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FIDER (German Edition)

FIDER (German Edition)

Titel: FIDER (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niels Peter Henning
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Prügel, aber andererseits wagt es auch niemand, ihn anzufassen. Ich finde ihn einfach nur lustig. Aber auch das kann mich nicht von meinem Entschluss abbringen. Tatsache ist, dass die Leute alle mit den Nerven zu Fuß sind. Die einen hören Stimmen, den anderen passiert irgendeine Scheiße, die sie nicht erklären können. Nein, meine Herren, ich setze mich ab. Wenn ihr Stetschkin, mich und meinen Schwanz noch aufhalten wollt, dann solltet ihr das sofort tun. Andernfalls sage ich heute schon einmal Adios. Ach ja, und was die Geschichte mit dem Waffenöl im Duschgel von Spaßvogel Kaminsky angeht: Das war kein geheimnisvoller Saboteur. Das war ich. War meine Retourkutsche für die Rohrtour neulich.«

Szene 21: Harakiri
     
    Originalmaterial. Drei Überwachungskameras innerhalb der UvD-Loge. Ruckartige Bewegungen durch geringe Bildwiederholrate. Körniges Bild. Farbfilm.
     
    Bild im Bild: Unteroffizier Kettler.
     
    »Jeder Soldat musste im Laufe der Ausbildung mindestens einmal als Gefreiter vom Dienst gemeinsam mit einem Unteroffizier für eine Nacht Dienst tun. In der Regel hatten weder Unteroffizier noch Gefreiter vom Dienst viel zu tun. Sie dienten tagsüber als eine Art Pförtner und nachts als Nachtwächter innerhalb des Kompanieblocks. Die äußere Sicherung übernahm die Kasernenwache, die von den SKAV gestellt wurde.«
     
    Petursson hat die Ehre, gemeinsam mit Uffz. Kettler seine Schicht abzuleisten. Wie ein kurzer Zusammenschnitt verschiedener Szenen zeigt, hat sich Kettler den Tag über zwar nicht überaus locker, aber doch kooperativ und einigermaßen freundlich benommen. Zuletzt ist es sogar zu einem Gespräch gekommen, in dem sich die beiden Männer über Peturssons Erfahrungen und Methoden als Unteroffizier unterhalten.
    Gegen 2100 zieht sich Kettler wie abgesprochen auf die Koje in der UvD-Loge zurück, um eine Runde zu schlafen. Er will Petursson dann gegen 0100 ablösen. Auf diese Weise sollen beide Männer jeweils vier Stunden Schlaf erhalten. Dummerweise endet Kettlers Ruhephase bereits gegen 2130, als aus einem der oberen Stockwerke Gebrüll ertönt.
    Petursson hat sich gerade in einen Pornoroman vertieft. Der Titel des Machwerks ist kurz zu erkennen: »Die gelehrige Schülerin«. Petursson blättert das Büchlein durch und überfliegt einige Seiten. Hier und dort stiehlt sich ein Grinsen a uf sein Gesicht. Das Grinsen verpufft, als von oben Begerows Stimme ertönt.
    »UvD! UvD! Schnell, hierher. Hier gibt’s gleich Tote!«
    Petursson springt auf, doch Kettler ist bereits auf den Beinen und schlüpft in seine Stiefel.
    »Ich sehe nach, was da oben los ist. Sie halten hier die Stellung.«
    Im nächsten Augenblick grabscht Kettler seine Handkamera vom Tisch und verschwindet die Treppe hinauf. Petursson schaut ihm noch einige Sekunden lang nach. Dann zuckt er mit den Schultern, setzt sich hin und nimmt sich »Die gelehrige Schülerin« wieder vor.
     
    Schnitt. Texteinblendung: »10 Minuten später.«
     
    Uffz. Kettler kommt zurück. Seine Miene spricht Bände. Was immer auch oben vorgefallen ist – es passt offenbar nicht in Kettlers Vorstellung von einem ruhigen Dienst als UvD.
    »Petursson, ich habe einen Job für Sie. Da oben hat sich ein Bekloppter auf dem Scheißhaus eingeschlossen. Spielt verrückt und meint, er wolle sich umbringen. Ich habe versucht, mit ihm zu reden, aber da war nichts zu machen. Ein paar Leute aus Ihrer Gruppe haben es auch schon versucht. Sie hatten genauso viel Erfolg wie ich. Der Kerl lässt niemanden an sich heran. Feldmann ist ihm als zukünftiger Gruppenführer suspekt, van den Pas ist ihm zu schwul, Leisinger ist zu aggressiv und Kasparek zu lasch. Schauen Sie mal, was Sie ausrichten können. Ich nehme mal an, als ehemaliger Unteroffizier haben Sie Erfahrung mit so etwas.«
    Petursson steht auf und stopft sich das T-Shirt in die Hose. »Mit Selbstmördern? Nein. Bei mir wollte sich noch niemand umbringen. Die wollten mich plattmachen, aber niemals sich selbst. Aber ich schaue, was ich machen kann.«
    Als Petursson die UvD-Loge verlässt, kommt Begerow gerade die Treppe herunter. Begerow wirkt ein wenig erschrocken, als er Petursson auf sich zukommen sieht, doc h Petursson hat keine Augen für ihn und eilt einfach an ihm vorbei. Bei Kettler hingegen hat Begerow weniger Glück.
    »Herr Schütze, kommen Sie doch mal her.«
    Begerow stoppt, als er schon beinahe die Tür erreicht hat und dreht sich zu Kettler um. »Ja … Herr Unteroffizier?«
    »Ihr Kamerad

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