Fida (German Edition)
bestimmt schon mächtig gespannt, was dich nun erwartet!“ Mit diesen Worten befreite er ihre gefesselten Beine und zerrte sie hoch. Die Fesseln um ihre Handgelenke löste er nicht, auch die Augenbinde ließ er noch dran. Er wartete einen kleinen Moment, bis er sich sicher war, dass ihre Beine sie trugen, bevor er sie grob am Arm packte und neben sich herzerrte.
„Achtung, Stufe!“, warnte er kurz vor der Treppe, musste aber trotzdem kräftig zupacken, damit sie nicht stürzte. Sie stieß einen erschrockenen, vom Knebel unterdrückten Schrei aus, als die erste Stufe sie zum Stolpern brachte. Unsicher stakste Fida eine Stufe nach der anderen hinunter und versuchte, sich mit den Füssen voranzutasten.
Im Keller angekommen legte Tom Fida zuerst die Fußfessel an, mit der sie sich nun maximal im Liegen erhängen konnte, wie er spöttisch dachte. Dann löste er die Fesseln an den Händen und beobachtete amüsiert, wie sie dastand, sich die schmerzenden Handgelenke rieb, aber nicht wagte, selbst ihren Knebel oder die Augenbinde zu lösen, unter der dicke Tränen hervorquollen. Vermutlich kehrte das Blut in ihre tauben Arme zurück und schenkte ihr nadelnde Pein. Dennoch gab sie keinen Mucks von sich. Obwohl es, dem Gasheizstrahler sei Dank, nicht kalt im Raum war, zitterte sie heftig. Tom konnte nicht genau sagen, ob vor Angst oder vor Aufregung. Wahrscheinlich ein wenig von beidem.
Tom zückte sein Messer und befreite Fida zunächst von ihrer Kleidung, sodass sie nur noch in Unterwäsche vor ihm stand. Er weidete sich einen vorfreudigen Moment lang an ihrem Anblick, bevor er hinter sie trat, ihren Knebel löste und ihn aus ihrem Mund nahm. Fida blieb ganz still, rührte sich nicht und gab keinen Mucks von sich. Jetzt nahm er ihr die Augenbinde ab und trat einen Schritt zurück, um ihre Reaktion zu beobachten. Was auch immer Fida erwartet hatte, das war es wohl nicht.
Ungläubig blickte sie sich im Raum um.
„Na, wie findest du dein neues Zuhause?“, fragte Tom neugierig.
Fida blickte an sich herab, auf ihre Fußfessel, verfolgte ihren Verlauf bis zu der Stelle, an der sie in den Boden einbetoniert war.
„Das ist nicht dein Ernst, oder?“, war ihre fassungslose, erste Reaktion.
„Doch, klar!“, grinste Tom. „Ich weiß, es ist noch immer nicht das Ritz, aber hier lässt es sich doch aushalten, oder? Du hast sogar etwas zu lesen, damit dir nicht langweilig wird. Na los, sieh dich um!“
Fida ging hinüber in die eigens für sie eingerichtete Leseecke und zog ein Buch aus dem Regal.
„Das soll ich lesen?“, fragte sie angewidert und hielt ihm einen der Liebesromane entgegen, die seine Mutter so gemocht hatte.
Ihr aufmüpfiger Ton passte Tom gar nicht. Er machte ein paar Schritte in ihre Richtung.
Fida überraschte ihn. Kampflustig reagierte sie auf seine Annäherung, holte schwungvoll aus und warf ihm das Buch an den Kopf.
„Scheiße, du bist wohl verrückt geworden!“, brüllte Tom los und stürmte mit erhobenen Fäusten auf sie zu. Fida wich zurück, schnappte sich beim Zurückweichen ein weiteres Buch, zielte damit erneut auf ihn. Sie verfehlte ihn knapp. Vom Tisch schnappte sie sich den Topf, der ebenfalls als Wurfgeschoss herhalten musste. Dann war er bei ihr und brachte ihr mit ein paar gezielten Schlägen Vernunft bei. Ein schwungvoller Hieb in den Magen ließ sie atemlos und schmerzverkrümmt zusammenklappen.
Tom sah auf sie herab und dachte darüber nach, welche Strafe er ihr für diese Aufmüpfigkeit erteilen sollte, oder ob es besser wäre, vielleicht sogar lustbringender, die Sache langsam angehen zu lassen. Ein Blick auf seine Armbanduhr beantwortete seine Frage. Es war schon fast Abend und Tom hatte sich fest vorgenommen, heute seinen Vater besuchen. Während der letzten Tage blieb dafür keine Zeit und obwohl es nicht Fürsorglichkeit war, die ihn zu seinen Besuchen drängte, wollte er den Besuch keinesfalls verschieben. Er hatte andere Gründe, heute noch mehr als sonst. Außerdem kam bei diesen Besuchen sein Vergnügen niemals zu kurz. Auch wenn er den Alten nicht anrührte, Tom hatte großen Spaß daran, ihn mit seinen Worten und dem Wissen, das er ihm aufbürdete, zu quälen.
Leicht stieß er Fida, die sich noch immer auf dem Boden zusammenkrümmte, mit dem Fuß an.
„Ich muss noch mal weg. Solange kannst du das Chaos, das du hier angerichtet hast, wieder aufräumen. In zwei oder drei Stunden komme ich zurück. Dann werden wir viel Spaß miteinander haben, das verspreche ich
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