Fiasko
Mond ab und fuhr die Manipulatoren mit den Fernsehaugen aus. Die Illusion eines alten, zerschundenen Felsens war vollkommen — erst unter einem energischen Schlag gab das vorgebliche Gestein elastisch nach wie ein Ballon.
Die Landung selbst ließ sich nicht tarnen. Mit dem Heck voran in die Mondatmosphäre tauchend, verbrannte der HERMES die Hülle der Düsen, und den Rest besorgte die atmosphärische Reibung. Sie riß die glutheiße Maskierung herunter; nackt, flammenspeiend, setzte der gepanzerte Koloß seine sechs weitgespreizten Pranken auf den Grund, dessen Festigkeit er zuvor mit einer Salve von Geschossen geprüft hatte. Eine gute Weile ging es rings um das Raumschiff wie ein Regen nieder: Die verbrannte Tarnhülle fiel herab. Danach bot sich ein Blick über die gesamte Umgebung, bis an den Horizont. Das Plasmapendel lag hinter dem gebauchten Rand eines großen Kraters. Der Druck betrug vierhundert Hektopascal, man konnte die Flugaufklärung mit Helikoptern unternehmen. Ohne Tarnung, vor aller Augen. Das Spiel begann, der Einsatz war bekannt — die Regeln nicht.
Den acht Helikoptern, die in ein tausend Meilen messendes Rund geschickt worden waren, geschah nichts. Aus ihren Aufnahmen entstand eine Karte, die die achttausend Quadratkilometer um den Landeort erfaßte. Die Karte eines typischen Himmelskörpers ohne Luft, chaotisch verstreute Krater und Trichter, teilweise gefüllt mit vulkanischem Tuff. Nur im Nordosten hatten die Videogeräte eine bewegte Feuerkugel im Bild festgehalten. Sie schoß über felsigen Grund, in den sie entlang ihrer Bahn einen flachen, heißen Hohlweg geschmolzen hatte. Dieses Gelände wurde nochmals von den Helikoptern aufgesucht, die im Flug und vom Boden aus Messungen und Spektralanalysen vornahmen. Einer wurde mit Absicht in die Nähe der Sonnenkugel gesteuert. Bevor er verglühte, gab er genau Temperatur und Strahlungsleistung durch — sie lag im Terajoule-Bereich. Versorgt wurde sie von einem Wechselmagnetfeld. Es erreichte 1010 Gauß.
Nach Tiefenuntersuchungen des Magmabodens unter dem Hohlweg ließ Steergard von GOD ein Schema des dort entdeckten Netzes von Knotenpunkten anfertigen, von denen sich bis tief unter die Lithosphäre zahlreiche Schächte senkten.
Der Kommandant zeigte sich von der Diagnose kaum überrascht. Der Zweck der gewaltigen Anlage war unklar. Es unterlag jedoch keinem Zweifel, daß die Arbeiten mitten im vollen Gange eingestellt, alle zu den Schächten und Strecken führenden Eingänge geschlossen oder vielmehr durch Sprengen verschüttet worden waren, nachdem man zuvor das schwere Gerät hineingestürzt hatte. Die Mikrosonne aus Plasma wurde über ein Flußführungssystem durch thermo-elektrische Umformer gespeist, die Energie der Asthenosphäre entnommen — etwa fünfzig Kilometer unter dem äußeren Mantel der Mondkruste.
Steergard schickte zwecks genauer Untersuchungen zwar schwere Allüberallschreiter in das Gelände und durfte sich auch ihrer Rückkehr freuen, ordnete aber für sofort den Start an. Die Physiker, vom Ausmaß des unter dem Mondboden liegenden Energiekomplexes fasziniert, wären gern länger geblieben, um möglicherweise sogar an die verspundeten Tunnel heranzukommen.
Steergard blieb hart. Es gab zu viele Unbekannte: der Zustand der aufgefangenen Satelliten, der mit solchem Aufwand mitten in der Wüste betriebene, unbegreifliche Bau, die — falls Kenntnislosigkeit sich steigern läßt — noch unbegreiflichere, gleichsam in der Panik einer Evakuierung erfolgte Aufgabe dieser Arbeiten. Was alles er auch zur Erklärung anführte, den Gedanken, der ihm dämmerte, behielt er für sich.
Die detaillierte Untersuchung einer fremden Technologie führte zu nichts. Die Fragmente gaben kein schlüssiges Bild, so wenig wie die Splitter eines zerbrochenen Spiegels. Sie sind das unleserliche Ergebnis dessen, was sie zerschlug. Das Dilemma steckte nicht in den Werkzeugen dieser Zivilisation, sondern in dieser selbst. Als Steergard beim Gedanken daran die ganze Last der ihm übertragenen Aufgabe fühlte, fragte Arago über das Wechselsprechgerät an, ob er ihn aufsuchen dürfe.
„Für ein kurzes Gespräch gern, denn in einer knappen Stunde starten wir“, gab er zur Antwort, obwohl er dieses Gespräch durchaus nicht wünschte. Arago erschien sogleich. „Hoffentlich störe ich wirklich nicht…“
„Natürlich stören Sie, Hochwürden“, sagte Steergard und bot dem Geistlichen, ohne
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