FIDER (German Edition)
macht dir einen Vorwurf …«
»Oh doch, das tun diese Männer. Das wissen wir doch beide, nicht wahr? Und nun werden Sie den Männern erklären, dass ich keinen Fehler gemacht habe. Das ist ein Befehl, Herr Schütze Petursson. Ist das klar?«
Petursson schaut Betzendorff an. Lange. Dann grinst er und schüttelt den Kopf. »Mann, du bist vielleicht fertig. Also gut, wenn es dich glücklich macht.« Dann, lauter: »Hört mal alle her, ihr Säue. Unser Herr Gruppenführer hier hat die Marschkompasszahlen überprüft und mich erleuchtet. Wie es aussieht, waren wir völlig korrekt unterwegs, aber die Zahlen waren falsch. Wir sind über die falsche Brücke gelatscht und irgendwo hier draußen gelandet, weil irgendein Trottel vom Stab die Marschkompasszahlen falsch berechnet hat. Betz hat uns also korrekt geführt.«
Vinnie rührt sich als Erster. Er sagt: »Aber das ist ja entzückend.« Dabei klingt er wie eine kettenrauchende Dame. »Und was machen wir jetzt, so ganz alleine hier draußen im trüben Forst?«
Betzendorff richtet sich auf. Mit seiner Tarnung sieht er aus wie ein Gebüsch, dem plötzlich Beine gewachsen sind. »Es wird schon dunkel. Es macht keinen Sinn, den Rückweg bei Nacht zu suchen. Ich will nicht, dass jemand über eine Wurzel stolpert und sich die Knochen bricht. Außerdem würden wir einen Höllenlärm verursachen, auch wenn wir noch so sehr aufpassen würden.«
Petursson nickt. »Da stimme ich dir ausnahmsweise mal voll und ganz zu. Wir müssten zunächst einige Landmarken suchen, um uns zu orientieren. Dann müssten wir zum KVP zurück. Bis wir da ankommen, ist es tiefste Nacht. Wahrscheinlich schon früher Morgen. So nervös, wie die Jungs sind, knallen die uns am Ende noch ab, weil sie glauben, wir wären die Nordmänner.«
»Ich denke, hier draußen sind wir sicherer. Wir verbringen die Nacht hier und marschieren morgen früh zurück zur Brücke. Von dort aus folgen wir dem Flusslauf, bis wir die richtige Brü cke erreichen. Dann überprüfen wir die Marschkompasszahlen und setzen unseren Patrouillenweg fort, bis wir den KVP wieder erreichen.«
»Die ganze Nacht hier draußen.« Leisingers Stimme ist nicht mehr als ein Flüstern. »Völlig ohne Deckung und ohne Ausrüstun g. Na prima. Anscheinend habt ihr Spaßvögel vergessen, dass in diesem Gebiet Menschen verschwinden.«
»Ich sehe da keinen Grund zur Sorge«, sagt Petursson. »Wir werden die Nacht schon überleben. Wenn wir uns gut tarnen, eine Rundumsicherung legen und uns mi t der Wache abwechseln, dann kann sich niemand an uns heranschleichen. Nicht geräuschlos. Nicht in diesem Wald. Wir tragen warme Kleidung. Wir können problemlos eine Nacht auf dem Boden verbringen. Kommt schon, Leute, wir sind alle gestandene Frontschweine und haben schon mehr als einmal auf dem Sack gelegen und gepennt.«
»Stimmt«, sagt Kaminsky und kichert. »Schließlich sind wir ja keine Römer. Also, zumindest nicht alle.«
Die Bemerkung bringt ihm einiges Gekicher ein. Selbst Kasparek kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. Nur Betzendorff schließt sich der allgemeinen Heiterkeit nicht an.
»Ruhe jetzt! Ab sofort ist hier Ruhe drin! Wir bilden nun einen Sicherungsring geben uns gegenseitig Deckung. Bis zur Morgendämmerung sind es etwa acht Stunden. Wir teilen die Nacht also in acht Wachen ein. Jeder hält für eine Stunde Wache. Dabei übernehme ich die erste und die letzte Wache. Das ist meine Pflicht als Gruppenführer. Wir verhalten uns ruhig, bewegen uns sparsam und verlassen uns hauptsächlich auf unser Gehör. Sollten wir etwas Verdächtiges hören, dann alarmieren wir sofort die Gruppe. Sollte jemand versuchen, sich an uns anzunähern, dann rufen wir ihn laut an. Alles Weitere ist jedem Soldaten selbst überlassen. Wir haben alle eine Ausbildung genossen, also sollte jeder in der Lage sein, mit einer solchen Situation umzugehen. Hat noch jemand Fragen? Niemand? Dann gute Nacht, meine Herren. Leisinger? Sie übernehmen die zweite Wache.«
Petursson dreht sich noch einmal um. »Die werden uns im KVP vermissen. Hof fentlich schicken die kein Suchkommando aus. Wenn das nach Einbruch der Dunkelheit hier eintrifft, dann könnte das ziemlich hässlich werden, falls jemand von uns einen nervösen Schießfinger hat.«
»Das glaube ich nicht«, sagt Betzendorff, während er seine W affe überprüft. »Die werden nicht das Risiko eingehen, in der Dunkelheit noch eine Gruppe zu verlieren.«
»Wie wär's mit Stolperfallen?« Begerow deutet von
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