Fiasko
innerer Konflikte haben. Es bedarf keiner Demonstration der Stärke, denn hundert Parsek zurückgelegt zu haben ist gegen jedermann, der dazu nicht imstande ist, Demonstration genug…“
„Also schön, Kommandant, was meinst du also, was wir tun sollen? Wie sollen wir den Beweis erbringen, daß wir in guter, sanfter, friedlicher und freundschaftlicher Absicht kommen? Wie können wir ihnen versichern, daß sie von uns nichts zu fürchten haben und daß wir ein Ausflug braver Pfadfinder unter der Obhut eines Priesters sind — jetzt, nachdem unser kleiner Erzengel vier ihrer perfektesten Kampfmaschinen, die fünfzigmal schwerer waren als er, wie Stäubchen ins Jenseits von Zeit und Raum gepustet hat? Ich sehe, El Salam und ich waren im Irrtum. Da kommen Gäste mit Blumensträußen, im Garten fällt sie der Hund des Hausherrn an, einer will ihn mit dem Schirm verjagen und durchbohrt die Tante des Gastgebers!
Was sollen wir noch von einer Demonstration der Stärke reden, das ist Schnee von gestern! Sie hat doch schon stattgefunden!“ Harrach grinste breit, nicht ohne Bosheit. Er sprach zwar zu dem Kommandanten, sah aber den Geistlichen an. „Die Asymmetrie liegt nicht dort, wo ihr sie vermutet“, sagte der Dominikaner.
„Jemandem, der uns nicht versteht, können wir nicht die Frohe Botschaft bringen.
Himmlische Absichten lassen sich nicht beweisen, solange sie reine Intention sind. Beweisen dagegen läßt sich das Böse, indem man Schaden anrichtet. Es ist ein circulus vitiosus: Um uns mit ihnen zu verständigen, müssen wir sie von unseren friedlichen Absichten überzeugen, und um sie von diesen Absichten zu überzeugen, müssen wir uns erst mit ihnen verständigen. .“
„Alles das, was hier passiert ist und noch passieren kann, ist also von unseren großen Denkern, den Projektanten und Direktoren von CETI und SETI, gar nicht in Betracht gezogen worden?“ fragte Tempe voller Rage. „Und das kommt jetzt alles auf uns herunter wie eine Zimmerdecke? Das ist doch unglaublich blödsinnig!“
Die Kajüte war erfüllt von einem Gewirr aufgebrachter Stimmen. Steergard schwieg. Ohne sich bis ins letzte darüber Rechenschaft zu geben, sah er in diesem Streit, dessen Fruchtlosigkeit er erkannte, ein Ventil für die Erbitterung, die sich während der immer wieder erfolglosen Verständigungsversuche mit der Quinta angestaut hatte — das Resultat durchwachter Nächte, umsonst aufgewandten Scharfsinns bei der Erforschung des Mondes, der Aufstellung von Hypothesen, die keinen Einblick in die fremde Zivilisation gaben, sondern wie Kartenhäuser in sich zusammenfielen, die einen zu dem Gefühl verleiteten, von unlösbaren Rätseln umstellt zu sein, in einem ausweglosen Gestrüpp herumzuirren, die anderen aber in dem zunehmenden Verdacht bestärkten, daß die Quintaner an einer kollektiven Paranoia litten. Wenn letzteres tatsächlich der Fall sein sollte, so war diese Paranoia ansteckend.
Steergard bemerkte, daß über dem Tisch in seiner Koje, die hinten in der Kajüte lag, das Anzeigegerät dunkel war. Einer der Männer hatte auf dem Weg hierher im Steuerraum den Schalter betätigt und das Zentralhirn des Raumschiffs von der Kabine getrennt, als wünschte er bei dieser Zusammenkunft nicht die eisigrationale, logische Anwesenheit von GOD. Der Kommandant fragte nicht, wer das getan hatte. Er kannte seine Leute und wußte, daß es unter ihnen keinen Feigling oder Lügner gab, der diese Handlung geleugnet hätte, aber diese konnte auch ein schlichtweg unbewußter Akt gewesen sein, als wolle man vor einem Fremden seine Blöße bedecken, ein rascherer Reflex als die Scham.
Er sagte also nichts, schaltete jedoch das Terminal ein und verlangte von GOD die optimale Entscheidungsprognose. GOD machte den Vorbehalt, daß es ihm für eine Optimierung an ausreichenden Daten fehle. Hinter der Frage stecke ein unvermeidlicher Anthropozentrismus. Die Menschen äußern sich über sich und andere gut oder schlecht. Das gilt auch für die Ansichten über ihre Geschichte.
Viele hielten sie für eine Häufung von Grausamkeiten, sinnlosen Feldzügen, die sogar außerhalb jeder Ethik sinnlos waren, da sie weder den Angreifern noch den Opfern etwas brachten außer der Zerstörung von Kulturen, dem Untergang von Imperien, auf deren Trümmern neue entstanden — mit einem Wort, die meisten Menschen verabscheuen ihre Geschichte, im allgemeinen aber sieht sie keiner als scheußlichen,
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