FIDER (German Edition)
da drübe n ist der ehemalige Stabsunterführer Feldmann. Jetzt heißt er nur noch Datso.«
»Für Typen wie den da heiße ich immer noch 'Herr Feldmann'«, sagt Datso kaum hörbar. »Und ihn werde ich 'Tante Vinnie' nennen.«
»'Tante van den Pas' bitte«, gibt Vinnie mit einem breiten Grinsen zurück. »So viel Zeit muss sein.« Er wendet sich wieder an Petursson. »Ich bin noch ganz huschig. Die sind ja alle so unfreundlich hier. Kaum zu glauben. Ich dachte, das hier soll eine Elitetruppe sein. Stattdessen herrscht hier ein Ton wie bei der Volksarmee. Und erst dieser widerliche Kerl bei der Standortverwaltung. Wirklich unglaublich, was der sich alles herausgenommen hat.«
Petursson stellt seinen Stiefel ab, den er noch immer über die Hand gestülpt gehalten hat. Dann steht er auf un d lehnt sich gegen den Tisch. »Ach, du hast auch schon den Alten Arsch kennen gelernt. So haben wir den Knacker getauft.«
»Ja, das trifft es ganz gut«, sagt Vinnie. Dann schaut er sich kurz um und deutet auf ein Bett. »Ich nehme das da, wenn es recht ist. Ich schlafe gerne unten. Und dieser Spind hier, das ist meiner.«
Petursson hebt seine Hände. »Habe nichts dagegen.«
Vinnie wirft Datso einen fragenden Blick zu, doch dieser ignoriert seinen neuen Kameraden und räumt Kleidung und Ausrüstungsgegenstände in seinen Spind. Vinnie blickt wieder zurück zu Petursson. Der zuckt nur mit den Schultern.
»Ja, so ist die Landbevölkerung«, meint Vinnie dann. »Die sind nicht ganz so aufgeschlossen wie die Leute in der großen Stadt. Wie schade. Dabei finde ich Männer mit Ba rt besonders anregend.«
Als Datsos Kopf zu Vinnie herumzirkelt und dabei die Farbe einer Tomate annimmt, geht Petursson dazwischen.
»Sag mal, Vinnie, aus welcher Einheit kommst du eigentlich?«
»Hm? Oh, ich war bei der vierten Kompagnie im Jägerbataillon 52 bei Slatva.«
Petursson nickt anerkennend. »Du warst bei den Dreckfressern von Slat? Donnerwetter. Welchen Job haben sie denn da einem Burschen wie dir gegeben?«
»Schreibstube«, brummt Datso. »Jede Wette.«
»Ich war Feldmeister«, sagt Vinnie. Sein Grinsen r eicht beinahe komplett um seinen Kopf herum.
»Feldmeister!«, platzt Petursson mit einem Auflachen heraus. »Ich geh kaputt.«
Petursson erklärt Vinnie daraufhin, aus welcher Einheit sowohl er als auch Datso stammten, was zu einiger Erheiterung führt, an der sich Datso nicht beteiligt. Petursson hingegen scheint nicht das geringste Problem mit Vinnie zu haben.
»Sag mal, sind dir eigentlich auch die ganzen Kameras aufgefallen?«, fragt Petursson schließlich. »Alleine hier in der Stube hängen vier Stück davon her um. Das ist ganz schön krank, oder?«
»Nicht nur hier«, sagt Vinnie. »Draußen ist auch alles voll davon. Und das sind nicht irgendwelche Kameras, sondern richtig gutes Material. Ich hatte mich mal ein bisschen damit befasst. Fachzeitschriften gelesen und so. Das hier ist Südlandtechnik vom Allerfeinsten. Jede einzelne von denen kostet fast so viel wie ein kompletter Zwo-Vierer. Die Dinger können sogar im Dunkeln sehen. Aber das ist irgendwie typisch für den Süden. Die zeigen gerne, wie reich sie sind und welche tollen Sachen sie sich leisten können. Die ganzen Kameras sind doch reiner Mumpitz. Wer soll sich die ganzen Aufnahmen denn anschauen?«
Datso knallt seinen Spind zu. »War mir doch klar, dass so einer auf Spielchen mit der Kamera steht. Ich muss mal raus. Mir wird es zu warm hier. Falls jemand den Datso sucht: Der geht mal kacken.«
Bevor Petursson oder Vinnie etwas erwidern können, ist Datso bereits nach draußen gerauscht und hat die Tür hinter sich zugeknallt.
Petursson blickt ihm nach. »Das könnte ein Problem werden.«
Vinnie lässt sich auf seine Koje fallen und winkt ab. »Ach was. Der findet sich damit ab. Und wenn nicht, dann wird er mich einfach ignorieren. Ich weiß doch, wie das läuft.«
Petursson stutzte. »Jetzt hast du dich beinahe ganz normal angehört. Ziehst du hier irgendeine Schau ab, oder stehst du auf Ärger?«
»Aber nicht doch. Ich habe tatsächlich recht spezielle sexuelle Präferenzen. Es ist einfach nur besser, gleich damit herauszurücken, damit alle Bescheid wissen. Wenn solche Geschichten erst im Nachhinein rauskommen, dann wird es meistens hässlich. Aus diesem Grund reden beispielsweise meine Eltern nicht mehr mit mir. Frag nicht, was es für ein Hallo war, als ich mich meinem alten Herrn offenbart habe. Der hat mir fast den Kopf runtergerissen. Hach, das
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