Fiasko
Orbiter zu, die wegen ihrer geringen Größe bisher unbemerkt geblieben wären. Jetzt fielen sie durch die Wärme der in Gang gesetzten Triebwerke und die Beschleunigung gemäß dem Doppier-Effekt auf. Nichts wies darauf hin, daß der Befehl, die Patrouille abzufangen, vom Planeten ausgesandt worden war. Dazu hätte die Zeit wohl kaum gereicht. Die heißen Punkte legten es offenkundig auf einen frontalen Zusammenstoß an. Der Kommandant befahl, einen solchen zu vermeiden. Die Dreierpatrouille warf daraufhin Attrappen aus, spie eine Menge metallener Folien und Ballons vor sich hin. Die Abfangraketen ließen sich dadurch nicht beirren, die Patrouille schoß eine Natriumwolke ab und sprühte Sauerstoff hinein. Die quintanischen Raketen verschwanden in einem Feuerball, die eigenen kamen in einer Spirale heil daraus hervor, kehrten aber nicht zum Raumschiff zurück, sondern prallten gegeneinander und zerstoben. Steergard rief sämtliche Beobachtungssonden an Bord zurück, und GOD führte die Ergebnisse der Erkundung vor.
Auf der wüsten, von Kratern zerklüfteten, abgewandten Mondhalbkugel zuckte ein Feuer mit dem Spektrum von Kernplasma hin und her, so schnell, daß es, von einem gehörig geballten Magnetfeld nicht festgehalten, in den Raum geflogen und dort augenblicklich erloschen wäre. Was pendelte dort mit einer Geschwindigkeit von 60 Kilometern pro Sekunde zwischen zwei alten Kratern hin und her? Was steckte hinter diesem Irrlicht?
GOD versicherte, der Planet habe den HERMES nicht entdeckt und spüre ihm also auch nicht nach. Es gebe darauf keinerlei Hinweis. Er verzeichnete ein kontinuierliches Rauschen, das nur von einem Knattern übertönt wurde, wenn Satelliten in die Atmosphäre eintraten und auf den Eisschild prallten — er benutzte ja die Gashülle der Sexta als Linse für die Radioskope.
Die Ansichten, was weiter zu tun sei, waren geteilt. Die Quintaner sollten weiter in Unkenntnis gehalten werden, die Tarnung sollte fortdauern, bis wenigstens ein Zipfelchen der zahllosen Rätsel gelüftet war. Man wog ab, ob man eine unbemannte Landefähre auf die andere Seite des Mondes schicken oder mit dem Raumschiff dort niedergehen sollte. Über die Chancen der Alternative wußte GOD soviel wie die Menschen: im Grunde gar nichts. Nach der von der Patrouille vorgenommenen Erkundung schien der Mond unbewohnt zu sein, obgleich er eine Atmosphäre besaß, die er, von anderthalbfacher Masse des Erdmondes, nicht halten konnte. Ihre Zusammensetzung bereitete überdies weiteres Kopfzerbrechen: Edelgase — Argon, Krypton und Xenon mit einer Beimischung von Helium. Ohne künstliche Zufuhr hätte sich diese Atmosphäre innerhalb weniger Jahrhunderte verflüchtigt.
Das Plasmafeuer zeugte noch mehr von technischen Arbeiten. Dennoch blieb der Mond stumm, er besaß auch kein Magnetfeld, und Steergard entschloß sich zur Landung. Sollte es dort irgendwelche Geschöpfe geben, so nur unterirdisch, tief unter der von Kratern und Calderen zerklüfteten Felskruste. Erstarrte Lavameere erglänzten in einem Kranz n Streifen, die sich vom größten Krater, aus der Nähe des Pols, nach allen Seiten streckten.
Steergard faßte den Entschluß zur Landung, nachdem er den HERMES zuvor zum Kometen gemacht hatte. An den Längsseiten des Rumpfes öffneten sich die Kingstonventile und stießen Schaum aus, der, durch Gasspritzen aufgebläht, das ganze Raumschiff einhüllte wie ein großer Kokon unregelmäßig geronnener Blasen.
Der HERMES steckte in der schwammigen, porösen Masse wie ein Kern in der Frucht.
Selbst aus der Nähe sah er wie ein langer, von Kratertrichtern übersäter Gesteinsbrocken aus.
Die Reste der geplatzten Blasen machten diese Kruste der eines Asteroiden ähnlich, der seit Urzeiten von Staubwolken und Meteoren bombardiert worden war.
Der unerläßliche Antriebsausstoß sollte dem Kometenschweif gleichen, der sich im Verlauf des Fluges ins Perihel zentrifugal von der Sonne wegwandte. Diese Illusion wurde durch die Ausstoßdeflektoren erzielt. Eine genaue Spektralanalyse hätte zwar einen Impuls und eine Zusammensetzung der Gase aufgedeckt, wie sie bei Kometen nicht vorkommen, aber eine solche Eventualität war einfach nicht auszuschließen. Der HERMES ging mit hyperbolischer Geschwindigkeit von der Sexta zur Bahn der Quinta, schließlich gab es, wenngleich selten, derlei schnelle, keinem System zugehörige Kometen. Nach zweiwöchiger Reise bremste er hinter dem
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