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FIDER (German Edition)

FIDER (German Edition)

Titel: FIDER (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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neben Ihrem Kameraden Volkov Platz nehmen. Natürlich funktioniert das nur, sofern dort noch Platz ist. Soweit ich sehe, verhält es sich aber momentan nicht so. Schütze Volkov, machen Sie Platz für ihren Kameraden.«
    Volkov windet sich unter Kettlers Blick. »Das geht aber nicht, Herr Unteroffizier, hm?«
    »Und weswegen geht das nicht?«
    »Weil ich halt ziemlich fett bin, oder was?«
    »Keine Ahnung, Volkov. Erklären Sie es mir.«
    »Das meint er nicht so«, sagt Datso. Kettler blickt zwar auf, doch Datsos Ruhe verhindert offenbar einen weiteren Wutanfall.
    »Der macht aus allem eine Frage«, fährt Datso fort. »Ist bei dem so. Hat ni x zu sagen.«
    »Ach so.«
     
    Bild im Bild: Stabsunterführer a. D. Wiegel:
     
    »Meine Fresse, was für ein Auftritt. Klar, als Unterführer oder Unteroffizier muss man manchmal ein bisschen den Hammer kreisen lassen. Aber der Kollege übertrieb doch gewaltig. Hätten die nicht alle Schiss vor einem Rausschmiss gehabt, dann hätte ihn niemand ernst genommen. Im Lebtag nicht.«
     
    »Na schön, meine Herren. Ich erkläre Ihnen jetzt den Tagesablauf: 0500 Aufstehen. Danach duschen, rasieren und Stuben reinigen. 0600 Frühstück. 0700 bis 1200 Ausbildung. Eine Stunde Mittag. Eine Stunde inklusive Stuben reinigen, versteht sich. Dann Ausbildung bis 1700. Abendessen, Stuben reinigen, Dienstschluss. Zum Essen gehen wir jeweils geschlossen als Gruppe. Ich führe Sie zum Speisesaal.«
    »Soll 'n der Quatsch, hm?«, sagt Volkov. »Ist ja wie in der Grundausbildung bei der Volksarmee, oder was? Können wir auch alleine, zum Essen gehen? Als große Kerle, hm?«
    Kettler starrt Volkov an und öffnet den Mund, um loszubrüllen. Petursson fährt ihm in die Pa rade.
    »Augenblick mal, Herr, äh, Unteroffizier. Bevor Sie jetzt wieder in die Luft gehen: Wir alle hier sind gestandene Soldaten der Volksarmee. Die meisten von uns waren im Dienstgrad mindestens ebenso hoch wie Sie. Manche sogar noch höher. Halten Sie es da nicht auch für ein bisschen übertrieben, uns zum Essen zu führen, als seien wir eine Bande von Koffern?«
     
    Bild im Bild: Stabsunterführer a. D. Wiegel:
     
    »Als Koffer werden bei der Volksarmee die neuen Rekruten bezeichnet. Wenn die ihre Uniformen bekommen, dann ist ihr Name noch nicht über der Brusttasche der Hemden und Jacken aufgestickt. Stattdessen bekommt jeder ein Kofferschild mit seinem Namen drauf, das er am Knopf der Brusttasche festmachen muss.«
     
    Betzendorff scheint etwas gegen Peturssons Ausführungen zu haben. »Hören Sie mal zu, Herr Schütze Petursson: Wenn Sie einen Befehl von einem Vorgesetzten erhalten, dann haben Sie diesen Befehl auszuführen und nicht darüber zu diskutieren. Auch wenn ich selbst …«
    Weiter kommt Betzendorff nicht, denn Unterof fizier Kettler brüllt ihm aus nächster Nähe mitten ins Gesicht.
    »Schnauze, Betzendorff! Halten Sie Ihre Schnauze, sonst vergesse ich mich!«
    Betzendorff klappt seinen Mund zu, als habe jemand einen versteckten Schalter mit der Aufschrift »Aus« betätigt.
     
    Bild im Bild: Unteroffizier Max Kettler.
     
    »Zugegeben, das war nicht sonderlich professionell. Doch schließlich bin ich ja mit einem bestimmten Hintergrundwissen in diese Sache hineingegangen. Deswegen wusste ich auch genau, was es mit diesem Betzendorff auf sich hatte. Und ich wusste, es würde gut aufgenommen werden, wenn ich dem Kerl hier und dort einen kleinen Dämpfer verpasse. Ich denke aber, ich habe es nicht übertrieben. Abgesehen davon war ich ja nicht das einzige regulierende Element in der Truppe.«
     
    Kettler wendet sich an Petursson. Als er spricht, klingt er zum ersten Mal seit er die Stube betreten hatte völlig normal.
    »Passen Sie auf, Petursson. Passen Sie alle auf. Ich erkläre das jetzt einmal. Ein einziges Mal. Ich erkläre das mit ganz ruhigen und freundlichen Worten. Also: Sie alle hier waren schon seit einiger Zeit bei der Volksarmee. Einige von Ihnen waren es möglicherweise schon länger, als ich beim Militär bin. Und irgendwann, ganz am Anfang, haben Sie vielleicht auch mal gelernt, wie man sich als Soldat aufzuführen hat. Das will ich Ihnen nicht absprechen. Allerdings bin ich, nein, sind wir alle bei den SKAV der Meinung, dass die meisten von Ihnen das soldatische Verhalten inzwischen längst wieder vergessen haben. Deswegen werden wir das nun auffrischen. Dabei führe ich als Unteroffizier das Kommando und Sie als Schützen führen meine Befehle aus. So einfach ist das. Das ist eine der

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