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FIDER (German Edition)

FIDER (German Edition)

Titel: FIDER (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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Lektionen, die Sie hier zu lernen haben: wie man sich unterordnet. Bei der Volksarmee konnten Sie vielleicht mit Ihren Schulterklappen wedeln und den großen Zampano markieren. Hier bei uns funktioniert das nicht mehr, denn hier haben Sie vorerst nichts auf den Schulterklappen, womit Sie wedeln könnten. Daran werden Sie sich gewöhnen müssen. Und falls Sie es nicht aushalten, so steht es Ihnen jederzeit frei zu gehen. Meinetwegen können Sie alle Ihre Koffer packen und durch das Tor verschwinden. Unsere Fahrbereitschaft gurkt gerne den ganzen Tag zwischen Kaserne und Bahnhof hin und her. Dann holen wir uns eben die nächste Fuhre neuer Rekruten. Es ist ja nicht so, als wären Sie die einzigen Bewerber gewesen.«
    Kettler richtet sich auf und lehnt sich ein Stück zurück. »Wenn es dazu noch Fragen gibt, dann stellen Sie sie jetzt, meine Herren. Noch bin ich bereit, in einem gemä ßigten Ton über Ihre Sorgen und Nöte zu diskutieren. Diese Gelegenheit sollten Sie nutzen.«
    Petursson setzt dazu an, etwas zu sagen, doch Datso fällt ihm ins Wort. »Wollen uns nicht beklagen. Rechnet sich ja alles für uns. Und wenn alles gut läuft, dann is t der alte Datso bald wieder Stabsunterführer. Hoppala, 'tschuldigung. Stabsunteroffizier, meinte ich. Aber nicht bei der Volksarmee, sondern bei den SKAV. Also machen wir mal drei Monate lang Männchen und bringen die Sache hinter uns. Wem's nicht passt, der kann ja gehen.«
    Kettler nickt und schaut in die Runde. »Noch jemand?«
    Petursson hebt schicksalsergeben die Hände und lässt sich in seinem Stuhl zurücksinken. Betzendorff nickt einfach. Ansonsten rührt sich niemand.
    »Schön«, sagt Kettler aufgeräumt. »Also dann, meine Herren. Jetzt werden Betten gemacht und die Stube gereinigt. In fünfzehn Minuten treten Sie vor dem Kompanieblock an. Kleidung: Großer Dienstanzug. Ich will Sie alle in Gala sehen. Wie das auszusehen hat, können Sie im Handbuch der SKAV nachlesen, das Sie mit Ihrem Gerödel auf der Standortverwaltung empfangen haben. Dann geht es zum Frühstück. Nach dem Frühstück marschieren wir geschlossen zum Exerzierplatz. Dort gibt es dann Formalausbildung bis zum Mittagessen. Und noch etwas, damit Sie sich gleich daran gewöhnen: Bei uns wird ›Kompanie‹ ohne ›g‹ vor dem ›n‹ geschrieben. Wer das im Schriftwechsel verbockt, der pumpt zwanzig Liegestütze. Und weil der Schütze Feldmann noch Schwierigkeiten hat, die Dienstgrade der VA und der SKAV zu unterscheiden, zeigt er gleich einmal seinen Kameraden, wie zwanzig Liegestütze aussehen.«
    Datso fackelt nicht lange. Er erhebt sich mit einem Grinsen, zuckt mit den Schultern und lässt sich dann auf den Boden nieder, um dort Liegestütze zu pumpen. Unterdessen leg t Kettler einen Zettel auf den Tisch.
    »Das hier ist die Spindordnung. Genauso hat jeder Spind hier auszusehen. Sehen Sie heute nach Dienstschluss zu, dass Sie das auf die Reihe kriegen.«
    Volkov stiert den Zettel an. »Aber … wir haben doch alle schon eingeräumt, hm? Sollen wir das jetzt nochmal machen, oder was?«
    »Genau so ist das, Herr Schütze«, sagt Kettler und geht zur Tür. »Wir sehen uns in fünfzehn Minuten.«
    Im nächsten Moment ist der Unteroffizier verschwunden. Datso hat es gerade so geschafft, seine zwanzig Liegestütze hinzubekommen. Er steht keuchend auf.
    »Scheiße nochmal, jetzt kann ich das ganze Gerödel nochmal in den Spind packen. War gerade froh, dass ich alles irgendwie untergebracht hatte.«
    Wiecenek, ein eher ruhiger Vertreter, steht auf und blickt in die Runde. »Leute, könnt ihr mir mal verraten, was das hier gerade für eine Nummer sein sollte? Wie war der Bursche denn drauf? Der kam mir ja wie eine Karikatur vor.«
    »Also, ich fand den Kerl ja ganz schreeecklich«, flötet Vinnie auf seine übertrie bene Art. Es liegt jedoch noch genug Ernst in seiner Stimme, um seine Ansage nicht zum totalen Kitsch verkommen zu lassen.
    Auch Petursson kann Kettler offenbar nicht allzu viel abgewinnen. »Seltsamer Typ. Gut, er hat sich recht stichhaltig erklärt. Aber die Art und Weise, wie er sich aufführt, ist total daneben. Wisst ihr, wie der Typ auf mich wirkt? Wie ein Zivilist, der irgendeinen Militärroman gelesen hat und jetzt zu wissen meint, wie sich ein Unterführer aufzuführen hat. Verzeihung, ich meine natürlich ein Unteroffizier.«
    »Ja, so ist das.« Datso beginnt bereits, die Kleidungsstücke für den Dienstanzug zusammenzustellen. »Den alten Datso beeindruckt der Kettler auch nicht

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