FIDER (German Edition)
Baum zu Baum. »Wir haben unser Essgeschirr, Besteck und die Kordel aus den Butterdosen. Damit könnten wir etwas improvisieren. Einfach von Baum zu Baum strippen. Wenn jemand hineinläuft, dann fängt es an zu klappern. So kann sich niemand von hinten an die Wache heranschleichen. Was meint ihr?«
»Nicht schlecht«, sagt Kaminsky. »Wenn jemand kommt, dann mach t's 'Prrrffzzz', haha.« Er erzeugt ein Geräusch, das irgendwo zwischen einem Ploppen und einem Furz angesiedelt ist.
Betzendorff funkelt seinen Gruppenkomiker an. Petursson bemerkt den Blick und schaltet sich ein: »Mal im Ernst: So ein Frühwarnsystem wäre wirklich nicht übel.«
Betzendorff überlegt einen Augenblick. »Nein. Wir verlassen uns ausschließlich auf unsere Augen und unsere Ohren. Jeder Windhauch und jedes Eichhörnchen würde uns sonst stramm stehen lassen. Und jeder Feind, der in die Falle tappt, wü sste sofort, dass hier jemand auf ihn lauert. Das lassen wir schön bleiben.«
Petursson unternimmt noch einen Versuch: »Aber wir könnten zumindest …«
»Wir lassen es bleiben! Keine Stolperfallen, keine Frühwarnsysteme. Und jetzt verbessern alle noch einmal ihre Tarnung. Danach legen wir uns ab und dann ist da Ruhe drin!«
Szene 37: Hören und sehen bei Nacht
Originalmaterial. Verwackelte Bilder der Helmkameras. Massiver Grünstich durch Restlichtverstärkung.
Nacht.
Der Herbst ist auf dem Vormarsch und das Blätterdach der Bäume hat bereits einige Federn gelassen. Durch die Lücken sickert ein wenig Mondlicht bis zum Laub am Boden.
Die Männer haben das letzte Sonnenlicht genutzt, um sich in das Laub einzugraben und ihre Helme entsprechend zu tarnen. Mehr als impro visierte Schützenmulden waren in der Kürze der Zeit nicht machbar, doch sie bieten den Männern wenigstens ein wenig Deckung. Sieben Soldaten haben sich so in eine Reihe von Bodenunebenheiten verwandelt. Selbst bei strahlendem Sonnenschein hätte ein Passant Mühe gehabt, die Männer zu erkennen.
Eine der Bodenunebenheiten bewegt sich. Der kleine Hügel hört auf den Namen Vinzent van den Pas und bewegt sich beinahe völlig lautlos.
Vinnie erhebt sich in die Hocke und gleitet dann nach links, zu einem anderen Hügel hin. Nur einige trockene Blätter knirschen, wenn sie von den Spitzen der Kampfstiefel zerdrückt werden. Schließlich erreicht der Hügel van den Pas den Hügel Petursson, stößt ihn an und flüstert: »Ablösung.«
»Hm?«
»Psst. Ablösung. Du bist dran.«
»Vieluhrissn?«
Petursson zieht seinen linken Ärmel ein Stück zurück und wirft einen Blick auf die Leuchtzeiger seiner Armbanduhr.
»Halb drei Uhr morgens. Scheiße, das ist keine Zeit für mich. Ich hab' gerade so gut gepennt. War irgendwas?«
»Überhaupt nichts. Alles ruhig. Ein paar Minuten lang ist irgendein Tier herumgeschlichen. Glaube ich zumindest. Irgendetwas war da unterwegs und hat ein bisschen geraschelt. Es hat auch geschnauft und geschnüffelt. Vielleicht war's ein Fuchs. Gibt es hier Füchse? Vielleicht habe ich es mir auch nur eingebildet. Keine Ahnung. Gesehen habe ich jedenfalls nichts.«
Petursson räkelt sich ein wenig. »Mann, mir wäre echt wohler, wenn wir Stolperfallen gebaut hätten. Aber unser Römer weiß ja alles besser.«
»Ja, er ist schon ein ziemlicher Arsch. Kennt sich ganz gut aus, ist aber ein Arsch. Du hättest deine Klappe halten sollen, mein Lieber. Hättest du nichts gesagt, dann hätte er uns diese Fallen aufbauen lassen, da bin ich mir ziemlich sicher. Oder du hättest dagegen stimmen müssen. Der macht doch immer das Gegenteil von dem, was du vorschlägst. Na ja, was machen wir uns darüber Gedanken? Der Käse ist ohnehin gegessen. Ich hau' mich wieder hin. Ich glaube aber nicht, dass ich in diesem Gruselwald auch nur ein Auge zukriege. Mir ist schleierhaft, wie du es schaffst, hier draußen zu schlafen, wo doch alles so kalt und so hart und so unheimlich ist.«
»Komm bloß nicht auf die Idee, mit mir zu kuscheln. Sonst werde ich nämlich ziemlich unheimlich.«
Unterdrücktes Lachen.
»Ach was. Du wei ßt doch, ich stehe nur auf Männer mit Bart und … Moment mal! Hast du das gehört?«
Stille.
Dann wieder Vinnie: »Da, wieder! Gehört?«
Stille. Etwas schallt zwischen den Bäumen, am Rande der Wahrnehmbarkeit. Petursson legt seinen Kopf schräg und horcht.
»Ja, jetzt höre ich es auch. Was ist das?«
Stille.
Die Sekunden verticken.
Dann flüstert Vinnie: »Jetzt ist es weg.«
Das Geräusch ertönt erneut. Ein Teil
Weitere Kostenlose Bücher