Fia die Betoerende
hatte sie sich darum bemüht, einen Namen dafür zu finden, verwundert darüber, dass es in ihr Herz Eingang gefunden hatte.
Oh sicher, sie liebte Gunna sehr, und sie besaß eine erst kürzlich neu erwachte Liebe zu ihren Brüdern, aber zu entdecken, dass sie zwei schottische Gören liebte - undenkbar!
Wie groß diese Liebe geworden war, hatte sie vor Gregorys Tod und Carrs Auftauchen gar nicht begriffen. Sie würde alles tun, um die beiden zu beschützen. Ihr Blick glitt zu Thomas, der sie nachdenklich und mit erneut gewecktem Argwohn anschaute.
Plötzlich verflüchtigten sich alle Gedanken an Kay, Cora und Carr. Sie ertrug es einfach nicht, diesen Ausdruck auf seinem Gesicht zu sehen. Eilig schritt sie an ihm vorbei. Warum sollten ihm die Gründe für ihre Eheschließung etwas ausmachen? Andere Frauen heirateten ebenso wegen eines Besitzes, eines Stückchen Landes, gesellschaftlichen Ansehens. Im Grunde genommen tat die Mehrheit das. Warum hatte ihr Geständnis dann so entsetzlich geklungen?
Sie biss sich fest auf die Unterlippe, während sie auf das Geräusch seiner Schritte hinter sich lauschte. Nichts. Er stand noch da, wo sie ihn hatte stehen lassen. Fia warf einen Blick über ihre Schulter und sah, wie er ihr verwundert nachblickte.
Hatte sie sich geirrt? Waren das auf seinem Gesicht gar nicht Abscheu und Misstrauen gewesen? Nie zuvor hatte sie solche Schwierigkeiten gehabt, die Gefühle eines Mannes zu erraten. Natürlich waren jene Gefühle in der Regel offensichtlich, weil sie so einfach und triebhaft waren. Man brauchte nicht mehr als durchschnittlich gute Augen auf bestimmte Teile in der Anatomie eines Mannes zu richten, um sie herauszufinden.
Da das nun einmal so war, war es auch eine unbestrittene Tatsache, dass Thomas etwas für sie empfand. Aber sie wünschte sich, mehr zu sein als der Gegenstand fleischlicher Gelüste. Auch wenn es einen gewissen Reiz besaß, der Gegenstand von Thomas' fleischlichen Gelüsten zu sein . . . sie schluckte.
Manchmal, in der Nacht musste sie an ihn denken, solche Sachen, die Männer gewöhnlich über sie dachten - das, was sie ihr oft genug zugeflüstert hatten. Dann spannten sich ihre Muskeln, ihr Körper bog sich dem erträumten Liebhaber entgegen. Die Haut über ihren Brüsten und an ihren Schenkeln fühlte sich dann irgendwie zu eng an, und tief in ihr pochte eine Art dumpfer Schmerz, ein Verlangen, das nie befriedigt worden war - ein Verlangen, von dem sie im Grunde genommen kaum gewusst hatte, dass sie es besaß. Ein Verlangen, das Thomas erfüllen konnte. Wenn er es nur täte.
Himmel, was dachte sie da nur? Ihre Gedanken, ihre Gefühle, ihre Beweggründe dafür, sich entführen zu lassen, ihre Ziele hier, alles war nur noch ein einziges Durcheinander. Nichts lief so wie geplant. Bei allem, was ihr heilig war, sie war in Thomas McClairen verliebt. Wie der schlimmste Backfisch! Und sie hatte keine Ahnung, nicht die geringste, was sie deswegen unternehmen sollte.
Eine Berührung an ihrer Schulter ließ sie herumfahren. Thomas stand hinter ihr und musterte sie eindringlich.
„Was ist?“ fragte sie ein wenig atemlos.
„Lieben Sie Bramble House so sehr? Ist es Ihnen so wichtig?“
„Lieben?“ wiederholte sie verwirrt. Ihre Welt war aus den Angeln gehoben worden und drehte sich nun rasend schnell um die eigene Achse. „Ich weiß nicht. Wanton's Blush war immer mein Zuhause, auch wenn ich stets wusste, dass es mir niemals gehören würde, so konnte ich es doch nie anschauen, ohne . . .“ Sie verstummte.
„Ohne was?“ hakte er nach und schaute ihr forschend ins Gesicht.
„Es wieder in Ordnung zu bringen.“
„In Ordnung?“
„Aye. Die Burg erinnerte mich schon immer an eine Königin, die sich im Exil befindet, gezwungen, ihre königliche Gestalt zu verbergen unter den Röcken einer Kurtisane.“
„Ja“, antwortete er leise. Er schluckte, und das Spiel der Muskeln an seinem Hals sandte eine Welle des Verlangens durch ihren Körper. Sein Blick ruhte auf ihren Lippen, während sein Mund entspannt aussah. Was geschähe, wenn sie sich näher zu ihm lehnte? Was würde er tun? Was, wenn er gar nichts täte?
Sie zwang sich, den Augenkontakt abzubrechen und den Faden ihres Gespräches wieder aufzunehmen.
„Ich habe Zeichnungen von der Burganlage gefunden, wie sie war, bevor sie in Carrs Besitz kam. Sie hatte fast so etwas wie einen Zauber. Aber vielleicht lag das auch nur an dem Talent des Künstlers.“ Sie lächelte trocken. „Ich habe mir oft
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