Fia die Betoerende
vorgestellt, ich wäre Lizabet, die erste Burgherrin, die auf Dougals Heimkehr wartete, damit er alles in Ordnung bringen könnte.“
„Dougal McClairen?“
„Aye“, bekräftigte sie. Sie wollte noch einmal sein Gesicht berühren, wie sie es in der Nacht des Maskenballs getan hatte. Jetzt war er nicht so glatt rasiert; seine Haut würde sich unter ihren Fingerspitzen ganz anders anfühlen, viel rauer. „Aber als ich älter wurde, begriff ich, dass ich nicht Lizabet war und dass Dougal nicht kommen würde. Darum fand ich einen anderen Platz, den ich mein Heim nennen konnte.“
„Und einen anderen Dougal?“ wollte er wissen.
„Nein“, entgegnete sie fest. „Da wusste ich es bereits besser.“
„Sie haben in Bramble House ein neues Zuhause gefunden, nicht wahr?“
„Ich fand in Bramble House einen Ort, den ich so nennen konnte“, verbesserte sie ihn. „Aber es wird nie Wanton's Blush sein.“
Er zögerte einen Augenblick und sagte dann: „Würden Sie sie gerne sehen?“
„Wen?“
„Die Burg?“
„Von ihr ist nichts mehr übrig geblieben. Carr sagte mir, alles wäre bis auf den Grund niedergebrannt.“
„Nicht alles.“ Er nahm sie bei der Hand. „Kommen Sie mit.“
19. KAPITEL
Es war später Nachmittag, und aus Süden wehte ein warmer Wind. Thomas, der neben Fia ritt, konnte sich gar nicht genau erklären, wie es dazu gekommen war, dass er sie mitnahm auf McClairen's Isle. Nie zuvor war es ihm eingefallen, Fia zur Burg zu bringen, aber auf der anderen Seite wäre er nie auf den Gedanken gekommen, dass ihr die alte Festung irgendetwas bedeutete.
Nach mehreren aufs Angenehmste in der Gesellschaft des anderen verbrachten Tagen schloss sich nun der Kreis. Während des Rittes der vergangenen Stunden war ihre Unterhaltung erst ins Stocken geraten und schließlich unbehaglichem Schweigen gewichen; sie vermieden es, einander anzusehen, und die Ungezwungenheit war aus ihrem Umgang verschwunden, als hätte es sie nie gegeben. Aber als sie sich der Küste näherten, begann Fia immer mehr an ihrer Umgebung bekannt vorzukommen, so dass sie sich allmählich entspannte, und ihre Vorfreude überkam ihre Schüchternheit. Thomas' Unbehagen verflog, und er genoss in vollen Zügen, wie sich ihre Miene unmerklich änderte und Anzeichen von ehrlicher Freude verriet.
Es war beinahe, als ob man einem Konzertgeiger dabei zuschaute, wie er ein scheinbar einfaches, aber im Grunde genommen sehr anspruchsvolles und kompliziertes Stück spielte. Man musste auf die Nuancen achten. Er wusste, dass der Geruch des Meeres ihr Trost spendete, denn sie atmete viele Male die klare Seeluft tief ein. Der weiche Ausdruck in ihren Augen verriet ihm, dass sie Eschen lieber mochte als Weißdorn. Hasen mussten im Küchengarten von Bramble House eine echte Plage gewesen sein, wovon das kurze Zusammenpressen ihrer Lippen Zeugnis ablegte, als ein Hase vor ihnen über den Weg sprang.
Jetzt waren sie schon recht nahe an der Küste. Sie durch-querten ein Kiefernwäldchen und hatten gerade einen felsigen Hügelkamm erklommen, als die Bäume sich lichteten und schließlich gänzlich offenem Land wichen. Dort unter ihnen lag, von der wogenden See umschäumt, McClairen's Isle mit Maiden's Blush.
Die Sonne schickte sich eben an, im Meer zu versinken, und verlieh mit ihren letzten Strahlen der Szenerie die ihr gebührende Pracht. Violett und Lila, Scharlachrot und Orange flammten am Himmel auf und tauchten die Burgmauern in ihr weiches Licht, so dass Maiden's Blush von ihrem Standpunkt hier oben wie ein halb fertiges Märchenschloss aussah.
Am Fuße der Festung war Bewegung zu erkennen - die Handwerker verließen seltsam widerstrebend nach getaner Arbeit die Burg, gerade so als ob sie bedauerten, dass ihre Körper nach Ruhe und Essen verlangten und sie so von weiterer Arbeit abhielten. Denn die Burg wurde mit großer Liebe und Sorgfalt wieder errichtet. Nicht nach Carrs irren Vorstellungen von Extravaganz, sondern in ihrer früheren Schönheit und Würde.
„Sie bauen sie wieder auf“, sagte Fia neben ihm atemlos.
Er nickte, während seine Augen auf das Schauspiel unter ihnen gerichtet waren. „Aye“, antwortete er leise. „Wie sie sein sollte . . . nur besser. “
„Aber warum?“ fragte sie verständnislos. „Wanton's Blush . . .“
„Maiden's Blush“, verbesserte er sie. „Sie hieß Wanton's Blush, solange Ihr Vater sie besaß, aber nun gehört sie mir, und sie wird Maiden's Blush heißen, bis ihre Tage gezählt sind und
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