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Fida (German Edition)

Fida (German Edition)

Titel: Fida (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Maucher
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zu jung war, starrte ihm verzweifelt entgegen. Der Anblick war entsetzlich und Wolfgangs Herz klopfte vor Aufregung ein paar Takte schneller.
    Auch an der Tür klopfte es nun, einen Moment, bevor sie schwungvoll aufgestoßen wurde. Hastig verstaute Thomas das Bild des Mädchens in der Innentasche seiner Jacke.
    „Abendessen!“, verkündigte die fröhliche Stimme einer Pflegekraft, die sich im Anschluss für die Störung entschuldigte und freundlich erkundigte, ob Thomas seinen Vater selbst füttern wollte.
    „Aber nein!“, wehrte dieser ab. „Meinem Vater schmeckt es doch viel besser, wenn er sein Essen von so einem hübschen, jungen Ding wie ihnen bekommt. Ich wollte ohnehin aufbrechen.“
    Wenige Augenblicke später hatte Thomas bereits den Platz an Wolfgangs Bett mit der Pflegerin getauscht und den Raum verlassen, jedoch nicht ohne zuvor wohlgefällig ihren weiß uniformierten Hintern zu mustern. Susanne Bauer, die gerade ein freiwilliges soziales Jahr absolvierte, errötete leicht, tat aber, als ob sie den Blick nicht bemerkt hätte.
    „So Herr Richter, dann wollen wir mal!“, forderte sie Wolfgang fröhlich zum Essen auf. Dann bemerkte sie seine Tränen, legte den bereits zur Hand genommenen Löffel wieder zur Seite und tupfte sie mitleidig von seinen Wangen. „Aber, aber! Nun weinen sie doch nicht! Ihr Sohn kommt sie bestimmt bald wieder besuchen. Und bis dahin kümmere ich mich doch um sie. Kein Grund also, traurig zu sein!“ Noch ein wenig mehr errötend fügte sie hinzu: „Er wirkt nett!“
    Innerlich schrie Wolfgang laut auf, rang um Worte, versuchte, ihren fehlerhaften Eindruck zu korrigieren. Doch nach außen drang nur ein krächzender Laut, eine Mischung aus Seufzen und Stöhnen, während sein nutzloser Mund aufklappte, um den ersten Löffel Brei in Empfang zu nehmen.

Kapitel 19
    20. Juni 2012
     
    In der Zeit, in der Tom die seine damit verbrachte, seinen wehrlosen Vater zu quälen, unternahm Laura ihren ersten und einzigen Selbstmordversuch. Die Monate in Gefangenschaft hatten ihre Spuren hinterlassen – innerlich wie äußerlich. Bis zum heutigen Tag war sie immer, egal wie er sie misshandelte, Laura geblieben. Doch als er sie dazu brachte, ihren letzten Widerstand aufzugeben, zerriss noch mehr, als nur ihr Jungfernhäutchen. Laura fühlte, wie sie sich langsam selbst verlor. Als wäre bald nur noch Fida übrig und Laura nur der Name für die Erinnerung an ein fernes Leben.
    Nachdem Tom das Verlies verlassen hatte, sackte Laura zitternd und weinend auf ihrer gummibezogenen Lagerstätte zusammen. Ein kleiner, heller Punkt vom Blitzlicht der Polaroid-Kamera tanzte noch immer vor ihren Augen. Nach einer Ewigkeit, als ihr Heulkrampf und die Schmerzen in den Armen endlich nachließen, robbte sie ans Kopfende und tastete nach der batteriebetriebenen Lampe, die dort zwischen Wand und Matratze eingeklemmt war. Ihre zitternden Hände fanden den kleinen Schalter und legten ihn um. Schwaches Licht ergoss sich in den Raum.
    Laura griff nach dem Plakat, das unweit von ihr auf dem Boden lag, zog es in den Schein der Lampe. Sie stieß ein weiteres, erbärmliches Schluchzen aus, als sie die eindringliche Bitte ihrer Eltern las, man möge bei der Suche nach ihr helfen und dass sie eine Belohnung in Höhe von 10 000 Euro für einen Hinweis ausgesetzt hatten, der ihnen ihre Tochter zurückbringen würde. Gleichzeitig machte sich große Hoffnungslosigkeit in ihr breit. So viel Geld – und noch immer hatte man sie nicht gefunden. Wenn irgendjemand wüsste, wo sie war, dann hätte man sie doch längst gerettet. Ihre Mutter, das wusste sie nun, ging Woche für Woche direkt an ihrem Gefängnis vorbei, ohne auch nur zu ahnen, wie nah sie bei ihr war. Genauso gut könnte Tom sie am anderen Ende der Welt festhalten. Es stimmte, was er ihr eingetrichtert hatte: Hier unten würde sie niemand finden!
    Laura sah an sich herab. Noch immer trug sie das widerliche Zeug, das er ihr mitgebracht hatte. Sie spürte das Zwicken des Reißverschlusses in ihrem Schritt, der sich wund und geschwollen anfühlte. Getrocknetes Blut klebte an ihren Schenkeln und auf ihren nach oben gedrückten Brüsten konnte sie den Abdruck von Toms Zähnen erkennen. Auf dem Höhepunkt seiner Lust hatte er sie gebissen. Mit fahrigen Händen löste sie die Häkchen des Büstenhalters. Kaum dass sie sich seiner entledigt hatte, schob sie angeekelt den Slip nach unten. Die Fußfessel machte es schwer, ihn ganz los zu werden. Also zerrte und riss sie

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