Fida (German Edition)
schüchternes Nicken, gepaart mit einem angstvollen Blick aus erwartungsvoll aufgerissenen Augen, war ihm Antwort genug. In diesem Moment war ihm eine großartige Idee gekommen. Er setzte sich zu ihr, strich ihr sanft eine Strähne ihres noch immer nassen Haars aus dem Gesicht. „Hast du Angst, dass ich dir deine Jungfräulichkeit mit Gewalt nehme?“, fragte er weiter. Die Antwort ließ sich mühelos von ihrem Gesicht ablesen. Wieder nickte sie ängstlich.
Wie eine Katze, die erst noch ein wenig mit einer gefangenen Maus spielt, bevor sie zum tödlichen Nackenbiss ansetzt, wollte auch er sein Vergnügen noch ein wenig hinauszögern. Es dadurch noch steigern. Darum gab er ihr ein Versprechen: „Davor musst du keine Angst haben. Ich werde deine kleine Muschi nicht anrühren, bevor du mich nicht selbst darum bittest. Versprochen.“
Nun spiegelten sich ungläubige Erleichterung und Abscheu in ihrer Mimik wieder. Mit dünner Stimme stieß sie hervor: „Das werde ich niemals tun! Ganz bestimmt nicht!“ Vermutlich musste sie für diesen einen Satz all ihren Mut aufbringen. Das amüsierte ihn. Sanft wiedersprach er ihr: „Oh doch, Fida. Das wirst du! Und bis dahin werde ich dich nur in deinen kleinen Arsch ficken!“
Dann befahl er ihr, sich umzudrehen und ihre Pobacken ein wenig für ihn zu spreizen. Wieder musste er seiner Forderung etwas Nachdruck verleihen, doch dann kniete sie vor ihm und…
Ein erstickter Laut riss ihn aus seinen Gedanken.
Tom blickte auf und sah, wie der Alte ihn aus weit aufgerissenen Augen anstarrte.
***
Er musste wohl eingeschlafen sein, nachdem ihm das hübsche junge Ding, das hier ein freiwilliges soziales Jahr machte, sein Mittagessen verfüttert hatte. Wolfgang Richter blinzelte ein paar Mal, kämpfte sich langsam aus den Tiefen des Schlafes empor, als er aus dem Augenwinkel jemanden wahrnahm. Eine schemenhafte Gestalt, am Rande seines Gesichtsfeldes. Er bewegte den Kopf, das kleine Stück, das er ihn überhaupt noch drehen konnte, um nachzusehen, wer da an seinem Bett saß. Ein erstickter Schreckenslaut entrang sich seiner sprachlosen Kehle, als er den Besucher erkannte.
Seit seinem Schlaganfall, der ihn bei vollem Verstand zu lebenslanger Haft verurteilte, in einem gelähmten Körper der kaum noch funktionierte, war der Junge erst zwei Mal bei ihm gewesen. An keinen seiner Besuche erinnerte Wolfgang sich gerne.
„Hallo Vater. Hast du gut geschlafen?“, eröffnete Thomas den Monolog. „Naja, was sollst du auch sonst tun?“
Ja, so kannte Wolfgang den Jungen. Mitleid suchte man bei ihm vergeblich.
„Du wunderst dich bestimmt, warum ich dich besuchen komme, oder? Soll ich es dir verraten?“ Der Junge legte eine kleine Kunstpause ein, bevor er fortfuhr, als hätte er irgendeine Form von Bestätigung erhalten. „Also gut. Vielleicht dachte ich mir einfach, nun, wo Mutter nicht mehr unter den Lebenden weilt, bist du vielleicht ein bisschen einsam. Sehnst dich, nach ein wenig Unterhaltung.“
Wolfgang merkte, wie die Wut in ihm hochkochte. Er spürte kein Verlangen danach, mit seinem Sohn zu sprechen, oder ihn überhaupt noch einmal zu sehen. Nicht seit ihrer letzten Begegnung, nach dem Tod seiner Frau, als er sich zum Abschied ganz nah an sein Ohr gebeugt hatte und flüsterte: „Jetzt wartet die alte Hexe in der Hölle auf dich. Wer hätte gedacht, dass du die alte Schachtel überlebst, hm? Lass sie nicht zu lang warten!“
Zu gern hätte er losgebrüllt, dass sie einander nichts mehr zu sagen hatten, dass Tom gehen und nie wieder kommen sollte. Doch seine nutzlosen Lippen blieben stumm.
„Willst du mir erzählen, wie es dir geht, Dad?“, fragte Tom, gespielt mitleidig, bevor er theatralisch die Hand vor den Mund schlug. „Oh, oder kannst du immer noch nicht wieder sprechen?“ Die Hand vor dem Mund verschwand und offenbarte ein breites Grinsen. „Ganz schön scheiße, oder? Kannst du überhaupt irgendwas außer blinzeln? Nein? Immer noch nicht? Sollen wir es wieder so machen, wie beim letzten Mal: Du blinzelst einmal für ja und zweimal für nein, wenn ich dir eine Frage stelle?“
Wolfgang blinzelte zweimal schnell hintereinander. Er hatte keine Lust, mit diesem Arschloch zu kommunizieren, das er früher einmal Sohn nannte. Der Junge war die größte Enttäuschung seines Lebens. Er hatte einen Fremden großgezogen, einen gefühlskalten Unhold, der nichts mit dem Mann gemein hatte, zu dem er ihn heranziehen wollte.
„Nein? Sei nicht albern Paps. So machen
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