FIDER (German Edition)
vor Ort, um den Vorfall aufzuklären. Sollte es zum Verteidigungsfall kommen, dann werden die SKAV vorgeschobene Versorgungspunkte für die Volksarmee bereitstellen und bewachen. Sollte es zum offenen Kampf kommen, dann werden die SKAV die Truppen der Volksarmee unterstützen.«
»Na also«, sagt Petursson durch die Zähne, ohne seine Lippen zu bewegen, »jetzt hört er sich wenigstens nicht mehr wie ein Versicherungsve rtreter an.«
Daelius erklärt, nach erfolgreichem Abschluss der Ausbildungsphase gehe man daran, auch an anderen Standorten SKAV-Einheiten aufzubauen. Eine größere Truppenstärke wolle man jedoch vermeiden. Die SKAV seien als kompakte Eingreiftruppe konzipie rt, nicht als träge Armee.
Danach konfrontiert Oberst Daelius die Männer mit dem Fahrplan für die nächsten zwölf Wochen. Auf dem Programm steht zunächst eine Grundausbildung, wie sie eigentlich für Rekruten vorgesehen ist. Im Rahmen dieser Ausbildung solle n die Männer lernen, mit der neuen Ausrüstung umzugehen. Darüber hinaus sollen sie sich mit speziellen Taktiken vertraut machen, die bei den SKAV zur Anwendung kommen sollten.
»Sie alle haben bereits eine Grundausbildung durchlaufen. Einige von Ihnen kamen sogar in den Genuss einer Spezialausbildung. Dennoch werden Sie alle an unserer Ausbildung teilnehmen. Sie werden sich in dieser Ausbildung bewähren müssen. Diejenigen von Ihnen, denen es gelingt, uns von ihrem Wert zu überzeugen, werden anschließend an der Abschlussprüfung teilnehmen und bei Erfolg offiziell in die SKAV aufgenommen. Alle, die sich nicht bewähren oder die bei der Abschlussprüfung durchfallen, werden wir zu ihren Stammeinheiten in der Volksarmee zurückschicken.«
Bevor er zum Ende kommt, lässt Daelius noch eine Bombe platzen: »Während der Ausbildung werden Sie keinerlei Kontakte nach außen haben. Wir erlauben kein Telefon, kein Television und keine Datengeräte. Auch der Glotzkasten im Mannschaftsheim, den einige von Ihnen schon erspäht haben, bleibt aus. Stattdessen wird ein Projektor aufgebaut und es werden Spielfilme gezeigt. Außerdem werden Sie sich ausschließlich von dem ernähren, was Ihnen die SKAV zur Verfügung stellen. Wer unbedingt eine Extrawurst braucht, dem steht es frei, das Mannschaftsheim zu besuchen. Die Rechnung, die Sie dort produzieren, wird angeschrieben und mit Ihrem Sold verrechnet. Was vom Sold übrig ist, wird erst nach der Abschlussprüfung ausgezahlt – oder bei Ihrem Ausscheiden, falls Sie es nicht bis zur Prüfung schaffen. Und falls Sie glauben, Sie könnten sich abends nach Herzenslust besaufen: Alkohol dulden wir hier während der Grundausbildung nur zu einer einzigen Gelegenheit, und das ist der gemeinsame Kompanieabend. Wenn Sie saufen wollen, dann gehen Sie zurück zur Volksarmee und saufen Sie dort. Hier gibt es keinen Alkohol, keine Drogen und keinen Ausgang nach Dienstschluss. Stattdessen gibt es permanente Überwachung. Wir werden Sie auf Schritt und Tritt beobachten. Verstoßen Sie gegen unsere Regeln, dann sind Sie raus. Saufen Sie, dann sind Sie raus. Und wenn Sie qualmen wollen, dann qualmen Sie gefälligst den Tabak aus dem Mannschaftsheim. Falls Sie etwas anderes qualmen, dann sind Sie ebenfalls raus – und wenn es nur Bananen sind. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
Immerhin reagiert die gesamte Truppe an dieser Stelle einigermaßen professionell und antwortet mit einem zackigen »Jawohl, Herr Oberst.«
Selbstredend ist es dem Oberst nicht laut genug und er fragt noch einmal, woraufhin die Männer noch lauter antworten. Insgesamt treibt der Oberst dieses Spielchen dreimal.
Danach folgen noch einige Worte zum Abschluss. Die Männer sollen auf ihre Stuben wegtreten und dort auf ihre Gruppenführer warten. Die weitere Einführung werde dann direkt auf den Stuben durchgeführt.
Abschließend versucht der Oberst, noch etwas Optimismus zu verbreiten, indem er die Männer auffordert: »Auf die Sonderkräfte … Hurra!«
Die Truppe versteht die Aufforderung und brüllt: »Hurra!«
Dreimal lässt der Oberst das Wort wiederholen, bis es ihm endlich laut genug erscheint. Dann dürfen die Männer wegtreten.
»Jede Gruppe erhielt einen Gruppenführer. Hierfür übernahmen wir die in der Armee gängigen Dienstgrade und machten die Gruppenführer zu Unteroffizieren. Der Gruppe um Petursson und Betzendorff wur de Max Kettler zugeteilt. Vor seinem Einsatz hatte Kettler Gelegenheit, sich intensiv in das Aufgabengebiet eines Gruppenführers einzuarbeiten und
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