FIDER (German Edition)
ich eine absolute Bombe platzen. Ihr werdet schon sehen.«
Begerow räkelt sich, als wolle er es sich besonders bequem machen.
»Also, passt mal auf. Ihr kennt ja alle den Schützen Stetschkin aus dem zweiten Zug, nicht wahr? Stetschkin und ich, wir haben uns im Mannschaftsheim kennen gelernt. Im Mannschaftsheim könnte man manchmal die Krise kriegen. Wir bekommen keinen Alkohol, in der Musikbox gibt es nur irgendwelchen Pop aus dem Süden und auf dem Projektor laufen immer wieder die gleichen alten Kriegsfilme rauf und runter. Ich glaube, das sind die Gründe, weswegen im Mannschaftsheim nicht viel los ist. Die Leute sitzen lieber auf ihren Stuben und spielen Karten. In jedem Fall saßen Stetschkin und ich an so einem typischen Abend beisammen und überlegten, was wir nun anstellen sollten. Natürlich kam schon bald die Sprache auf diese merkwürdigen Geheimbotschaften, die einige von uns angeblich empfangen. Ich dachte anfangs, ich könnte in dieser Diskussion richtig punkten, weil ich gleich zwei Leute auf der Stube habe, die Geisterstimmen gehört hatten. Stetschkin hatte aber noch mehr auf Lager. In seiner Gruppe gab es sogar einen, der diese Geisterstimme über Funk gehört hat – gemeinsam mit noch mindestens drei anderen. Das muss ziemlich gruselig gewesen sein. Die Stimme gab anscheinend nur total finsteres Zeug von sich, von wegen, wir seien alle in Gefahr und wir sollten die Truppe so schnell wie möglich verlassen. Na ja, bis dahin waren wir eigentlich alle ziemlich unbeeindruckt. Doch gerade in der letzten Woche waren dann ein paar Sachen passiert, die wir nicht mehr allzu lustig fanden.«
Während er spricht, legt Begerow seine Großspurigkeit me hr und mehr ab. Zuletzt klingt er nicht nur normal, sondern geradezu besorgt.
»Da war diese Geschichte mit der Waffenkammer. Letzte Woche Dienstag sollten wir wieder raus ins Gelände und haben unsere Gewehre abgeholt. Ein Kollege aus einer anderen Gruppe s pielte ein bisschen mit der Sicherung herum und zog aus lauter Langeweile mal am Abzug. Blöderweise hatte er vergessen, eine Sicherheitsüberprüfung zu machen, als er die Kanone empfangen hatte. Hätte er mal tun sollen. Das Ding ging nämlich mit einem Riesenknall los. Wie sich herausstellte, hatte irgendein Scherzbold eine Manöverpatrone in die Kanone gesteckt und die Waffe gespannt. Anfangs haben natürlich alle den armen Kerl niedergemacht, dem der Schuss losgegangen war. Haben ihm vorgeworfen, er habe bei der letzten Waffenabgabe geschlampt und ein durchgeladenes Gewehr abgegeben. Aber dann haben alle ihre Gewehre überprüft. Und was soll ich sagen: In jedem einzelnen Gewehr steckte eine Manöverpatrone. Alle Waffen waren durchgeladen. Das hätte also jedem passieren können. Natürlich haben alle an einen blöden Scherz der Waffenkammermuckel gedacht, aber die haben sich mit Händen und Füßen gewehrt. Leutnant Thorvald sah das ganze recht pragmatisch. Er meinte, auf diese Weise habe sich eindrucksvoll gezeigt, welche Soldaten auf eine Sicherheitsüberprüfung Wert legen und welche nicht. So durften wir alle eine Ausarbeitung über zwei Seiten schreiben. Thema: Sinn und Zweck einer Sicherheitsüberprüfung. Zum Glück ist niemand wegen dieser Geschichte rausgeschmissen worden. Zumindest nicht dass ich wüsste.«
Begerow schüttelt seinen Kopf.
»Und als sei das noch nicht genug gewesen, ist kurz darauf auf der Panzerringstraße auch noch ein Tonner abgeflogen. Ist zu schnell in eine Kurve gefahren und umgekippt. Der Fahrer ist ohne eine Schramme rausgekommen. Eigentlich nichts Schlimmes. Nur ein bisschen Blechschaden. Wir hatten aber nicht an diesen verdammten Reaktor gedacht. Plötzlich liefen da lauter Leute in Strahlenschutzanzügen herum. Das war auch ganz schön gruselig. Hinterher mussten alle, die in der Nähe gestanden hatten, zum Dekontaminieren. Die mussten unter die Dusche und wurden von oben bis unten mit harten Bürsten abgeschrubbt. Sahen aus wie Tomaten, als sie wieder raus kamen.«
Begerow zuckt mit den Schultern.
»Tja, so ist das. Irgendwo scheint der Wurm drin zu sein. Offenbar ist jemand unterwegs, der so viele Leute wie möglich aus den SKAV raus haben möchte. Stetschkin meinte, das sei nur wieder eine Strategie der Verantwortlichen um herauszufinden, wer wirklich Mumm hat und wer nur ein Maulheld ist. Soweit ich gehört habe, war das auch Datsos Einschätzung. Ich persönlich glaube das auch. Ich möchte nur nicht wissen, was passiert, wenn die Verantwortlichen es
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