FIDER (German Edition)

sich mit den entsprechenden Gepflogenheiten vertraut zu machen. Unteroffiziere der regulären Streitkräfte unterstützten ihn dabei mit Rat und Tat. Ich denke, er hat seine Aufgabe sehr gut bewältigt und exakt den Effekt erzielt, den wir beabsichtigt hatten.«
     
    Erna Sheffield
    Cast

Szene 9: Alles auf!
     
    Originalmaterial, vier Überwachungskameras auf Peturssons Stube. Farbfilm.
     
    Petursson und seine Kameraden kehren zur Stube zurück und versuchen, das eben Erlebte aufzuarbeiten. Als die Männer die Stube und damit den Erfassungsbereich der Kameras betreten, reden alle durcheinander.
    Weit kommen sie dabei nicht, denn berei ts nach wenigen Minuten fliegt die Tür auf und der personifizierte Bluthochdruck kommt in die Stube marschiert.
    »Alles auf! Achtung!«
    Die Männer springen auf, wenden sich dem Mann zu und nehmen Haltung an. Vinnie wirft Petursson einen Blick zu und formt, für die Kamera gerade noch erkennbar, lautlos die Worte: »Ach du Scheiße.«
    Petursson nickt kurz. Datso verdreht die Augen zur Decke. Bis auf Betzendorff sehen auch alle anderen nicht sonderlich glücklich aus. Offenbar haben alle den Pavian wiedererkannt, de r die gesamte Kompanie auf dem Exerzierplatz zusammengebrüllt hat. Und nun steht dieses Rumpelstilzchen hier, was nur eines bedeuten kann: Es handelt sich um den Gruppenführer, der die Stube während der gesamten Grundausbildung betreuen wird.
    Das Rumpelsti lzchen mustert jeden einzelnen Soldaten. »Ach, schau mal einer an. Sie beherrschen ja tatsächlich alle die Grundstellung. Dann war das vorhin auf dem Ex-Platz also kein Zufallsprodukt. Na, dann ist ja vielleicht doch noch nicht alles verloren. Rührt Euch!«
    Die Männer kommen dem Befehl nach, indem sie den rechten Fuß ein Stück nach vorne schieben, die Arme nach unten ausstreckten und die Finger lang an die Hosennaht legten.
    Das Rumpelstilzchen beäugt auch diese Haltung sehr genau und nickt dann. »Na gut, meine Herren. Na gut. Dann wollen wir uns mal miteinander bekannt machen. Ich bin Unteroffizier Kettler. Sie sprechen mich mit 'Unteroffizier Kettler', 'Herr Unteroffizier' oder 'Herr Ausbilder' an. Sollte jemand auf die Idee kommen, mich 'Herr Kettler' oder 'Uffz. Kettler' zu rufen, dann war's das für ihn. Haben das alle verstanden?«
    »Jawohl, Herr Unteroffizier«, antworten die Männer im Chor. Einige versprechen sich und sagen statt »Unteroffizier« versehentlich »Unterführer«. Das bringt Kettlers Topf schlagar tig zum Überkochen.
    »'Unteroffizier'«, brüllt er los. »Von jetzt an heißt das 'Unteroffizier'. Hier gibt es keine Unterführer und hier gibt es auch keine Feldmeister. Das ist nur Geschwafel von der Volksarmee. Sie sind aber nicht mehr in der Volksarmee. Si e sind jetzt bei den SKAV. Hier gibt es Unteroffiziere und Feldwebel. Die ganzen Dienstgrade finden Sie in Ihren Handbüchern für den Dienst bei den SKAV. Hat jeder von Ihnen empfangen, also versuchen Sie nicht, sich rauszureden. Wenn Sie weiter bei den SKAV bleiben wollen, dann kennen Sie ab morgen alle Dienstgrade aus dem Effeff. Ansonsten kann ich Sie auch gerne wieder nach Hause schicken. Haben das alle verstanden?«
    »Jawohl, Herr Unteroffizier.«
    Diesmal verspricht sich niemand.
    »Hurra.«
    Unteroffizier Kettler nimmt die Papiere zur Hand, die er die ganze Zeit über unter seinen linken Arm geklemmt hat. »Gut. Dann wollen wir doch mal sehen, wen es hier zusammengewürfelt hat. Sie melden sich, wenn ich Ihren Namen aufrufe. Wiecenek?«
    »Hier, Herr Unteroffizie r.«
    »Ein einfaches 'Hier' genügt. Wir wollen es ja nicht übertreiben. Vladimirov?«
    »Hier.«
    »Feldmann?«
    »Hier.«
    »van den Pas?«
    »Hiiiier.«
    »Ach du Scheiße. Petursson?«
    »Hier.«
    »Betzendorff?«
    »Hier, Herr Unteroffizier.«
    »Volkov?«
    »Äh, hier?«
    »Und Brandup. Das können nur Sie da drüben sein, richtig?«
    »Jawohl, Herr Unteroffizier.«
    »Na prächtig. Das scheint mir ja so eine Truppe zu sein. Aber gut, dann wollen wir mal sehen, was ich mit Ihnen anfangen kann. Zunächst einmal um den Tisch herum hinsetzen. Ausführung.«
    Es gelingt den Männern kaum, dem Befehl nachzukommen, als Kettler schon wieder nahezu ausrastet.
    »Betzendorff! Wem ist der Platz am Kopf des Tisches vorbehalten?« Kettler wartet nicht auf eine Antwort, sondern wettert einfach weiter. »Richtig, dem Befehlshaber. Und wer ist das in diesem Fall? Wieder richtig: Ich bin das. Und nun, nachdem Sie diese fundamentale Wahrheit erkannt haben, dürfen Sie