Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
FIDER (German Edition)

FIDER (German Edition)

Titel: FIDER (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
Vom Netzwerk:
dritten Zug später sogar noch eine Fiedel geholt. Da musste ich doch gleich an unseren Bärtigen hier denken.«
    Datso schaut Petursson fragend an. »Eine Fiedel? Hast du davon noch was mitbekommen?«
    »Kann sein.« Petursson zuckt mit den Schultern. »Weiß nicht mehr genau.«
    »Tja, und dann habe ich Vassilij kennen gelernt«, sagt Vinnie. »Ob ihr es glaubt oder nicht, aber ich bin nicht alleine.«
    Petursson rülpst noch einmal. »So eine Scheiße, das darf doch nicht wahr sein: Unsereiner pennt jede Nacht mit dem Schwanz in der Hand. Und wer kommt zum Stich? Die einzige Schwuchtel, die in der ganzen Kaserne herumläuft. Oh, Pardon: Eine der beiden einzigen Schwuchteln. Aaach, Mist, ich krieg das heute rein mathematisch nicht mehr auf die Reihe. Herzlichen Glückwunsch zum Abendfick, Vinnie.«
    »Oh Gott, mir haut es gleich die Suppe raus«, sagt Datso. »Könnt ihr mal aufhören mit dieser widerlichen, abartigen … oh Scheiße! Feind rechts, da oben, die Böschung rauf.«
    Schüsse knallen. Druckluft zischt und die Bremsen des Tonners packen zu. Das Fahrzeug taucht über die Vorderachse ein, hält an und schaukelt in der Federung zurück. Betzendorff und Wiecenek haben ihre Gurte bereits gelöst und öffnen die Heckklappe. Nur Sekunden später springen die beiden Männer von der Ladefläche, dicht gefolgt von Vinnie. Sie suchen Deckung am Wegrand. Der Rest der Gruppe folgt mit einigem Abstand. Schnelle Bewegungen sind heute nicht Peturssons und Datsos Stärke. Betzendorff und Wiecenek haben bereits die Böschung bereits zur Hälfte erklommen, als die beiden Nachzügler endlich eintreffen.
    Oben angekommen, bringt Betzendorff sein G3 in Anschlag – und lässt sich auf den Sack fallen.
     
    Schnitt auf die Handkamera eines Berichterstatters. Verwackelte Bilder. Farbfilm.
     
    Eine Bewegung, im Gebüsch ein Stück voraus. Dann rattert ein Maschinengewehr los. Aus dem Gebüsch steigt Pulverdampf auf. Betzendorff schießt zurück.
    » MG, direkt voraus. Verdammt, der hat mich hier festgenagelt.«
    Wiecenek ruft zurück: »Bleib wo du bist und bring Feuer an den Mann. Halt das Arschloch bei Laune. Ich lass' mir was einfallen.«
    Er wendet sich an Petursson.
    »Okay, was machen wir jetzt?«
    Petursson winkt ab. »Keine Ahnung. Du warst doch der, der sich etwas einfallen lassen wollte. Also los, lass dir was einfallen. Oder was meinst du, Datso?«
    Datso dreht sich weg und kotzt zur Seite ab.
    Petursson schaut einen Augenblick hin. Dann sagt er leise: »Mann, du hast wirklich Recht mit dem, was du da gerade von dir gibst.« Und dann kotzt Petursson ebenfalls los wie ein Feuerwehrschlauch.
    »Oh Mann, ihr seid aber auch dermaßen fertig. Na gut, dann wollen wir mal sehen … ich werde den Kerl flankieren. Vinnie, da hinten sind noch andere. Das sind die Typen, die Datso gesehen hat. Kannst du mir die vom Hals halten? Ich schnappe mir den MG-Schützen.«
    »Shibby, mein Freund. Ich werde dich de-he-cken.«
    »Okay, auf geht’s.«
    Wiecenek läuft ein Stück den Weg entlang. Da s MG eröffnet wieder das Feuer und Betzendorffs Sturmgewehr antwortet.
    »Mann, wenigstens klingen die Platzpatronen genau wie die in der Volksarmee«, sagt Wiecenek. Er spricht diese Worte leise vor sich hin, doch das Richtmikrofon des Berichterstatters fäng t die Worte auf.
    Wiecenek wartet die nächste Salve aus dem Maschinengewehr ab, dann stürmt er die Böschung hinauf. Oben angekommen wirft er sich auf den Boden und kriecht vorwärts. Eine Bodenwelle gibt ihm Deckung, verbirgt ihn vor den Blicken des MG-Schüt zen. Wiecenek kriecht noch ein Stück näher, dann springt er auf, das G3 im Anschlag.
    Und dort, kaum zehn Meter von ihm entfernt, kauert Uffz Kettler in einer Mulde und gibt einen weiteren Feuerstoß aus seinem Maschinengewehr ab. Dann schwenkt er die Waffe zu Wiecenek herum.
    Wiecenek geht leicht in die Knie und feuert drei Schüsse aus der Hüfte. Dann wirft er sich wieder zu Boden.
    Das Mikrofon fängt ein leises »ach, Scheiße« von Kettler ein. Wiecenek linst über die Bodenwelle und sieht dort Kettlers Hand, die den Helm schwenkt.
    »Alles klar«, ruft Wiecenek. »Ich hab' ihn erledigt. Gebiet feindfrei.«
    »Sehr gut, Herr Schütze.« Das ist Betzendorff. »Dann holen wir uns nun den Rest. Das war eine vorbildliche soldatische Leistung, Schütze Wiecenek.«
    »Du kannst mich mal soldatisch am Arsch lecken, du Wichser.« Wiecenek spricht gerade laut genug für das Richtmikrofon.

Szene 15: Abgehangenes

Weitere Kostenlose Bücher