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FIDER (German Edition)

FIDER (German Edition)

Titel: FIDER (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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war ganz schrecklich.«
    Petursson schüttelt seinen Kopf. »Mann, wie hast du es zum Feldmeister geschafft? Die Volksarmee ist bei solchen Sachen doch eigentlich ziemlich hinter dem Mond. Hast du dich die ganze Zeit über zusammengerissen, oder was?«
    Vinnie grinst. »Ach Quatsch. Ich war doch gar kein Feldmeister. Ich habe euch angeschissen. Ich war ganz normaler Spezialist. Natürlich hatte ich wegen meiner sexuellen Orientierung in meiner Stammeinheit dauernd Ärger. Deswegen haben die mich hierh er geschickt. Jetzt hoffen sie, ich baue hier keinen allzu großen Mist, damit ich nicht vorzeitig zurückgeschickt werde.«
    »Du bist ein verrückter Hund.«
    Vinnie nickt. »Ja, das kann ich nicht leugnen. Aber wieso hast du eigentlich kein Problem mit mir? Du kommst doch auch von der Volksarmee, oder?«
    Petursson zuckt mit den Schultern. »Keine Ahnung. Ich schätze, mir ist das einfach egal. So lange du nicht versuchst, mich anzugraben, macht mir das nichts aus. Mir kommt es eher darauf an, dass ich mich auf meine Kameraden verlassen kann. Wenn mir jemand Rückendeckung gibt, dann interessiert es mich nicht, ob er es mit Frauen, Männern oder Ziegen treibt.«
    »Na, da bin ich ja beruhigt. Und keine Sorge, auf mich kannst du dich jederzeit verlassen. Aber um nochmal auf die Sache von vorhin zurückzukommen: Die haben hier wirklich lauter sündhaft teures Zeug. Die Wachen draußen laufen mit G3-Sturmgewehren herum. Das ist das beste Material, das man bekommen kann. Im Mannschaftsheim steht ein TV-Gerät. Das ist sogar in Farbe. Und ich konnte einen Blick in eines von den Büros werfen. Da stand ein Datenendgerät mit eigenem Monitor. Mit eigenem Monitor! Das muss man sich mal vorstellen Und ich freue mich schon auf die erste Fahrstunde mit einem von diesen Tonnern.«
    »Du hast den LKW-Führerschein?«
    »Oh ja. Mit mir wollte doch niemand hinten auf der Ladefläche sitzen. Aber ich hätte niemals gedacht, jemals eins von diesen Monstern mit Reaktor zu Gesicht zu bekommen. Jetzt darf ich wahrscheinlich sogar selbst eins fahren.«
    »Na prima«, sagt Petursson. »Dann können wir ja gemeinsam zur Fahrschule gehen. Ich habe nämlich auch den Schein. Falls aber jemand mit mir tauschen möchte, bin ich jederzeit dabei. Vor diesem radioaktiven Zeug habe ich nämlich einen gesunden Respekt.«
    Vinnie winkt ab. »Ach was. Die sind sicher. Die großen können richtig schlimm sein, aber die miniaturisierten Reaktoren geben kaum Strahlung ab.«
    In diesem Augenblick schwingt die Tür auf und ein weiterer Mann tritt ein. Er trägt den großen Dienstanzug der Volksa rmee, allerdings ohne Rangabzeichen. Durch die Gläser seiner Designerbrille spießt er Vinnie und Petursson mit seinem Blick auf.
    »Guten Tag, meine Herren.« Die Stimme des Mannes klingt wie Fingernägel, die über eine Tafel kratzten. »Ich bin dieser Stube zu geteilt worden. Mein Name ist Betzendorff. Leutnant Betzendorff.«
    Er stellt seinen Seesack ab. »Ich nehme an, ich bin der einzige Offizier in diesem Raum. Daher darf ich erwarten, dass Sie nun Haltung annehmen, meine Herren. Etwas Respekt muss sein.« Er zeigt auf Petursson. »Und Sie, Bursche, nehmen mein Gepäck auf. Wo ist eigentlich die Ordonnanz?«
    Petursson und Vinnie starren Betzendorff einige Sekunden lang mit offenem Mund an. Dann erhebt sich Vinnie, schlendert auf Betzendorff zu und hebt seine rechte Hand – Zeige- und Mittelfinger zu einem »V« gespreizt.
    »Shibby, Schnuckelchen. Hach, du bist ja ein ganz schneidiger Einer.«
    Im Hintergrund versucht Petursson erfolglos, sich das Lachen zu verkneifen.

Szene 8: Hurra! Hurra! Hurra!
     
    Sprecher:
     
    »Der nächste Tag beginnt mit der ersten Zusammenkunft der kompletten Truppe. Der Unteroffizier vom Dienst hat am Abend zuvor noch den Befehl ausgegeben, Punkt 0700 in Arbeitsuniform auf dem Exerzierplatz anzutreten. Man solle sich zunächst in lockerer Formation aufstellen. Es gehe nicht um Formalausbildung, sondern um einige einführende Worte von Oberst Daelius, dem Projektleiter vor Ort.«
     
    Originalmaterial der Überwachungskameras, teils schwarz-weiß. Geschnittene Einzelszenen:
     
    Petursson und seinen Stubenkameraden vergeht der Spaß an dieser Veranstaltung bereits kurz nach dem Aufstehen. Hauptgrund hierfür sind die neuen und völlig ungewohnten Uniformen.
    Das Wort »Scheiße« erfährt einen inflationären Gebrauch, weil niemand recht weiß, welche Kleidungsstücke zu einer vorschriftsmäßigen Arbeitsuniform gehören und

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