Fia die Betoerende
der letzte McClairen stirbt.“ Er warf ihr aus den Augenwinkeln einen prüfenden Blick zu und verspürte in sich eine seltsame Mischung aus Trauer und Triumph. „Wenn selbst ein Mann wie Carr uns nicht auslöschen kann, wem sollte es dann gelingen?“
„Aber wie haben Sie das alles nur bewerkstelligt?“ fragte Fia, den Blick wie gebannt auf den Anblick unter ihnen gerichtet. Der Wiederaufbau des Nordflügels war schon vollendet, und die Hauptarbeit fand nun an der kurzen Stirnseite des Gebäudes statt. Massive hölzerne Baugerüste waren um das, was von der Fassade nach dem Feuer übrig geblieben war, gezogen.
„Carr wollte die Burg nicht mehr, nachdem sie ausgebrannt war“, erklärte Thomas. „Ich aber schon. Da er keine Einwände hatte, die Insel an mich - oder besser gesagt an meinen Mittelsmann - zu verkaufen, gehört sie nun mir.“
Fia starrte ihn an. Mit keinem Wort hatte Carr das ihr gegenüber erwähnt. Er hatte ihr Zuhause verkauft, ohne ihr davon zu erzählen. Getroffen verzog sie das Gesicht, wobei sie sich insgeheim selbst wunderte, dass in ihr noch etwas gewesen war, das durch Carrs Herzlosigkeit verletzt werden konnte.
So war es besser. Thomas gelang, wovon sie immer nur geträumt hatte. Er brachte Maiden's Blush wieder in Ordnung, heilte die Wunden, die der Burg unter Carr zugefügt worden waren, riss die scheußlichen Verblendungen und unpassenden Verzierungen herunter und stellte ihr altes, stolzes Aussehen wieder her. So war es am besten. Aber . . . Wie gerne würde sie die vollständige Verwirklichung ihres Traumes sehen!
Plötzlich spürte sie, wie er mit einer Fingerspitze sachte ihr Kinn anhob. Thomas hatte sein Pferd an ihre Seite gelenkt und beugte sich nun zu ihr.
„Tränen?“
„Nein.“
„Dann muss sich das Sonnenlicht im Meer spiegeln und Ihnen in den Augen brennen“, sagte er und bot ihr auf diese Weise eine Erklärung an, ihren Kummer ritterlich übergehend.
„Ja“, bestätigte sie.
Er lächelte und sah sie unglaublich zärtlich an, dann rieb er ihr sanft mit dem Daumen über die Unterlippe. Ohne darüber nachzudenken, umfasste sie seine Hand. Ein rätselhafter Ausdruck trat auf sein Gesicht. Sie zögerte einen Augenblick, drehte seine Hand um und strich mit ihrem Mund über seine Fingerknöchel.
Sein Griff um ihre Finger verstärkte sich, so dass es ihr beinahe wehtat. Wenn sie auch nur einen Anflug von Mitleid in seiner Miene entdeckte, würde sie allen Mut verlieren. Darum schloss sie, Feigling, der sie war, einfach die Augen und schmiegte ihre Wange an seinen Handrücken.
Er stieß einen Laut aus. Einen Fluch? Ein Gebet? Sie konnte es nicht sagen. Dann geriet mit einem Mal alles in
Bewegung, etwas stieß an ihr Bein, und Thomas' Pferd begann unruhig zu tänzeln, während ihres zur Seite wich. Mit einem Ruck befreite Thomas seine Hand und zog Fia in seine Arme.
Erschreckt riss sie die Augen auf. Er fasste sie unter den Knien, hob sie aus ihrem Sattel auf seinen Schoß, während er gleichzeitig seine freie Hand in ihr Haar schob und ihren Kopf daran behutsam nach hinten zog.
Einen kurzen Moment begegneten sich ihre Blicke, und dann küsste er sie, küsste sie so, als wolle er niemals damit aufhören. Tiefe Küsse, sanfte Küsse, feuchte, leidenschaftliche Küsse mit offenem Mund, wie sie sie nie zuvor kennen gelernt hatte. Sein Hunger entzündete tief in ihr einen Funken der Erwiderung, der rasch wuchs und sie schließlich zu versengen drohte. Sie schlang ihm ihre Arme um den Hals und verschränkte ihre Hände in seinem Nacken, wünschte sich nichts sehnlicher, als dass diese wundervollen, Sinn verwirrenden, Vernunft auslöschenden Küsse nie enden würden.
Was sie natürlich taten. Schließlich zog er sich ein wenig zurück und hob sein Gesicht zum Himmel. Ihr blieb nichts anderes übrig, als sich neuen zu erforschenden Gebieten an seinem Körper zuzuwenden. Versuchshalber küsste sie ihn auf den gebräunten Hals, kostete seine Haut dort. Sie schmeckte Salz auf ihrer Zunge und seinen eigenen, unverwechselbaren Geschmack. Er erschauerte.
Sie leckte noch einmal über die Haut an seinem Hals. Aus dem Schauer wurde ein Zittern, aber er senkte immer noch nicht den Kopf.
Doch sie war schließlich eine erfahrene Verführerin, eine unwiderstehliche, herzlose, berechnende Kokotte. Warum konnte sie dann Thomas McClairen nicht dazu verführen, sie wieder zu küssen?
„Thomas“, begann sie vorsichtig.
Er schaute auf sie herab, und sie vergaß, was auch immer
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