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FIDER (German Edition)

FIDER (German Edition)

Titel: FIDER (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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Uhr.
    »Hey, wie lange muss ich hier noch quatschen? Noch zwei Minuten. Wie wär's, wenn ich einfach zwei Minuten lang meinen nackten Arsch in die Kamera halte. Das könnt ihr dann später aus der Aufzeichnung rausschneiden und auf ein Extraband überspielen. Und wenn der van den Pas rausfliegt, dann könnt ihr ihm das Band mitgeben, als persönliches Abschiedsgeschenk vom guten, alten Datso. Na, der wird sich freuen!«

Szene 14: Pizza im Wald
     
    Originalmaterial. Vier stationäre Kameras auf der Ladefläche eines Zweitonners. Dazu Material von mehreren Handkameras. Die Berichterstatter gehören zum Kasernenpersonal. Sie tragen Uniformen der SKAV un d gelbe Helme, um nicht als Feindkommando angesehen zu werden. Farbfilm.
     
    Der Zweitonner faucht durch den Wald. Auf der Ladefläche sitzen die Soldaten auf zwei Bänken, Rücken an Rücken. Vier Soldaten schauen nach rechts, vier nach links.
    Die Federung des T onners schluckt die meisten Bodenunebenheiten, doch die Soldaten hüpfen dennoch auf und ab, wie Korken auf einer Wasseroberfläche. Ein Netzwerk von Mikrofonen fängt jedes Wort auf. Das Grollen des Motors kann die Aufnahme nicht beeinträchtigen.
    Petursson s chaut aus der Wäsche, als habe er seinen Blutdruck auf der Stube gelassen. Wenn der Tonner durch Schlaglöcher oder über Wurzeln rumpelt, kommt Peturssons grüne Gesichtstarnung besonders gut zur Geltung. Datso macht unterdessen den Eindruck, als habe er mit Verdauungsproblemen zu kämpfen. Offenbar versucht sein Magen, durch die Speiseröhre zu türmen. Datso hat alle Hände voll damit zu tun, das dumme Ding immer wieder herunterzuschlucken.
    Wiecenek und Vinnie zeigen sich hingegen quietschvergnügt. Beide haben sich am Abend zurückgehalten.
     
    Bild im Bild: Unteroffizier Max Kettler:
     
    »Dieser Kompanieabend war wirklich voller Überraschungen. Wir hatten eigentlich damit gerechnet, Petursson würde sich eher zurückhalten. Stattdessen hat er gesoffen wie ein Loch. Van den Pas und Wiecenek hingegen haben überhaupt keinen Tropfen angerührt. Wie sich herausstellte, war Wiecenek strikter Antialkoholiker. Und van den Pas … nun, der hatte ohnehin nicht viel zu lachen. Alle waren der Meinung, wer keinen Alkohol soff, der sei entweder schwul oder ein Vaterlandsverräter. Deswegen war die Party für van den Pas und Wiecenek schon bald vorbei. Betzendorff versuchte unterdessen, sich bei den Offizieren anzubiedern. Leider ist er ziemlich schnell abgeblitzt. Irgendwann war er dann auch verschwunden.«
     
    »Ein Wahnsinnsfahrzeug«, plappert Wiecenek gerade. Zum ersten Mal seit seiner Ankunft bei den SKAV zeigt er so etwas wie Begeisterung. Mehr noch: Zum ersten Mal seit seiner Ankunft bei den SKAV zeigt er überhaupt eine Gefühlsregung. »Mann, Vinnie, hör dir mal den Motor an. Hast du sowas schon mal gehört?«
    Vinnie schüttelt den Kopf. »Nein. Aber ich habe darüber gelesen. Das Ding ist semielektrisch. Dieses Donnern da, direkt unter meinem Arsch – das ist die Dampfturbine. Wird von einem Reakt or angetrieben. Ein kleines Zwitschlein hat mir zugevögelt, ein paar von uns bekommen nach der Ausbildung eine Einweisung auf die Tonner.«
    Wiecenek reißt die Augen weit genug auf, um sie beinahe aus dem Schädel plumpsen zu lassen. »Echt? Oh Mann, wem muss ich einen blasen, um da ran zu kommen?«
    Vinnie wirft ihm einen Blick zu, der keinen Raum für Missverständnisse lässt. Die beiden Männer starren sich einen Augenblick lang gegenseitig an. Dann erleben sie einen Lachflash. Als Wiecenek wieder zu Atem kommt, dreht er sich um, soweit es der Sicherheitsgurt zulässt.
    »He, Petursson, was ist mit dir? Hast du auch Bock auf Fahrschule?«
    »Warum nicht? Hab' einen LKW-Führerschein. Aber … was will ich denn mit diesem Atomscheiß? In einen LKW gehört ein guter, alter Dieselmotor rein. Daran könnte ich wenigstens selbst herumschrauben, wenn etwas nicht funktioniert. Bei diesem Atomkram jagt man wahrscheinlich gleich alles in die Luft, wenn man ein bisschen an den Schrauben dreht. Außerdem will ich da nicht drüber nachdenken. Mir geht es gerade nicht so gut.«
    Eine Bodenwelle unterbricht ihn.
    »Burp … oh Scheiße.«
    »Fang bloß nicht an zu kotzen. Ich mache sonst mit.« Datso klingt, als habe er den Mund schon voll. »Scheiß Sauferei.«
    »Das habt ihr davon«, sagt Vinnie über die Schulter. »Was müsst ihr euch auch dermaßen besaufen? Dabei war der Abend noch so schön. Wie ich später erfahren habe, hat einer aus dem

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