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Fida (German Edition)

Fida (German Edition)

Titel: Fida (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Maucher
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gleich wieder zu schließen.
     
     
     
    „Wenn du ihn sprechen willst“, sagte Irina, die beschlossen hatte, sich versöhnlich zu geben, „dann werde ich ihm Bescheid geben.“
     
    Kurz hob sie den Blick von ihrer Arbeit und schaute nachdenklich zu den Gipfeln der sieben Berge, die sich mit dunklen Wolken verhüllten. Ja, sie würde dem Mädchen helfen und Patrik wüsste, was zu tun sei. Er kannte sich mit Zaubersprüchen aus, auch wenn er es nicht zugab.
     
    „Er wird dir einen Boten schicken“, fügte Irina hinzu, „aber pass' auf, wenn es eine Ratte oder ein Frosch ist, dann ist es eine Falle!“
     
    „Danke“, sagte Katharina irritiert.
     
    Sie nahm den weißen Stock von ihrem Schoß, faltete ihn auseinander und stand auf. Sie ließ seine Spitze über den Boden gleiten, um sich zu orientieren und versuchte sich zu erinnern, in welcher Richtung die Tür lag. Sie hatte keine Ahnung, wie sie ohne Hilfe durch das Dickicht draußen kommen sollte, sie fürchtete sich etwas, aber sie freute sich auch darauf.
     
     
     
    Irina sah ihr nicht nach. Von ihrer Arbeit vollkommen in Besitz genommen, hatte sie nach wenigen Minuten die Fremde vergessen. Es gab so viel zu tun. Mit ein paar geübten Handgriffen machte sie den Brandsatz fertig. Es war Vormittag, aber das interessierte Irina nicht, es besaß keine Bedeutung für sie. Ihre Zeitrechnung folgte anderen, unbekannten Wegen. Sie betrachtete lächelnd ihr Werk und ihr ansonsten so hartes Gesicht bekam unvermittelt etwas sehr Weiches.
     
    „Mein kleiner Liebling“, sagte sie sanft.
     
    Sie strich über die Drähte, drückte den Brandsatz an sich und wiegte ihn liebevoll. Eine Weile saß sie so da, dann hob sie ruckartig den Kopf und lauschte. Es gab Zeichen, die nur Irina wahrnahm. Sie stand auf, steckte den Brandsatz in die Innentasche ihrer Lederjacke und verließ die Hütte.
     
    Im Freien angekommen, umgeben von welkem und nassem Gestrüpp, steckte sie ihre Nase in den Wind und wusste, welche Richtung sie einzuschlagen hatte. Sie hauste sehr tief im verwunschenen Wald, aber sie war gut bewaffnet. Ihr würden keine Gefahren drohen. Außerdem verstand sie es, sich zu verteidigen und ihre Spuren zu verwischen.
     
    Im Wald war es sehr still. Kein Vogelgezwitscher, kein kleines Getier raschelte im Laub. Nur die vom Frost vereisten Zweige klirrten leise im Wind und der tiefgefrorene Waldboden knackte unter ihren Füßen. Sie atmete tief durch und machte sich schließlich auf ihre weite Reise. Sie ahnte, sie würde lange unterwegs sein, sehr lange. Aber sie war es gewohnt oft Wochen oder Monate zu wandern, ohne zu rasten, ohne zu schlafen. Wenn sie einmal Hunger bekam, dann fand sie auch immer ein paar Brotkrumen auf den Weg gestreut, von denen sie sich ernähren konnte.
     
     
     
    Nachdem Irina ein paar Tage unterwegs war, erinnerte sie sich an dieses Mädchen. Das Mädchen mit den wirklich langen Haaren, das es irgendwie geschafft haben musste, aus ihrem Turm zu entkommen. Eine reife Leistung und Irina pfiff anerkennend durch die Zähne. Es hatte sie verblüfft, ihm plötzlich auf einer Lichtung gegenüberzustehen. Das Mädchen – wenn sie sich bloß an ihren Namen erinnern könnte – hatte orientierungslos auf sie gewirkt, aber in diesem Wald auch kein Wunder. Es war drauf und dran, den falschen Weg einzuschlagen, schnurstracks auf das Knusperhäuschen dieser alten Hexe zuzutaumeln.
     
    Das Mädchen war der erste Mensch, dem Irina jemals in diesem Wald begegnete. Nun ja, das stimmte nicht ganz. Patrik lebte auch hier. Aber das war etwas anderes, Patrik war ein Sonderling, ein Zauberspruchweber und Hexenbezwinger, eben ein echter Spinner. Sie gluckste vor Vergnügen. Keine Ahnung, wie er so was fertigbrachte, wo er herkam oder was er hier machte, aber dieser Spinner war ganz in Ordnung. Immer tauchte er zu den unmöglichsten Zeiten an den absonderlichsten Orten auf, nie war seine Höhle oder Hütte, das Astloch oder was er gerade bewohnte, zweimal an derselben Stelle und er kreuzte immer dann ihren Weg, wenn sie am wenigsten damit rechnete. Irina wusste nicht, wie er das anstellte, aber er konnte aus Gold feinstes Stroh spinnen und das fand sie ziemlich beeindruckend. Sie hatte ihm daraufhin sogar einen von ihren Brandsätzen schenken wollen. Doch das hatte er abgelehnt.
     
    Ihr kam der Gedanke, sie sollte Patrik vielleicht von dem Mädchen erzählen und, als wäre Zauberei im Spiel, tauchte genau in diesem Augenblick seine neue Bleibe vor ihr auf.

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