestand - und ganz besonders etwas anderes.
    Himmel, er hatte sie schließlich entführt ! Er hatte sie hierher verschleppt und hielt sie hier fest, damit sie seinem besten Freund nicht schaden konnte. Wenigstens hatte er sich das selbst immer eingeredet. Er war sich nicht länger sicher, was er tat oder warum er sie hier behielt. Er wusste nur, dass es sehr wenig mit James Barton zu tun hatte.
    Sie jedoch gab sich alle Mühe, das Beste aus der ganzen untragbaren Situation zu machen. Er sollte ihr dankbar sein, dass sie, seit sie vor einer Woche gemeinsam in der Küche Abendbrot gegessen hatten, nicht ein einziges Mal mehr davon gesprochen und auch sonst nicht den geringsten Versuch unternommen hatte, ihn zu verführen.
    Leider.
    Stattdessen hatte er begonnen, sie zu umwerben. Ja. Er hatte sich bemüht, ihr eines ihrer seltenen Lächeln zu entlocken, sie zum Lachen zu bringen, sie zum Sprechen zu veranlassen, ohne dass sie sich erst lange ihre Worte überlegte. Sie stand immer noch da, wartete geduldig auf . . . auf was?
    Die Antwort war ernüchternd offensichtlich ... sie wartete darauf, dass sie ihren Spaziergang fortsetzten.
    „Ist irgendetwas nicht in Ordnung?“ fragte sie.
    Einmal mehr rettete sein Sinn für Humor die Situation. „Verzeihen Sie“, sagte er und riss sich zusammen. „Ich habe eben etwas Schwerverdauliches schlucken müssen.“
    „Aber jetzt geht es Ihnen wieder gut, hoffe ich?“ erkundigte sie sich völlig arglos.
    „Alles bestens. “
    „Möchten Sie vielleicht lieber zum Haus zurück?“
    „Auf keinen Fall. Bitte, lassen Sie uns weitergehen.“ Er bot ihr seinen Arm, und nach kurzem Nachdenken ergriff sie ihn. Er passte seine ausholenden ihren kürzeren Schritten an.
    „Sie sprechen so liebevoll von Ihren Stiefkindern. Kay haben Sie schon verschiedene Male mir gegenüber erwähnt.“
    Sie schien die Rückkehr zu mehr allgemeinen Gesprächsthemen erleichtert zu begrüßen. „Ja. Ich mag ihn sehr.“
    „Erzählen Sie mir von ihm.“
    Wie gewöhnlich, wenn er ihr eine persönliche Frage stellte, reckte sie ihr Kinn ein kleines bisschen, als ob sie sich gegen etwas wappnete. Würde er ihr Vertrauen missbrauchen und sie enttäuschen? Wie viel von dem, was sie ihm über sich verriet, würde er noch Zusammentragen, bevor er es gegen Sie verwandte? Solche und ähnliche Fragen musste sie sich stellen. Er wusste das, weil er sich genau diese Fragen jedes Mal selbst stellte, wenn sie ihn bat, ihr etwas über sich zu erzählen. Und doch war sie ihm keine Antwort schuldig geblieben. Genauso wenig wie er ihr.
    Es war berauschend und gefährlich zugleich, diese Gespräche zu führen, die ihnen so viel Freude bereiteten. Sie beide wollten so gerne an den anderen glauben, dass sie den tief sitzenden Verdacht ignorierten, den keiner von ihnen hatte völlig in sich zum Verstummen bringen können. Und erst vor kurzem war Thomas die Erkenntnis gekommen, dass ihre Wortgefechte eine weitere, ungeahnte Wirkung hatten: Sie waren unwahrscheinlich erregend.
    Das ist, so überlegte er nun, ein sehr guter Grund für den biblischen Sinn des Wortes erkennen.
    „Ich werde es mir selbst nie verzeihen können, dass Pip verwundet wurde“, sagte sie, statt seine Frage nach Kay zu beantworten. Er hatte inzwischen begriffen, dass

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