FIDER (German Edition)
auf. Das ist doch Blödsinn. Das war irgendwelche Tierscheiße oder so. Wie kommst du denn auf so einen Quatsch? Hast du zu viele Schundromane gelesen?«
»Nee. Unser Bartträger hat mich auf diese Idee gebracht. Ich hatte ihm beschrieben, was wir da drauße n gesehen haben. Er meinte, das seien irgendwelche Spritzmuster, wie sie von Durchschüssen verursacht werden. Das würde bedeuten, diese Dinger haben Schmieröl als Blut.«
»Nehmen wir einfach an, es wäre so«, zischt Petursson. »Weißt du, was das bedeutet? Das bedeutet, diese Arschlöcher können bluten. Niemand auf dieser Welt hat unbegrenzt viel Blut in sich. Wenn die bluten, dann hole ich mir einen von denen und lasse ihm die ganze Brühe raus. Und dann wollen wir mal sehen, ob er anschließend immer noch Soldaten entführen kann. Alles klar?«
Schweigen.
»Vinnie, Mann, komm runter. Komm wieder runter. Wir sind immer noch auf unserem Planeten. Wir stehen immer noch mit beiden Beinen auf dem Boden. Wir sind hier in einem Wald. Hier gibt es keine Geister. Es gibt keine Monster und es gibt keine Außerirdischen. Was immer hier auch abgeht, da stecken Menschen dahinter. Wenn wir Glück haben, sind das irgendwelche Hinterwäldler. Wenn wir Pech haben, dann sind das die Nordmänner. Und das sind alles Dinge, mit denen wir fertig werden können.«
»Oh Mann, du hörst dich ein bisschen an wie Betzendorff, weißt du das?«
»Ich sage nicht, dass wir uns keine Sorgen machen müssen. Wir müssen natürlich wachsam sein. Aber wir müssen uns auch nicht die Hosen vollscheißen. Wir sind nicht allmächtig, aber wir können uns wehren, verstehst du? Also, hau' dich jetzt ein bisschen auf's Ohr und ruh' dich aus. Mann, vielleicht träumst du sogar von einem schnittigen Offizier.«
»Von Betz? Also, jetzt hängst du dich aber ein bisschen weit aus dem Fenster, mein Lieber.«
»Mann, ich würde mich vor dir doch niemals aus dem Fenster hängen. Und wenn ich dich so von Betz sprechen höre, dann denke ich mir immer: Was sich liebt, das neckt sich.«
»Also nein, ich bin ja wirklich erschüttert. Ich werfe mich doch nicht einem solchen Milchbubi an den Hals, nur weil er mal einen Pickel auf der Schulterklappe hatte. Da suche ich mir doch lieber einen schneidigen Unteroffizier.«
»Vinnie, ich bin bewaffnet. Denk dran.«
»Einen schneidigen Unteroffizier. Schneidig. Nicht so einen Knochensack wie dich!«
»Vinnie?«
»Ja?«
»Schlaf jetzt.«
»Gute Nacht, Petursson.«
»Gute Nacht, Vinnie.«
Stille.
Szene 51: Infiltration
Originalmaterial. Wackelige Aufnahmen der Helmkameras, dazu vereinzelt Aufnahmen der versteckten Kameras. Massiver Grünstich durch Restlichtverstärkung.
Der Angriff beginnt um 0137.
Vinnie hat gerade die Wache übernommen. Petursson hat nicht lange gebraucht, um ihn aufzuwecken, denn Vinnie hat noch nicht geschlafen. Zumindest nicht tief. Nun macht sich Peturs son gerade daran, seinen Schlafsack auszurollen, als Vinnie flüstert: »Da draußen ist irgendetwas.«
Petursson lässt sofort die Finger von seinem Schlafsack und richtet sich wieder auf. Sein Gewehr hat er in seiner improvisierten Erdziellafette gelassen. Er packt das Griffstück des G3 und lehnt sich gegen die Schulterstütze.
»Wo?«
Vinnie zögert einen Augenblick. »Kann ich nicht sagen. Aber ich habe etwas gehört, todsicher.«
Beide Männer lauschen. Im Wald rührt sich nichts.
Dann ertönt schließlich doch noch ein Krachen. Es klingt verstohlen, als habe jemand versehentlich auf einen trockenen Zweig getreten.
»Direkt vor uns«, flüstert Petursson kaum hörbar.
»Scheiße nochmal, die wissen genau, wo wir sind.« Vinnie klingt nervös. Sein gesamtes Gehabe ist wieder einmal verschwunden. »Die laufen die Stellungen ab und suchen einen Schwachpunkt. Vielleicht haben die Nachtsichtgeräte. Infrarot oder so etwas. Vielleicht können die alles sehen und wir merken hier überhaupt nichts.«
»Bleib ruhig, Mann. Vielleicht ist es nur wieder eine Wildsau.«
Einige Sekunden lang bleibt es still. Dann kracht es erneut im Unterholz.
»Da.«
»Pst. Bleib ruhig, Vinnie.«
Ein weiteres Krachen ertönt, diesmal weiter links.
Vinnies Stimme zittert. »Das ist kein Tier. Hör doch mal.«
»Ruhig jetzt, verdammte Scheiße. Sollen die doch ruhig Krach machen.«
Stille.
Eine Minute lang passiert überhaupt nichts. Dann zwei Minuten lang. Und dann ertönt ein Geräusch, mit dem niemand rechnet. Ein Geräusch, das Vinnie dazu bringt, scharf einzuatmen und
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